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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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sagte Riglindis, »Schwester Hildegardis ein einziges Mal folgen zu dürfen, wenn sie hinunterging. Ein einziges Mal hätte ich gerne mit eigenen Augen gesehen, was sich dort unten verbirgt.« Sie lächelte. »Wie ihr wisst, bin ich nicht nur die Älteste, sondern vermutlich auch die Neugierigste von euch allen.«
    Schwester Irmtrud verzog unbehaglich das Gesicht. »Ich weiß gar nicht, ob ich es wissen will. Es ist besser, manche Dinge nicht zu wissen.«
    Elisabeth nahm den Schlüssel. »Kommt!«, sagte sie. »Ihr sollt jetzt alles erfahren. Zum ersten Mal, seit Erzbischof Konrad von Hochstaden 1248 den Grundstein für unser Kloster legte, werden alle Schwestern hier im Haus das Wissen teilen. Ihr werdet alles mit eigenen Augen sehen und dann werden wir gemeinsam eine Entscheidung treffen.« Sie ging hinaus in den Klostergarten, wo die alten Obstbäume und die Kräuterbeete in der dunstigen, feuchten Märzluft schliefen und nichts von den Baggerschaufeln ahnten, die bald über sie herfallen würden.
    Die Schwestern folgten Elisabeth in die Klosterkirche, in der sie jahrhundertelang für die Vergebung der Sünden gebetet hatten. Dann stiegen sie die uralte Treppe neben der Sakristei hinab, manche noch recht leichtfüßig, andere mühsam humpelnd. Am Fuß der Treppe befand sich ein niedriges, feuchtes Gewölbe. Die alten Schwestern versammelten sich hinter Elisabeth. Sie stand vor einem Altarbild, dessen Farben fast vollständig verblichen waren. Eine matte Glühbirne in einem kleinen Drahtkäfig warf ein schwaches Licht auf die Ordensfrauen, deren aufgeregt tuschelnde Stimmen das Gewölbe erfüllten.
    Elisabeth streckte den Arm aus und drückte gegen das Altarbild. Es war offenbar an Schienen befestigt und glitt mit einem unangenehm schabenden Geräusch zur Seite. Dahinter befand sich eine niedrige Tür mit massiven, im Lichtschein der Lampe matt schimmernden Eisenbeschlägen. Elisabeth brauchte beide Hände, um die Tür zu öffnen, die sich schwer und knarrend in ihren uralten Scharnieren bewegte.
    Die Schwestern drängten sich dicht hinter ihr zusammen, um alles genau sehen zu können.
    Der Boden vibrierte erneut. »Diese furchtbaren Bohrungen«, sagte Irmtrud mit zitternder Stimme.
    Stufen führten hinunter in unbestimmbare Tiefen, aus denen ein sonderbarer, stechender Geruch zu ihnen heraufdrang. »Ozon«, sagte Elisabeth leise.
    Dann sahen die Schwestern ein mattes, bläulich zuckendes Leuchten, als bediene tief dort unten jemand ein Schweißgerät.
    »Sieht unheimlich aus«, sagte Riglindis, die über Elisabeths Schulter spähte. »Wie Sankt-Elms-Feuer.«
    »Es ist unheimlich«, sagte Elisabeth und führte die Schwestern langsam die Stufen hinab.
    Chris Adrian saß in der Küche, fast an der gleichen Stelle, an der das Fernsehteam sie gefilmt hatte. Susanne hatte gestern Abend noch angerufen und ihr gratuliert. »Du warst wirklich gut«, hatte sie gesagt. Chris war sich da nicht so sicher. Sie war sich unbeholfen vorgekommen. Hatte sie tatsächlich in die Kamera gesagt: »Das klingt, als hätte ich einen an der Murmel«? Keine glückliche Wortwahl, ziemlich peinlich. Warum musste sie auch immer so unüberlegt drauflosreden? Ob die Leute verstanden hatten, was Chris ihnen sagen wollte? Und wie viele hatten überhaupt zugesehen? Der Landrat ganz bestimmt. Jonas war heute Morgen beim Frühstück so komisch gewesen, hatte die ganze Zeit geschwiegen und sie kaum angeschaut. Sie drehte die Teetasse nervös zwischen ihren molligen Fingern. Mach dich nicht selber fertig, dachte sie, konzentrier dich auf deine Kraft.
    Sie schaute auf die Uhr. Es blieb ihr noch eine gute Stunde Zeit, ehe sie sich drüben im Park um die Futterbestellungen kümmern musste. Sie beschloss diese Zeit sinnvoll zu nutzen, zog sich Schuhe und Jacke an und stapfte in den Wald. Der Weg führt stetig bergauf, vorbei an einer Fichtenschonung. Drüben auf der anderen Seite des Itzbaches konnte Chris die alten Wacholderbestände sehen. Zwei Bussarde kreisten über dem Tal. Die Luft war heute milder, fast frühlingshaft, sodass Chris ins Schwitzen kam und die Jacke öffnete. Hätte ich weniger gefrühstückt, käme ich jetzt leichter den Berg hoch, dachte sie.
    Bald wichen die Bäume zurück und gaben den Blick auf eine von Schafen abgeweidete Hügelkuppe frei. Ein großer, verwitterter Stein stand dort oben. Die Sonne war zwischen den Wolken aufgetaucht und brachte seine regennasse Oberfläche zum Schimmern. Vor dem Stein blieb Chris schnaufend stehen

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