Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
geliefert.«
»Wir müssen ins Innere«, drängte Jules. »Wenn nur eine kleine Besatzung an Bord ist, haben wir gute Chancen, daß wir sie allein und ohne Hilfe überwältigen.«
»Die Wartungsluke sieht mir am günstigsten aus«, meinte Yvette. »Wir müssen es bloß schaffen, hinzukommen.«
»Andockvorrichtungen gibt es nicht, und auch wenn es sie gäbe, würde man uns keine Zeit lassen, sie zu benutzen«, antwortete Jules. »Wir müssen im Vorbeifliegen abspringen. Was meinst du, kannst du näher heran und uns abwerfen?«
Pias lächelte verkrampft. »Ich gehe so knapp ran, daß ich die Farbschicht im Vorbeifliegen abschürfe. Aber jetzt brauche ich ein paar Sekunden, um in die richtige Ausgangsposition zu kommen.«
Das war für Jules und Yvette das Stichwort zum Verlassen des Kontrollraumes. Die Fortbewegung innerhalb eines Schiffes, das ständig und abrupt beschleunigte, war sehr schwierig. Sie kamen nur Schritt für Schritt weiter und mußten sich an Wänden, Sitzgelegenheiten, kurz an allem möglichen festhalten. Erschwert wurde die Sache noch durch die starren, schweren Anzüge, die jede Bewegung zu einem mühsamen Unterfangen machten, obwohl sie an das Tragen der Anzüge seit Jahren gewöhnt waren.
Langsam bewegten sich die beiden längs der Mittelachse durch das Schiff zur Luftschleuse. Kaum befanden sie sich in der Kammer, und die innere Tür war hinter ihnen geschlossen, als sie die äußere öffneten und sich der tiefen Schwärze des interstellaren Raumes gegenübersahen.
»Du mußt uns hier wie einen Stein aus der Schlinge herausschleudern«, erklärte Jules über Funk Pias. »Sag uns, wenn du ganz nahe herankommst. Wir stoßen uns ab, und der Vorwärtsschwung, den wir vom Schiff mitbekommen, müßte uns direkt zum Rumpf der Station tragen.«
»Alles klar«, gab der Pilot gutgelaunt zurück. »Habt ihr die Nummer von einem Vetter gelernt, der als menschliche Kanonenkugel auftritt?«
»Diese Nummer haben wir nicht im Programm«, sagte Yvette. »Leider müssen wir improvisieren.«
Es dauerte eine Weile, bis Pias, der sich in irrem Zickzackkurs durch das tödliche Strahlenfeld bewegte, Le Lapin in die richtige Position bringen konnte. Schließlich war der Augenblick für die entscheidende Bewegung gekommen. »Los jetzt!« rief er den anderen zu. Die Nase seines Schiffs direkt auf die Wartungsluke gerichtet, raste er mit Höchstgeschwindigkeit auf die Gefechtsstation zu.
Strahlerschüsse streiften harmlos durch den leeren Raum um ihn herum, während er eisern den Kollisionskurs hielt. Manche Schüsse verfehlten die Le Lapin nur um wenige Meter, aber Pias hielt zähneknirschend durch. Der Abstand zwischen seinem Schiff und der Station verringerte sich immer schneller. Er beobachtete alle Geräte gleichzeitig und betätigte seelenruhig Schalter und Hebel. Flog er jetzt zu schnell, würden Jules und Yvette hinaus in den leeren Raum geschleudert anstatt auf die Oberfläche der Station. War er aber zu langsam und reagierte zu spät, dann würde er nicht mehr ausweichen können und gegen die Oberfläche des Metallplaneten krachen.
Als die Angaben auf seinem Bildschirm in etwa dem von ihm errechneten Kurs entsprachen, glitten seine Hände eilig über die Konsole. »Jetzt!« rief er über Funk, während er gleichzeitig die Hilfsdüsen für eine rasche Seitwärtsbewegung aktivierte.
Wie vorausgesagt kam er so nahe an die Gefechtsstation heran, daß er beinahe den Anstrich abschürfte. Wäre die Station eine glatte Kugel gewesen, dann wäre auch sein Manöver präzise ausgefallen, und er wäre um Haaresbreite an der feindlichen Festung vorbei hinaus ins All gejagt.
Leider war die Gefechtsstation aber keine glatte Kugel. Die ständig in Rotation befindlichen Geschütztürme stellten einen unberechenbaren Faktor in der Beschaffenheit der Oberfläche dar. In dem Augenblick, als das Schiff ausscherte, schwenkte einer der Türme aus und ragte direkt in seine Flugbahn. Die Spitze des Geschützlaufs streifte das Schiff nur ganz leicht. Bei der Geschwindigkeit, die Pias hatte, war dies allerdings eine Katastrophe. Der Zusammenprall erschütterte das Schiff so heftig, daß Pias fast von der Beschleunigungsliege flog. Sodann geriet es ins Trudeln und konnte den Kurs nicht mehr halten. Er versuchte, die Steuerung wieder in den Griff zu bekommen und das Schiff zu stabilisieren. Damit aber wurde seine Aufmerksamkeit von der wichtigen Aufgabe abgelenkt, den tödlichen Strahlen auszuweichen.
Es konnte nicht
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