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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Ganz schön kräftig ist sie geworden. Na ja, wenn man auf so was steht. Einigermaßen normal scheint sie ja inzwischen zu sein. Früher sah‘s doch arg danach aus, daß sie genauso in der Klapse landen würde wie ihre Mutter.“
    Sabine glaubte, draußen auf der Veranda eine Bewegung wahrgenommen zu haben, einen Schatten, der dort nicht hingehörte. „Jochen...“
    „Au! Verdammt! Warum tut das blöde Bein plötzlich so weh? Es pocht und brennt so!“
    Der Schatten verschwand nicht. Er war immer noch da und näherte sich der Verandatür.
    „Jochen. Ich glaube, da ist... etwas draußen...“
    Er stand auf. Als er dabei das Bein belastete, stöhnte er auf und hielt sich den Oberschenkel. „Ach, Scheiße! Unsinn. Du siehst wieder mal Gespenster.“ Er humpelte auf die Verandatür zu, wohl, um sie zuzumachen, doch in der Mitte des Zimmers blieb er wie angewurzelt stehen. Ein Kopf schob sich ins Licht des Wohnzimmers, silbergrau, mit großen, spitz zulaufenden Ohren, einer schwarzen Nase. Ein ... Wolfskopf . Sabine hörte, wie der Wolf schnüffelte und witterte. Es war ein stattliches, mächtiges Tier, das dort in der Tür stand und Jochen anschaute, der sich noch immer nicht rührte. „Wo ... kommst du denn her?“ fragte Jochen mit zitternder Stimme. Der Wolf stand ruhig da, lediglich seine Ohren bewegten sich, als Jochen sprach. Er beobachtete Jochen aus runden, gelb leuchtenden Augen. Von Sabine schien er keine Notiz zu nehmen.
    „Verschwinde!“ zischte Jochen. „Mach, daß du rauskommst!“ Er ging einen Schritt auf den Wolf zu, der daraufhin den Kopf senkte und ihn von unten her anstarrte.
    In diesem Moment erscholl draußen auf der Straße ein gewaltiges Geheule, das Sabine durch Mark und Bein ging. Sie fuhr von der Couch hoch. Eine dröhnende Männerstimme schrie Worte, die für Sabine überhaupt keinen Sinn ergaben. In der anschließenden, unheimlichen Stille veränderte sich der Gesichtsausdruck des Wolfes. Seine gelb leuchtenden Augen wurden schmal, die Schnauze verzerrte sich, lange, spitze Fangzähne blitzten auf. Er duckte sich zum Sprung.
    Ohne zu überlegen, rannte Sabine in die Küche, packte das lange Tranchiermesser und stürzte ins Wohnzimmer zurück, gerade als der Wolf Jochen ansprang. Jochen fiel nach hinten. Sabine sah, wie die Zähne des Wolfes sich in Jochens Hals gruben. Eine grellrote Blutfontäne spritzte hervor. Jochen stieß einen gräßlichen, gurgelnden Laut aus. Er lag auf dem Rücken. Der Wolf hielt ihn bei der Kehle gepackt, und seine Schnauze färbte sich rot von Jochens Blut. Etwas in Sabine brach auf, ein Schrei, der ihr vielleicht schon sehr lange Zeit in der Brust gesteckt hatte, löste sich und erfüllte das Zimmer. Sie schrie und schrie, und ihr Arm mit dem Messer stach auf den Wolf ein. Der Wolf ließ Jochens zerbissene Kehle los, wo aus der durchtrennten Halsschlagader das Blut sprudelte, jaulte schrill und klagend und schnappte nach Sabine, doch sie wich ihm aus und rammte das Messer immer wieder in seinen Leib, und ihr schrilles Kreischen vereinigte sich mit dem gepeinigten Jaulen des Wolfes.

    Eigentlich waren es zwei unterscheidbare Stimmen: das panische Kreischen einer Frau und die Todesschreie eines Tieres. Chris und Jonas rannten gleichzeitig los, zu Honadels Haus. Ohne sich weiter um den Mann und das Wolfsrudel zu kümmern, liefen sie um das Haus herum und sprangen über den Jägerzaun in den Garten. Dann standen sie keuchend auf der Veranda und starrten ins hellerleuchtete Wohnzimmer, wo die plappernden Stimmen irgendwelcher Talk-Show-Gäste aus dem Fernseher drangen. Zuerst sah Jonas Sabine, die wie eine Salzsäule in der Mitte des Zimmers stand, mit beiden Händen ein langes, blutiges Messer umklammernd. Er sah den sterbend auf der Seite liegenden Wolf, dessen zitternde Flanke von Messerstichen zerfetzt war. Er sah Honadels starr zur Decke blickende Augen, die klaffende Wunde an seiner Kehle, aus der sich eine Blutfontäne über den Teppich, den Couchtisch und Sabines Kleid ergossen hatte.
    Jonas taumelte von der Veranda und erbrach sich würgend hinter Honadels Thujenhecke. Als er sich zitternd den Mund abgewischt hatte und das Zimmer betrat, war Chris bereits zu Sabine gegangen, hatte ihr das Messer abgenommen und auf den Boden gelegt. Jetzt nahm sie Sabine in den Arm und redete beruhigend auf sie ein. Jonas sah, wie Sabines Erstarrung sich löste. Sie fing an zu schluchzen. Chris drehte sie mit sanfter Gewalt von Jochen und dem Wolf weg und führte sie

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