Wenn das Glück dich erwählt
Evangeline ihm ruhig. »Da ist noch die Wunde auf der anderen Seite, wo das verflixte Ding in Ihre Schulter eingedrungen ist.«
Widerstrebend gehorchte er, und wieder goss sie Whiskey auf die Wunde. Danach zerriss sie das Laken, das Abigail ihr gebracht hatte, in lange Streifen und begann die doppelseitige Wunde sorgfältig zu verbinden.
»Hey«, krächzte er. »Sie bringen mich noch um!«
»Psst«, befahl sie. »Wir haben es gleich geschafft.«
»Was haben Sie in meine Wunden geschüttet - Petroleum?«
Sie lachte, obwohl in ihren Augen Tränen der Erleichterung schimmerten. Scully war weit entfernt davon, außer Gefahr zu sein, aber er war zumindest wieder bei Bewusstsein, und dafür allein schon war Evangeline dem Himmel dankbar. »Es war Whiskey.«
»Ich könnte jetzt ein Glas davon vertragen«, bemerkte er mit einem schiefen Grinsen. »Aber natürlich nur, wenn Sie ihn nicht als Brennstoff für die Lampen brauchen.«
»Ich toleriere den Genuss von Alkohol normalerweise nicht«, erwiderte sie steif. Sie war von oben bis unten mit Blut beschmiert, genau wie er, und würde später baden müssen, aber das war etwas, worüber sie sich später den Kopf zerbrechen konnte. »In Ihrem Fall bin ich allerdings bereit, eine Ausnahme zu machen. Abigail?«
Die Kleine, die ganz in der Nähe geblieben war und jedes Wort gehört hatte, holte sofort Scullys Becher, aus dem er morgens seinen Kaffee trank. Evangeline schenkte ihm eine großzügige Portion Whiskey ein, in der Hoffnung, dass der Alkohol seine Schmerzen lindern und ihm zum Schlaf verhelfen würde, und hielt den Becher an seine Lippen. Er trank sofort alles, was sie ihm eingeschenkt hatte, Schluck für Schluck, was einige Zeit in Anspruch nahm. Ein paar Minuten, nachdem er ausgetrunken hatte, schloss er die Augen und döste ein.
Evangeline nutzte die Zeit, um den Waschzuber aus der Speisekammer zu holen und vor den Kamin zu stellen. Später würde sie dort Scullys schmale Liege aus dem Anbau aufstellen, aber das hatte Zeit, zuerst musste sie sich waschen, da ihre Hände, ihr Gesicht, ihr Haar und ihre Kleider so blutbesudelt waren, dass sie wie Lady Macbeth aussa h .
Und das Muhen der armen Bessie draußen wurde immer jämmerlicher.
»Ich muss in die Scheune hinausgehen und mich um die Kuh kümmern«, sagte sie resolut.
Abigail nickte. »Ich und Hortense werden uns an Scullys Bett setzen, bis du wieder da bist«, sagte sie. Sie war so klein und gab sich solche Mühe, tapfer und hilfreich zu sein. Evangeline umarmte sie trotz des Bluts an ihren Kleidern und verkniff sich das berichtigende Hortense und ich, das ihr schon auf der Zunge lang. Es gelang ihr sogar, ein Lächeln aufzusetzen.
»Damit würdest du mir eine Freude machen«, sagte sie, während sie ihren Umhang um die Schultern legte und nach dem Eimer für die Milch griff.
»Beeil dich bitte, ja?«
Evangeline, die schon den Riegel an der Tür zurückschob, ging noch einmal zurück zu ihrer Tochter, bückte sich und küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Das werde ich«, versprach sie. »Was für ein großes Mädchen du schon bist, Liebling. Ich bin so stolz auf dich.«
Fünf Minuten später war sie in der Scheune und molk hastig die Kuh. Die Pferde schienen nervös zu sein, wahrscheinlich, weil sie Scullys Blut rochen, das überall hier in der Scheune war. Evangeline versuchte, an nichts anderes zu denken als an ihre dringlichsten Aufgaben, die darin bestanden, so schnell wie möglich ins Haus zurückzukehren und zuerst Scully und dann sich selbst zu waschen.
Zwischen der Scheune und dem Haus entdeckte sie einen dunklen Schatten auf dem Boden, der sie im ersten Moment erstarren ließ vor Furcht, bis sie erkannte, dass es der Truthahn war, den Scully auf der Jagd erlegt hatte. Das Letzte, woran sie dachte, war Essen, aber nach dem Preis, den er für das Wild bezahlt hatte, konnte sie es nicht einfach hier draußen als Futter für die Wölfe hegen lassen.
Sie legte den Truthahn auf den Boden und stellte den Eimer mit der Milch ab, als sie in die Wärme und Helligkeit des Wohnhauses zurückkehrte, und verriegelte sofort die Tür. Dann, methodisch von einer Aufgabe zur nächsten übergehend - während des Krieges hatte sie gelernt, dass dies das beste Mittel war, um eine Krise zu überstehen, ohne den Verstand darüber zu verlieren -, setzte sie Abigail mit ihren Schreibübungen an den Tisch, leerte die Wasserschüssel aus und füllte sie wieder, holte Seife und einen sauberen Lappen und wusch Scully
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