Wenn aus Verlangen Schicksal wird
überquert hatten, hielt Taki an einem ruhigen Strandabschnitt neben Aris’ Porsche an. Der Chauffeur half Selene aus dem Wagen, doch sie war so gefesselt von der Szenerie vor ihr, dass sie seine Bemühungen kaum wahrnahm.
Direkt vor Selenes Füßen begann ein roter Teppich, der mit Goldstaub und weißen Rosenblütenblättern bestreut war. Fackeln beleuchteten den liliengesäumten Weg. Am Ende des Teppichs, gleich am Ufer, stand ein großes weißes Zelt, das in der abendlichen Brise leise flatterte.
Und dort, im Zelteingang, stand er. Aris trug ein weißes Hemd und weiße Leinenhosen, die seine gebräunte Haut noch perfekter erscheinen ließen. Der Wind spielte in seinem Haar, das er seit der Anreise nicht mehr geschnitten hatte.
Langsam ging Selene auf ihn zu. Sie konnte seiner Anziehungskraft einfach nicht widerstehen. Ein paar Schritte vor ihm blieb sie stehen, genau in dem Augenblick, in dem er vor ihr niederkniete.
Selene keuchte überrascht auf. Fast wäre sie über ihn gestolpert.
… Aris … er kniete vor ihr!
Nur langsam drang das Bild vor ihren Augen in seiner ganzen Bedeutung in ihr Bewusstsein vor.
Sie hätte nie gedacht, dass sich Aristedes Sarantos je in eine so unterlegene Position begeben würde.
Aber das tat er. Das und mehr.
Aus seiner Hosentasche zog er eine kleine dunkelblaue Samtschachtel. Als er sie öffnete, schnappte Selene nach Luft.
Ein Saphir. Der schönste, makelloseste Stein, den sie je gesehen hatte. Er hatte genau dieselbe Farbe wie ihre Augen. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne und das flackernde Licht der Fackeln ließen ihn aufblitzen.
Als sie wieder zu Aris blickte, leuchteten seine Augen mit dem Saphir um die Wette.
„Wirst du mich heiraten, agape mou ?“
Aris sah zu Selene auf. Sein Herz rührte sich kaum, selbst seine Atmung war zum Stillstand gekommen, so groß war seine Angst vor ihrer Antwort.
Der staunende Ausdruck in Selenes Augen förderte seine innere Ruhe nicht unbedingt. Ein ekstatisches Ja sah anders aus. Und da kam ihm ein grauenhafter Gedanke.
Was, wenn sie ihn überhaupt nicht wollte? Was, wenn sie ihn nur Alex’ zuliebe als Teil ihres Lebens akzeptierte? Hatte ihr seine Zurückhaltung in den letzten Wochen vielleicht bewiesen, dass sie letztlich ohne ihn viel besser dran war?
Oder war dieser Antrag vielleicht nicht das Richtige für sie? Vielleicht fand sie ihn lächerlich. Sie, die kluge, zynische Anwältin, wie er hier kniete und ihr sein Herz zu Füßen legte.
Zögernd zog er die Hand mit dem Ring, nach dem Selene immer noch nicht gegriffen hatte, wieder zurück und stand langsam auf. „Ich habe schon meinen ersten Antrag verpfuscht. Mache ich schon wieder alles falsch?“
Der Schrecken, der sich auf ihrem Gesicht abgezeichnet hatte, verschwand. Ihre Lippen begannen zu zittern, und dann brach ein melodiöses Geräusch aus ihr hervor.
Sie lachte.
Über ihn und seinen Antrag. Schon wieder.
Er sank in sich zusammen. Was hatte er denn auch anderes erwartet? Dass er einfach so sein einsames, gefühlloses Leben hinter sich lassen konnte und plötzlich genau wusste, wie er seine vollkommen neuen Gefühle ausdrücken sollte?
Betreten blickte er auf die kleine Schachtel in seiner Hand hinab und seufzte tief. „In der Theorie … dachte ich, dass alles gut so ist.“
Als sie seine Worte hörte, versiegte ihr Lachen schlagartig. Ein Blick in ihre Augen reichte, und wieder hatte er dieses unglaubliche Gefühl, dass alles gut werden würde. Wie sollte er weiterleben ohne sie, ohne dieses Gefühl, dass sie sich vollkommen ergänzten?
Unsicher stöhnte er auf. Niemand außer ihr hatte es je geschafft, sein Selbstvertrauen derart anzukratzen. „Kannst du über meinen Fehler hinwegsehen? Es tut mir leid, Selene, aber ich habe einfach keine Übung darin, meine Gefühle zu zeigen. Ich will, dass du weißt, wie viel du mir bedeutest. Ich will dir alles recht machen, aber irgendwie bekomme ich es nicht hin …“
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, als er die Schachtel wieder in seine Hosentasche stecken wollte. „Ich weiß nicht, wie du es besser hättest machen können.“
Er sah sie überrascht an. Selenes Augen glänzten vor Freude, und auf ihren Lippen lag ein verträumtes Lächeln.
„Selbst in meinen wildesten Fantasien hätte ich mir das hier“, sie hielt inne und zeigte mit einer eleganten Bewegung auf die Szenerie, „nicht ausmalen können.“
Voller Spannung wartete er ihre nächsten Worte ab. Er wagte es einfach nicht, zu
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