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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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auf einen Irrweg. Sie haben sich verrannt, Commander. Die Position, die Sie suchen, ist …«
    Die Injektionsnadel senkte sich in seinen Oberarm, und das barmherzige Neutralin brachte ihn zum Verstummen.

12.
Mark Brandis,
Chef Raumnotrettungsflotte UGzRR
Eingabe ins elektronische Bordbuch
    Es sind die Kleinigkeiten, die einem in den Sinn kommen, wenn man der großen Zusammenhänge gedenkt. Ich entsinne mich des Tages, an dem ich den alten Mann erstmals ›Ehrwürden‹ nannte. Es war auch das letzte Mal.
    Auf Stellanorm hatte der dort stationierte Arzt, Dr. Humperdingk, eine unplanmäßige Zwischenlandung des Versorgers Tonar genutzt und war vor drei Tagen mit Venus-Kurs auf Urlaub gegangen. Der Ersatzmann wurde frühestens in sechs bis sieben Tagen mit dem regulären Zubringerschiff erwartet. Dr. Michelson, mit dem ich sprach, bedauerte, uns unseren Patienten nicht abnehmen können. 
    »Ihm wäre damit nicht geholfen«, sagte er. »Neutralin spritzen können Sie schließlich selbst, Commander.«
    So war es. Und damit entfiel die Notwendigkeit, auf der Plattform eine Landung vorzunehmen.
    Wir passierten Stellanorm XIV mit etlichen Raummeilen Abstand. Wie ein absonderlicher silberner Zylinder stand die Station unter dem müde glimmernden Sternbild der Jungfrau, und ihre rechteckigen Fenster warfen das Licht der Sonne zurück wie lohende Schlünde.
    Ich hatte einen Blick in das Handbuch geworfen. 2071 erbaut, war Stellanorm XIV lange Zeit eine Reparaturplattform der strategischen Raumflotte gewesen, danach, in der Zeit des Bürgerkrieges, vorübergehend ein berüchtigter Verbannungsort. Mittlerweile hatte man sie umgerüstet und der Verwaltung durch das Ministerium für Raumerkundung unterstellt. Falls das Handbuch mit zuverlässigen Zahlen aufwartete, gingen auf der Plattform derzeit 173 Männer und Frauen ihrer wissenschaftlichen Arbeit nach: vornehmlich der radioteleskopischen Vermessung der Milchstraße. Wir überflogen die Position, auf der die Florence Nightingale gesichtet worden war, beschrieben im besagten Bereich einige Spiralen, ohne auf etwas – und sei es ein Trümmerstück oder weggeworfenes Kabelende – zu stoßen, und nahmen rotierenden Kurs auf die Plejaden. 
    Eine knappe Erklärung scheint mir am Platz zu sein. Vom normalen Kurshalten, das man sich als eine geschwungene, durch Eigengeschwindigkeit, Rotationen und Gravitationen bestimmte Verbindungslinie zwischen den Punkten A und B denken muß, unterscheidet sich der rotierende Kurs durch eine zusätzliche Dimension. Während das Schiff die A-B-Stecke abfliegt, vollzieht es gleichzeitig die Bewegung eines Riesenrades. Beide Bewegungsarten summieren sich, dem Prinzip nach eine Archimedische Spirale, zu einer imaginären Röhre, deren Durchmesser ein x-beliebiger sein kann. Zur Anwendung kommt diese Flugtechnik fast nur beim Absuchen einer nur annähernd bekannten Kurslinie. Ich gab dem rotierenden Kurs der Henri Dunant einen Durchmesser von 1000 Raummeilen, womit ich die relative, d.h. nutzbare Reichweite des Radars praktisch verdreifachte. Sollte sich die Florence Nightingale aus dem einen oder anderen Grund im havarierten Zustand auf dem von Stellanorm XIV gepeilten Plejadenkurs befinden, mußte ich sie mit etwas Glück und Ausdauer früher oder später aufspüren.
    An der Ausdauer fehlte es nicht, wohl aber am Glück.
    Vierzehn Stunden des Rotierens führten zu keinen neuen Erkenntnissen. Das Universum umgab uns mit gähnender Leere, gestaltloser Raum, in dem die Atome verlorene Inseln bilden. Das einzige Stück Materie, auf das wir stießen, war ein abgesprengter Lukendeckel eines VOR-Dingis, der längst kartographisch erfaßt war und auch in der entsprechenden Konserve auftauchte. Aus irgendeinem Grund trafen die VOR keine Anstalten, das Hindernis zu beseitigen. Ich betrachtete es eingehend durch das Bikolar. Das jahrelangen Driften hatte dem Lukendeckel nichts anhaben können –, er sah völlig neu aus. Von der Florence Nightingale hingegen fanden wir keine Spur. Erneut war eine Hoffnung – diesmal sogar eine sehr konkrete – zunichte geworden.
    Niedergeschlagen gab ich Order, den rotierenden Plejaden-Kurs noch weitere sechs Stunden einzuhalten und mich dann zu verständigen. Es war ein letzter Versuch, von dem ich mir schon nichts mehr versprach. Wenn man annahm, daß die Florence Nightingale beschädigt am Driften war, hätte ich sie nach menschlichem Ermessen längst aufgespürt haben müssen.
    Falls sie andererseits keine Probleme mit

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