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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Entscheidungen wie dieses Autobahnprojekt zustande.“
    Sie gingen noch ein Stück, und Chris rückte dabei näher an Jonas heran. „Fast wie früher“, flüsterte sie. „Wir sind oft unter den Sternen spaziert, weißt du noch?“
    „Stimmt. War schon gar nicht so schlecht mit uns beiden“, brummte er. Als sie ihm das Gesicht zuwandte, sah sie, daß er lächelte.
    Am Ende der Straße machten sie kehrt, um langsam zu Jonas‘ Wagen zurückzuschlendern - und blieben beide wie angewurzelt stehen. Jonas stockte hörbar der Atem, und Chris umklammerte seinen Arm.
    Vor ihnen, ungefähr auf der Höhe von Honadels Haus, stand das ganze, große Wolfsrudel. Chris sah im Laternenlicht gelb leuchtende Augenpaare und silbrig schimmernde Wolfsgestalten. Inmitten des Rudels ragte groß und bärenhaft der Mann auf, der ihr nachts am Gehege solche Angst eingejagt hatte.
    „Verdammt!“ knurrte Jonas mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich habe meine Pistole nicht bei mir.“
    Die Wölfe hoben die Köpfe und stimmten ein gewaltiges Geheul an. In den Häusern entlang der Straße gingen die Lichter an, Fenster wurden geöffnet. Und in die Stille, die auf das Heulen folgte, rief der Mann mit dröhnender Stimme:
    „Menschen von Buchfeld! Ich bin hier, um einen von euch zu holen, der schlecht gegen das Land gehandelt hat! Ich bin hier, um euch an eure Pflichten zu erinnern! Der Tod, den ich bringe, soll euch eine Warnung sein! Lernt wieder auf richtige Weise zu beten, zu danken und zu tanzen. Ihr nehmt nur noch und habt das Geben verlernt. Der Energiefluß ist sehr schwach geworden, weil ihr eure Pflichten nicht mehr erfüllt! Wenn er durch eure Schuld ganz erlischt, stirbt das Land und ihr mit ihm!“
    Entsetzt sah Chris wieder das Doppelbild. Wie ein Phantom überlagerten die dunkel und unheimlich aufragenden Umrisse des Bärenwesens die Gestalt des Mannes.
    „Siehst du ... den Bären auch?“ fragte sie Jonas ängstlich.
    „Einen Bären? Nein“, antwortete Jonas, und sie konnte deutlich hören, daß auch er sich fürchtete. „Aber, mein Gott. Seine Stimme ist so laut, daß ihn selbst bei geschlossenem Fenster alle Leute in der Straße gehört haben müssen!“
    Dann fiel in die Stille ein entsetzlicher, gepeinigter Schrei.

    Nachdem Chris Adrian und Jonas sich verabschiedet hatten, war Sabine Honadel nach oben gegangen, um nach den Kindern zu schauen. Die kleine Nadine schlummerte tief und fest, hatte das Gewitter offensichtlich verschlafen. Tim war wach, und Sabine mußte ihm noch einen Gutenachtkuß geben und ihm gut zureden, ehe er sich wieder richtig hinlegte und die Augen zumachte.
    Als sie die Treppe herunterkam, rief Jochen aus dem
    Wohnzimmer: „Komm, Kleines, setz dich noch ein bißchen her zu mir!“
    Er saß auf der Couch, hatte sein verletztes Bein hochgelegt und den Fernseher eingeschaltet. In der einen Hand hielt er die Fernbedienung, in der anderen sein Bierglas. Sabine setzte sich neben ihn. Er stellte das Glas ab und legte den Arm um ihre Schultern. „Soll ich nicht lieber die Verandatür zumachen, wegen der Mücken?“ fragte sie.
    „Nein, laß ruhig noch ein bißchen frische Luft herein.“ Er küßte sie auf die Wange. Sein Atem roch nach Bier. „Und, wie findest du Chris Adrian, Häschen?“
    Er hatte ihr erzählt, was für eine „verrückte Ziege“ Chris früher gewesen war, aber sehr verrückt war sie Sabine gar nicht vorgekommen, sondern so sympathisch, daß sie mit dem Gedanken spielte, sie einmal im Wildpark zu besuchen - falls Jochen nichts dagegen hatte, natürlich. „Nun, sie...“
    „Ja. Hat sich doch noch ganz ordentlich rausgemacht. Hat sogar ein Biologie-Diplom. Beachtlich, wenn man bedenkt, aus welchen Verhältnissen sie kommt. Klar, daß sie was gegen die Autobahn hat. Hätte mich gewundert, wenn es anders wäre. Ich wette, daß sie die Grünen wählt.“ Er zappte durch die Programme, ohne richtig hinzusehen. Während er sich Bier nachgoß, sah Sabine auf dem Bildschirm einen Mann mit einem langen, blutigen Messer auf eine nackte Frau einstechen, dann folgte ein Werbespot für Eiscreme.
    „Was glaubst du, geben Jonas und sie ein hübsches Paar ab?“
    Chris mußte ungeheuer mutig sein. Mit Rucksack und Zelt allein durch die kanadische Wildnis zu wandern. Ich könnte das niemals, dachte Sabine, ich mit meinen vielen Ängsten, gegen die nur Tabletten helfen. Schlaftabletten und Tranquilizer. „Na ja...“
    „Ich wette, Jonas ist schon wieder genauso verrückt nach ihr wie früher.

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