Wenn alle anderen schlafen
über alles nachzudenken, und niemand weiß,
wohin. Gestern abend dann hat dieser Kerl Ted angerufen und gesagt, er weiß, wo
Neal ist, und er wettet, daß er als erster bei ihm ist.«
Ted sagte: »Ich hatte den
ganzen Tag rumtelefoniert, Freunde und Bekannte ausgequetscht, wo er sein
könnte. Das hatte aber alles nichts gebracht. Ich wußte nicht, ob ich dem Kerl
glauben sollte oder nicht, für mich stand nur fest, daß die Situation jetzt
wirklich kritisch war. Also beschloß ich, mich doch Shar anzuvertrauen und sie
um Hilfe zu bitten. Sie hat daraufhin sofort die Polizei angerufen und erreicht,
daß sie die Fahndung nach Neal rausgegeben haben, damit er in Schutzhaft
genommen werden kann. Und wir haben beschlossen, euch drei sofort in unsere
Probleme einzuweihen.«
Rae rief aus: »Herrgott, Ted,
das hättest du gleich tun sollen! Oder wenigstens, ehe du losgezogen bist, um
dir eine Pistole zu beschaffen.«
»Ich weiß, aber zuerst dachte
ich, ich würde allein damit fertig. Und später habe ich mich dann zu sehr
geschämt.«
»Geschämt?«
»Ja, weil ich so einen Mist
gebaut hatte. Weil ich nicht damit fertig geworden bin.«
»Also wirklich, blöde
Schwuchtel!«
Einen Moment lang herrschte
Hochspannung im Raum, während Rae und Ted einander anstarrten. Dann prusteten
sie plötzlich gleichzeitig los. Ted zeigte ihr den Mittelfinger. Sie
revanchierte sich. Zwei alte Kumpel, die bei All Souls regelmäßig Bier, Popcorn
und die Leidenschaft für TV-Spätfilme geteilt hatten, versöhnten sich auf ihre
spezielle Art.
Mick fragte: »Und wie wollen
wir vorgehen? Ist die Polizei in dieser Sache tätig?«
»Offiziell schon«, sagte ich.
»Was heißt, wir klinken uns
besser ein.«
»Ja. Ich werde die Ermittlungen
leiten, aber ich werde euch alle einbeziehen. Sobald wir über mein Problem
geredet haben, will ich ein allgemeines Brainstorming, um eine Strategie zu
entwickeln, wie wir dieses Verfolgerschwein festnageln. Noch Fragen?«
»Ja,« sagte Mick, »was ist dein
Problem?«
»Es gibt da eine Person, die
mich verfolgt und belästigt und die sich für mich ausgibt. Ich konnte mich auch
nicht überwinden, darüber zu reden, abgesehen von ein paar juristischen Fragen
an Hank und ein paar Gesprächen mit der Polizei. Mir ging es ganz ähnlich wie
Ted: Ich habe mich geschämt, weil ich nicht selbst damit fertiggeworden bin.
Die hartgesottene Privatdetektivin. Hat schließlich einen Ruf zu verlieren.
Kann doch nicht einfach um Hilfe bitten.« Fragen prasselten auf mich ein, und
ich beantwortete sie, während Ted das Faktenpapier zu meiner Situation
verteilte. Nachdem alle die Blätter überflogen hatten, kamen verschiedenste
Strategievorschläge, die jedoch alle nicht in meinen Plan paßten.
»Wartet mal«, sagte ich. »Ich
sage euch, wie ich mir das vorstelle: Zuerst konzentrieren wir uns alle auf
Teds Problem, lösen es mit vereinten Kräften. Dann nehme ich für eine Weile
Urlaub vom Detekteibetrieb; ich übergebe die laufenden Angelegenheiten Rae und
verwende meine ganze Zeit und Energie darauf, mein persönliches
Verfolgerschwein zu identifizieren und zu schnappen.«
»Eine verflixte Sekunde mal!«
rief Keim. »Wir kümmern uns alle Mann hoch um Teds Problem, aber du gehst deins
allein an?«
»Nicht ganz. Aber wir können es
uns nicht leisten, unsere Stammkunden zu versetzen und neue Klienten
abzuweisen. Diese Frau versucht mich persönlich kaputtzumachen. Wir können
nicht zulassen, daß sie auch noch die ganze Detektei ruiniert. Ich beziehe euch
alle ein, sobald ich euch brauche, und ich halte euch auf dem laufenden, aber
die eigentlichen Ermittlungen übernehme ich selbst.«
Ich hielt inne, sah von einem
zum anderen. »Ich will diese Frau. Sie gehört mir.«
Im Zuge unseres Brainstormings
befanden wir, daß das Haus, wo Ted und Neal wohnten, der Ausgangspunkt unserer
Ermittlungen sein mußte. Wir würden mit den anderen Mietern reden, fragen, ob
jemand eine verdächtige Person bemerkt oder etwas Ungewöhnliches beobachtet
hatte. Und wir würden sämtliche Aussagen genau überprüfen und auf die Untertöne
achten, für den Fall, daß der Täter im Haus zu suchen war. Ted sagte, wir
brauchten dafür die Erlaubnis der Hausverwalterin, Mona Woods. Also rief ich
sie an und machte einen Termin, und zwei Stunden später war ich auf dem Weg in
die Plum Alley.
Laut Ted war Mona Woods Ende
Siebzig, aber sie war der lebende Beweis dafür, daß Alter auch eine Frage der
inneren Einstellung ist. Als ich sie um
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