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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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spürte ihren kindlichen, wasserkühlen, sich ihm entgegenwölbenden Körper, genoß ihre suchenden Hände, die ihn in Besitz nahmen, ihren weitgeöffneten, züngelnden Mund. Unter dem Kimono war Anselma, bis auf Strumpfbandgürtel und Strümpfe, nackt. Das Gewand glitt zu Boden, als er sie auf die Couch warf. Oh! Ihre Schultern und Achselhöhlen, die Brüste mit den steifen schwarzen Zitzen, der bräunliche Aufklaff der Scham! Am liebsten wäre er im Rausch in die Knie gesunken, hätte er sich damit nicht zu blamieren gefürchtet. (Anselmas Hingabe erforderte Strategie.) Er sog den Geruch ihres Geschlechts ein, nahm alles an ihr in Besitz, mit raffendem und rasendem Begehren und naiver Entdeckerfreude, die ihre Geilheit aufstachelten. Sie redeten nicht, das Geräusch saugender Küsse, unartikulierter Laute erfüllte das Zimmer. Höllriegls Mund suchte alle Öffnungen ihres Leibes. Seine Küsse gingen bald in Bisse über. Er spürte ihr festes, elastisches Fleisch zwischen den Zähnen, ihre leisen Schreie genoß er wie nichts. In den Augenblicken höchsten Genusses hatte Anselmas Gesicht den Ausdruck einer schwer Gefolterten; einmal sagte er es ihr, und sie antwortete mit brechendem Blick: „Foltere mich … weiter, weiter!“ Sie erreichten gemeinsam den ersten Gipfel – und versanken sofort wieder in neu heranbrandende Wellen der Lust.
    Anselma liebte auch „kleine“ Zärtlichkeiten, die sie, Ko Won nachäffend, „little lovie-lovie“ nannte. Besonders eine war es, die seine Sinne streichelte. Sie befahl ihm, ihre Augen zu küssen, und tat er es, so öffnete sie langsam die Lider, und Höllriegls Zunge glitt über ihre kalten, glatten, feuchten Augäpfel. Auch das Innere ihrer Nase, die fein flatternden Nüstern hatten eine geheime Liebesbedeutung.
    „Little lovie-lovie.“
    Als sie genug hatten, kleideten sie sich notdürftig an. Anselma gongte.
    Ko Won erschien zufrieden schmunzelnd und trug nacheinander die Platten herein, auf denen in Schälchen und Näpfchen das Abendessen angerichtet war. Anselma aß, wie sie sagte, nicht immer vegetarisch; nur Höllriegl zuliebe hatte sie angeordnet, Fleisch wegzulassen. (Er war gewitzigt – ihren Spott voraussehend, verschwieg er, daß der junge Illegale abstinent, Nichtraucher und Vegetarier geworden war, um dem Führer auch darin nachzueifern; das hatte sich bis jetzt gehalten.)
    Ko brachte zuerst ungesüßte frische Ananasscheiben, hierauf eingelegten Tientsin-Kohl, als weiteres Gericht Kantoneser Nudeln, den Tagliatti ähnlich, mit getrockneten, in warmem Wasser eingeweichten Champignons und jungen Zwiebeln. (Höllriegl wollte alles erklärt haben.) Zu jedem Gang gab es Soja-Sauce. Als Nachtisch servierte der Koch gebratenen Reis und Litschi-Nüsse. Getrunken wurde in kleinen Schlucken warmer Reiswein, den Anselma auch – little lovie-lovie – aus ihrem in Höllriegls Mund sprudeln ließ.
    Seine Blumen bemerkte sie erst, oder tat so, als sie schon beim Dessert waren. Ein spöttischer Zug kräuselte wie eine flüchtige Welle die Glätte ihres Gesichts, die Lachfalten um den Mund zeichneten sich um eine Spur schärfer ab. Höllriegl hatte nicht erwartet, daß sie sich für die Aufmerksamkeit bedanken werde. Zu seiner Genugtuung dankte sie – sogar mit einem Ausdruck in den Augen, der sinnend und zugleich sinnlich war.
    „… daß Sie daran gedacht haben! Lieben Sie mich?“ (Sie waren zum „Sie“ zurückgekehrt.)
    „Ja, Anselma, mit Haut und Haar!“
    „Bitte, machen wir doch wieder eine Nummer. Oder zwei. Oder drei. Viele! Ich hab Sehnsucht! Komm!“
    Ohne seine Antwort abzuwarten, war sie aufgestanden und hatte den Kimono abgeworfen. Sie trat ganz dicht an den Sitzenden heran. Er umfing sie mit aller Kraft, küßte immer wieder die geheimen Schatzkammern ihres Körpers. Ah, Anselmas Geruch und Geschmack, dieser feine, altjüngferliche Duft welkender Kränze! Der angedeutete Geruch ihrer Ausscheidungen! Sie zog ihn zu sich aufs Bett.
    Ihre Liebkosungen waren nicht mehr so wild wie zuvor. Sie taten alles mit Überlegung und raunten einander zu, wie sie es tun würden. Höllriegl schreckte vor nichts zurück – vor nichts, was Anselma verlangte oder was er sich ausdachte. Langsam ermatteten sie. Sie waren satt und müde, und auch die Müdigkeit machte ihnen Freude; dankbar schmiegte sie sich an ihn, leckte ihn wie ein zufriedenes Tier. (Sie benahm sich auch nicht anders als die meisten.) Und so glitten sie in einen halben Traumzustand hinüber.
    „Es war

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