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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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dringend benötige. Er selbst habe nicht die Macht, dagegen einzuschreiten. Sie hätten ihm gut gedient, aber nun müssten sie ihre Pflicht tun.
    Es war eine schlichte Ansprache, die bewegte und scheinbar ohne große Redekunst auskam. Doch ich dachte mir dabei, dass Julian nicht vergeblich bei den klügsten Köpfen Athens studiert hatte.
    Hinterher gab es glänzende Augen und nasse Wangen, und bald darauf gingen die Offiziere Arm in Arm, von Fackelschein begleitet, in die dunkle Nacht.
    Als sie fort waren und nur noch Marcellus und ich bei Julian saßen, schaute er über die geleerten Becher und abgenagten Knochen und sagte: »Ich habe nichts getan, dessen ich mich schäme. Doch eines habe ich übersehen.«
    Marcellus fragte, was er meinte.
    »Ich habe die Männer eingeladen, um zu erfahren, was sie denken.« Er hielt inne und konzentrierte sich. Er war das Trinken nicht gewöhnt und hatte ein bisschen zu viel Wein genossen. »Ich habe sie danach gefragt, und sie haben es mir gesagt. Aber sie haben es auch einander offenbart.«
    Marcellus blickte ihn fragend an.
    »Verstehst du nicht? Bis heute Abend konnte jeder nur vermuten, was der andere dachte. Jetzt wissen sie es. Das Wissen hat sie geeint.«
    Später, als Marcellus und ich im Bett lagen, unterhielten wir uns noch darüber. Es war still im Palast, doch wir ahnten neue Gefahren, an die wir bis dahin nicht gedacht hatten.
    Ich hatte etwas über Nevitta gesagt, denn meine Abneigung gegen diesen Mann war nach diesem Abend noch gewachsen. Nun aber waren wir beide in Schweigen versunken, und ich betrachtete die Lampenschatten an der Decke, während mir so allerhand durch den Kopf ging. Gähnend drehte ich mich um. Plötzlich sprang Marcellus auf und lief ans Fenster.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Still! Horch!«
    Aber da war ich schon aus dem Bett, denn ich hatte es ebenfalls gehört: Angriffsgebrüll wie in der Schlacht, ein Heer wütender Männer, das sich im Laufschritt skandierend näherte.
    Marcellus öffnete das Fenster. Ein kalter Wind wehte herein und blies die Lampe aus. Ich hörte einen Ruf. Irgendwo unter uns erklang das Geräusch eiliger Schritte. »Komm«, sagte Marcellus, zog sich an und warf mir meine Tunika zu.
    Am Fuß der Treppe hetzte ein erschrockener Sklave an uns vorbei wie ein Hase, der vom brennenden Acker flüchtet. Marcellus packte ihn beim Arm und riss ihn zurück. »Beruhige dich!«, sagte er streng.
    Der Sklave starrte ihn mit großen Augen an und versuchte sich loszuwinden. »Lauft!«, rief er. »Die Legionen kommen. Sie stürmen den Palast!« Er riss sich los und stob davon.
    »Dann hat es begonnen«, stellte ich fest. »Wir sollten zu Julian gehen.«
    Er war nicht in seinen Gemächern. Die Tür stand offen, und kein Posten hielt Wache. Wir trafen nur seinen Leibdiener an, der sich am Fenster den Hals verrenkte. Er sagte uns, der Cäsar sei zu seiner Gemahlin gegangen; er habe bereits einen Sklaven zu ihm geschickt, wenngleich der Cäsar den Lärm inzwischen selbst gehört haben müsse. So eilten wir weiter und nach draußen in den hoch ummauerten Außenhof. Das war ein Fehler, denn im selben Augenblick strömten die ersten Legionäre durch das Tor.
    Marcellus packte meinen Arm und zog mich in die Ecke, während ein Strom brüllender Männer mit blankem Schwert in den Hof drang und ihn von Wand zu Wand füllte. Die Vordersten trugen die gefärbten Felle und Abzeichen der Petulantes. Hinter ihnen folgten die Kelten und die Hilfstruppen. Es drängten mehr in den Hof, als er fassen konnte, und wir wurden so fest an die Mauer gedrückt, dass wir uns nicht mehr vom Fleck bewegen konnten.
    Dann skandierten sie, angeführt von der vordersten Reihe: »Julian! Julian! Julian! Julian!« Es wurde immer lauter, da die hinteren Reihen den Ruf aufnahmen, sodass er sich ausbreitete wie Feuer im trockenen Unterholz, bis durch das Tor hinaus in die Dunkelheit. Julians Name wurde endlos wiederholt; es klang wie eine Aufforderung zum Kampf, hallte von den Steinmauern und Fensterläden wider, vibrierte im Boden und schrillte in den Ohren. Und noch immer drängten Männer in den Hof, immer mehr, ein ganzes Heer. Es stank nach Wein und Bier und Soldatenschweiß. Dann setzte in ihrer Mitte ein neuer Rhythmus ein und wurde weitergetragen, mischte sich mit Jubelschreien und wilden Schlachtrufen. Zuerst verstand ich es nicht, doch dann wurden mir schlagartig die Hände kalt, als ich die Worte begriff. »Julian Augustus! Julian Augustus! Julian Augustus!«,

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