Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Newforest alle, und daher auch die Töchter adeliger Familien, im Messerkampf unterwies. Beti war weit davon entfernt, Meisterin darin zu sein, aber zumindest war sie imstande, sich zu wehren.
Ein Lichtstreifen fiel ins Zimmer, als die Tür geöffnet wurde. Zuerst konnte Beti von ihrem Standort hinter der Tür aus nichts sehen, dafür hörte sie das unverkennbare Summen eines Betäubers. Der Angreifer hatte auf das Durcheinander von Kissen und Decke auf dem Bett gefeuert, weil er Beti darin vermutete. Er fühlte sich daraufhin sicherer und öffnete die Tür weiter, um ganz einzutreten.
Beti zwang sich zu warten, bis er im Zimmer stand und sie ihn sehen konnte. Erst jetzt wurde sie aktiv. Zwei Schritte vor, und der Mann hatte das Messer zwischen den Rippen. Ihr Training im Messerkampf hatte sie nicht auf das Gefühl vorbereitet, das sich einstellt, wenn das Messer einen lebendigen Menschen durchbohrt. Beti war so aufgeregt, daß sie gar keinen Schock empfand. Ihr einziges Bestreben war es, den Mann, der ihr nach dem Leben trachtete, zu töten oder zumindest unschädlich zu machen.
Er stieß einen Seufzer aus, in dem sich Verwunderung und Schmerz mischten, und drehte sich unbeholfen nach dem Angreifer um. Er versuchte, auf sie zu schießen, doch war der Schock der Stichwunde zu groß. Die Waffe entglitt ihm, er ging zu Boden und hätte beinahe Betis Messer mitgerissen. Ihrem festen Griff war es zu verdanken, daß sie es aus der Wunde ziehen konnte, als er hinfiel.
Nun wurde sie von hinten an der Schulter gepackt. Erschrocken mußte sie erkennen, daß der Eindringling nicht allein gekommen war. Sie fuhr herum und stach auf dem Mann ein, der sie festhalten wollte. Auf seiner Stirn klaffte eine blutende Wunde, die ihn aufschreien ließ, er ließ Beti los. Sie konnte hinter ihm die Umrisse eines Dritten erkennen, und ihr Mut drohte sie zu verlassen, als sie erkannte, daß es aus diesem Hinterhalt wahrscheinlich kein Entkommen gab.
Mit aller Kraft stieß sie den zweiten Eindringling gegen den Türrahmen. Dann stürzte sie sich wild das Messer schwingend auf den Dritten. Es gelang ihr nicht, ihm gefährlich nahe zu kommen, doch wich der Kerl respektvoll nach hinten aus, als er sah, was sie seinen Gefährten angetan hatte. Dieser kleine Rückzug genügte, daß sie sich an ihm vorüber durch die Tür drängen konnte. Beti lief aus vollem Halse um Hilfe schreiend den Gang entlang. Daß jemand eine Tür öffnen und ihr helfen würde, erwartete sie nicht, sie hoffte vielmehr, daß jemand die Hoteldirektion anrufen würde - und sei es auch nur, um sich über die kreischende Irre zu beklagen, die den Nachtschlaf störte.
Der dritte Angreifer war der mit der schwersten Bewaffnung. Ein Strahlerschuß zischte durch die Luft und verfehlte die Flüchtende nur um Haaresbreite. Der zweite Mann zischte: »Doch nicht hier drinnen, du Idiot!« und der Beschuß hörte auf. Der eine Schuß hatte genügt, um Beti noch mehr zu beflügeln. Als die beiden die Verfolgung aufnahmen, bog sie bereits um eine Ecke und hielt nach einem Ausweg Ausschau.
Am Ende des Ganges sah sie eine als Feuerausgang bezeichnete Tür. Auf Hochschwerkraftwelten wie DesPlaines wurde meist ein- oder höchstens zweigeschossig gebaut, und das Hotel bildete keine Ausnahme. Betis Zimmer lag im ersten Stock, sie mußte also nur ein paar Stufen hinunter ins Erdgeschoß, die sie vorsichtig hinter sich brachte. Bewohner von Planeten mit hoher Schwerkraft mußten bei der Überwindung von Höhenunterschieden stets auf der Hut sein. Auch ein Sturz aus geringer Höhe konnte Knochenbrüche, schlimmstenfalls sogar den Tod bedeuten. Beti wollte nicht, daß eine Ungeschicklichkeit ihrerseits den Angreifern half, ihr Ziel zu erreichen.
Die Typen kamen durch die obere Tür, als Beti die Tür im Erdgeschoß erreicht hatte. Wieder zischte ein Schuß an ihr vorbei und traf voll die Tür, als sie nach der Klinke greifen wollte. Sie erlaubte sich kein Zögern, riß die Tür auf und lief hinaus in die dunkle Nacht.
Beti befand sich jetzt in einer dunklen Gasse neben dem Hotel. Der Boden unter ihren bloßen Füßen war kalt und feucht. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Die Hauptstraße war links, dreißig Meter weit entfernt. Tief durchatmend lief sie in diese Richtung, stieß jedoch in der Dunkelheit gegen einen Kistenstapel, der ihr den Weg versperrte. Sie fluchte schmerzerfüllt, lief aber unbeirrt weiter. Das dumpfe Getrappel ihrer Füße bildete den Kontrapunkt zu
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