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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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zurückkehrt, stehen Mahler und die anderen vom Tisch mit ihren Deckeln am Tresen. Sie wollen zahlen.
    Ruth kassiert. Ruth weiß, was sie denken. Ruth denkt es auch.
    Zurück bleiben die jungen Leute. Und die Zugezogenen.
- 18 -
    Nur unten in der Zentrale trifft er auf Menschen.
    Der Kollege vom Nachtdienst wartet auf seine Ablösung um acht Uhr. »Sie sind früh dran!«
    Böhm hebt die Hand zum Gruß. »Ich weiß. Der frühe Vogel fängt den Wurm!« So ein Scheiß! Warum sage ich nicht einfach, meine Frau ist weg und ich weiß nicht wohin mit mir. Er hat kein Auge zugemacht, ist schon zwei Stunden gejoggt, hat die Küche aufgeräumt, aber nichts hilft.
    Die Mappe mit den Fotos vom Tatort liegt auf seinem Schreibtisch. Er öffnet das Fenster. Rötliches Morgenlicht und kühle Luft breiten sich im Zimmer aus, zerren den Mief des Abends aus den letzten Ecken.
    Im PC findet er die Berichte von den Befragungen in der Nachbarschaft. Zwei Zeugen wollen den Mercedes von Gietmann gegen zweiundzwanzig Uhr im Dorf gesehen haben. Zwei Zeugen, unabhängig voneinander. Er öffnet die Datei
Aussage Frederike Gietmann
. Neunzehn Uhr steht da. Gietmann war angeblich um neunzehn Uhr in die Stadt gefahren.
    Wo hast du ihn getroffen? In der Stadt? Bist du mit ihm zusammen hierhergekommen, oder hast du auf dem Acker gewartet? Wie konntest du wissen, dass er dort sein würde? Wart ihr verabredet? Habt ihr euch gekannt? Du hast ihn gekannt. Da bin ich mir sicher. Du hast ihn gewollt, nicht wahr? Was hat er dir angetan?
    Steeg wollte sich im Städtischen Krankenhaus mit Bongartz treffen und anschließend die Ergebnisse der Obduktion mitbringen. Böhm vergewissert sich auf der Uhr des Bildschirms, dass es nach acht Uhr ist, dann wählt er Steegs Nummer.
    Frau Steeg ist am Apparat. »Ach, Herr Böhm, das tut mir ja leid, aber der ist schon weg. Ist der denn nicht zur Arbeit gekommen?«
    »Doch, doch! Er hat außer Haus zu tun, und ich dachte, ich erwisch ihn noch. Danke!«
    Steeg ist achtunddreißig Jahre alt und wohnt bei seiner Mutter. Er behauptet, er müsse der alten Dame unter die Arme greifen. Sie könne nicht mehr so gut. Böhm hatte den Eindruck einer gebrechlichen alten Frau gewonnen. Dann lernte er sie kennen. Die gebrechliche alte Dame war neun- undfünfzig Jahre alt und körperlich in ausgezeichneter Verfassung. Sie erzählte von ihren Reisen nach Thailand und Moskau und dass sie ihrem Sohn zum dreißigsten Geburtstag eine Eigentumswohnung angezahlt hatte. Die hatte er kurzerhand vermietet. Unwirtschaftlich, hatte er argumentiert. Doppelte, unnötige Kosten! Ob er nicht mal mit ihm reden könne, hatte sie freundlich gefragt. Sie fand, er sei alt genug für eine eigene Wohnung.
    Steeg war einfach geizig! Van Oss nannte es »erstaunlich sparsam«. Einmal hat er eine Kollegin aus dem Drogendezernat zum Essen eingeladen. Hinterher hat er getrennte Rechnungen verlangt. Als sie ihn fragte, was das denn für eine Einladung sei, hat er generös gesagt, er habe sie von zu Hause abgeholt und würde sie auch zurückbringen. Aber sie müsse sich keine Sorgen machen, die Benzinkosten würde er voll übernehmen.
    »Guten Morgen!«
    Böhm zuckt zusammen.
    »Oh, Entschuldigung. Ich wollte dich nicht verschrecken.« Van Oss steht mitten im Zimmer, die Hände in den Taschen seiner weiten, braunen Cordhose vergraben. Über seinem braun karierten Hemd prangen rote Hosenträger.
    Steeg hat ihn mal einen holländischen Papagei genannt. Als van Oss ihn dann morgens mit »Guten Morgen, meine deutsche Amsel« begrüßte, haben sie Waffenstillstand vereinbart.
    Böhm fasst sich an die Brust. »Joop, schon mal was von anklopfen gehört?«
    »Oh, wohl. Ich habe geklopft!« Er fährt sich mit der Linken durch die blonden Locken.
    »Oder vielleicht ...?« Böhm gähnt ausgiebig.
    »Die Tür stand auf.« Zielstrebig geht er zur Kaffeemaschine. »Ich koche uns mal ein Schlückchen Kaffee, und außerdem habe ich Neuigkeiten.« Mit dem gebrauchten Filter vom Abend zwischen Daumen und Zeigefinger schaut er sich suchend um. »Wo ist der Müllbeutel?«
    »Im Container.«
    »Oh! Und wo ist ein neuer Müllbeutel?«
    »In der Schublade unter der Spüle.«
    Mit der Filtertüte in der linken Hand versucht er mit der rechten einen Beutel von der Rolle zu reißen. »Shit! Peter, hilf mal.«
    Böhm steht auf, reißt einen Beutel ab und zieht ihn sorgfältig über die Ränder des Eimers. »Was hast du für Neuigkeiten?«
    »Die Kollegen haben zwei Zeugen gefunden

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