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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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genug, um zu wissen, daß man mit einer auf sich gerichteten Pistole nicht diskutieren soll.

8.
    Die Nachricht erreichte Ruth O’Hara an dem Tag, an dem Stella-TV meldete, daß das Gesuch der VOR um Lieferung von Getreide und Reis abschlägig beantwortet worden war. Begründet wurde die Entscheidung des Konsuls damit, daß die EAAU noch zu sehr unter den Nachwehen der Großen Katastrophe litt, um Nahrung abgeben zu können. Es war der reine Hohn. Die Nachricht gelangte zu Ruth auf vielerlei Umwegen. Und nach vollzogener Entschlüsselung lautete sie:
    John Harris / Raider 13 / Dringend
    Die Verschlüsselung war flüchtig gewesen. Zu viele Leute im Haus kannten den gängigen VEGA-Code. Ruth wußte mit der Botschaft auf Anhieb nichts anzufangen. Raider 13 war ein altes Inspektionsschiff der VEGA, das auf der Veteranenrampe seiner Verschrottung entgegenrostete – und John Harris saß, als sie am späten Nachmittag ihr Büro noch einmal betrat, um ihren Mantel zu holen, leibhaftig hinter ihrem Schreibtisch, und vor ihm ausgebreitet lag der Inhalt ihrer Handtasche.
    »Sir!«
    Harris stand auf und bedachte sie mit einem Gefühlsausdruck, zu dem er sich im allgemeinen nicht verstieg: mit einem gewinnenden Lächeln.
    »Oh, Ruth! Manchmal bin ich ein ungeschickter Mensch! Gerade bin ich über Ihre Handtasche gestolpert. Ich bitte vielmals um Verzeihung.«
    Harris wandte sich zum Gehen. Ruth versuchte, ihn aufzuhalten.
    »Mr. Harris!«
    »Morgen, Ruth. Es ist spät.«
    Morgen. Oder: Es ist spät. Oder: Das hat doch Zeit. Der Chef der VEGA schien ein anderer Mensch geworden zu sein. Seit Tagen versuchte Ruth, zu ihm vorzudringen. Immer wieder wimmelte er sie ab. Er verschanzte sich hinter seiner neuen Vorzimmerdame und verschlossenen Polstertüren. Ruth, die daran gewöhnt war, bei ihm ein-und auszugehen, wußte sich sein Verhalten nicht zu deuten.
    Stand die verschlüsselte Botschaft damit im Zusammenhang? Die Gelegenheit, ihn danach zu fragen, war günstig. Sie waren allein im Büro.
    »Sir, bitte – ich habe noch eine Frage!«
    Harris winkte ab.
    »Nicht jetzt, Ruth. Ich bin in Eile.«
    Hinter Harris fuhr die Tür ins Schloß. Ruth machte sich achselzuckend daran, ihre Handtasche einzuräumen. Nichts fehlte.
    Was hatte Harris hier gewollt?
    Sonderbar.
    Ruth nahm ihren Mantel über den Arm, meldete sich visiofonisch ab und beendete einen Arbeitstag, der sicherlich befriedigender gewesen wäre, wenn sie Gehör gefunden hätte bei der Direktion. In einigen Fällen brauchte sie Harris’ Unterschrift, in einem anderen Fall nichts als seine Zustimmung. Aber Harris war entgegen allen Gepflogenheiten nicht für sie zu sprechen gewesen, als ginge er den Entscheidungen aus dem Weg.
    Ruth tröstete sich mit dem Gedanken, daß auch andere Mitarbeiter im Haus unter dem veränderten Wesen des obersten Chefs zu leiden hatten – zum Teil mit erheblichen Konsequenzen. Etliche Programme stockten.
    Ruth erreichte die geparkte Libelle , und davor machte sie plötzlich kehrt.
    Auf jeden Fall sollte sie sich Gewißheit verschaffen.
    Sie fand einen unbenutzten Koffercab, setzte sich hinter das Steuer und fuhr hinaus zur Veteranenrampe. Bis dorthin war es ein weiter Weg, und sie hatte Zeit und Gelegenheit, darüber nachzudenken, daß die Zeiten alles andere als normal waren. Sie beteiligte sich an den Vorbereitungen zu einem Staatsstreich – und auch John Harris mochte triftige Gründe haben, sich im VEGA-Gebäude zu gewissen Problemen nicht zu äußern.
    Der Raider mit der Nummer 13 stand auf der vorletzten Rampe, gleich neben den Kränen. Die Gangway fehlte. Ruth klomm die Steigleiter hinauf, zwängte sich durch die offene Schleuse, tastete sich durch das halbdunkle Schiff bis zum Cockpit und blieb plötzlich entgeistert stehen.
    In der Luft lag der Geruch von fauligem Blut, und der einarmige Mann, der schweratmend und mit wächsernem Gesicht im Inspektorensessel kauerte, war ebenfalls John Harris.
    Seine Lippen bewegten sich.
    »Ruth!« krächzte er. »Ich fürchtete schon, Sie kämen nie.«
    Ruth starrte ihren Chef an wie eine Erscheinung.
    »Ich verstehe nicht, Sir!« entfuhr es ihr.
     
    Und nun kreiste der Raider mit der Nummer 13 in einer Umlaufbahn um den Mond, und von John Harris war nicht mehr zu erfahren, wie man ein solches Schiff, auf dem die meisten Armaturen längst nicht mehr anzeigten, heil hinunterbrachte auf festen Boden. John Harris war bewußtlos.
    Ruth O’Hara hat Erfahrung als Pilotin – doch um mit dem großen alten

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