Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
während er die Abdankungserklärung diktierte. »›Ich, Phillip Masson, ehemaliger Herzog des Planeten Islandia, lege vom heutigen Tag an sämtliche Ränge und Titel nieder, die mir verliehen wurden, und verzichte auf alle Herrschaftsansprüche, die mir vom Kaiser überantwortet wurden. Weiterhin ernenne ich Ernst Brecht zu meinem gesetzlichen Nachfolger in allen Rängen, Titeln und Herrschaftsansprüchen und übertrage seinen Nachkommen die erbliche Nachfolgen Das müßte reichen. Unterschreiben Sie und datieren Sie die Erklärung. Vergessen Sie nicht das herzogliche Siegel.«
Natürlich wußte Jules, daß das Dokument aus verschiedenen Gründen ungültig war, nicht zuletzt deswegen, weil es unter Druck zustande gekommen war und vor dem Gesetz nicht anerkannt werden würde. Aber dieses Papier würde mehr als alles andere seine und Vonnies hochverräterischen Pläne beweisen. Es war ganz und gar illegal, daß ein Herrscher abdankte, ohne zuvor beim Kaiser darum angesucht zu haben, und auch wenn er die Erlaubnis erhielt, war es undenkbar und ungesetzlich, daß er seinen eigenen Nachfolger bestimmte. Die Erbfolge war in der Stanley-Doktrin genau festgelegt. Wenn ein Edelmann aus irgendeinem Grund seinen gesetzmäßigen Erben zu enterben wünschte, dann mußte er seinen Titel an die Krone zurückgeben und es dem Kaiser überlassen, einen Nachfolger zu benennen.
Da er gegen diesen Grundsatz kaiserlicher Gesetzgebung verstoßen hatte, stand Jules weit über einem gewöhnlichen Verbrecher. Er hatte es auf das Imperium abgesehen, sich dessen Autorität angemaßt und sich darüber erhoben. Das war schlicht und einfach Hochverrat, und das Imperium bewertete Hochverrat weitaus schwerwiegender als alle andere Verbrechen, die jemand auf dem Kerbholz haben mochte. Die Regierung eines so gewaltigen und ausgedehnten Reiches war gezwungen, auch die leisesten Anzeichen von Verrat gründlich und vor den Augen der Öffentlichkeit zu ersticken.
Jules las die Erklärung durch und zwang sodann Herzog Phillip, ihn zu seinem Bodenfahrzeug zu begleiten und die Leibwächter, Angehörigen und Angestellten zurückzulassen. Die würden in Kürze zu sich kommen und spielten im Plan der d'Alemberts keine Rolle.
Jules fuhr nun zum größten Sender des Planeten, wo er dank der herzoglichen Autorität und seiner Waffe einfach die laufende Sendung unterbrach, um die Abdankungserklärung verlesen zu lassen. Dann hielt Jules eine kurze Ansprache an sein Volk und gab Platitüden über das zu erwartende herrliche Leben unter seiner Herrschaft von sich. Vom Sender brachte Jules den Herzog zum Gefängnis, wo sie von Yvonne freudig begrüßt wurden. Der Herzog bekam eine Einzelzelle.
Zwei Stunden später erhob sich vom Raumflughafen Islandia ein Schiff in den Himmel. Jules und Yvette konnten es vom Polizeigebäude aus beobachten. Der Anblick entlockte ihnen ein befriedigtes Lächeln. Dem Kapitän dieses Schiffes war der Umsturz wohl in die Glieder gefahren, und er trachtete, sein Schiff aus der Gefahrenzone zu bringen, solange sich die Möglichkeit dazu bot. Er hatte ja keine Ahnung, daß hinter dem ganzen Coup bloß zwei Personen standen, und wollte unbedingt vermeiden, daß seine Fracht konfisziert oder seine Leute zurückgehalten wurden. Draußen im All würde er sofort einen Hilferuf aussenden, und das Imperium würde wissen, was sich hier zugetragen hatte. Die d'Alemberts hatten mit ihrem Handstreich gewartet, bis einige Schiffe im Hafen lagen, damit sie sicher sein konnten, daß wenigstens einem Kapitän die Nerven durchgingen und er Reißaus nehmen und die Neuigkeit weitergeben würde.
Sie hatten das Ihre getan, jetzt hieß es abwarten.
Um sie herum war ganz Islandia in Aufruhr. Der Umsturz stellte das dramatischste Ereignis in der kurzen Geschichte des Planeten dar, und alles war gespannt, was als nächstes passieren würde. Die Mehrheit war empört - Herzog Phillip hatte sich großer Beliebtheit erfreut -, doch war sie nicht imstande, ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen. Da der Herzog, die Polizei und die SOTE-Leute im Gefängnis saßen, war keine Führung da, die die Bevölkerung zu einer schlagkräftigen Streitmacht zusammengeschweißt hätte. Auch waren die Waffen, die den Bürgern zur Verfügung standen, der Artillerie nicht gewachsen, die die d'Alemberts dem SOTE und der Polizei abgenommen hatten. Unter der Bevölkerung brodelte es, doch sie unternahm nichts.
Für Jules und Yvonne schleppte sich die Zeit mit Routinearbeiten dahin.
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