Wenn das Herz im Kopf schlägt
die unsere Möglichkeiten nicht. Sie haben den Selbstmord von Johann Behrens als Schuldeingeständnis gewertet. Punkt!«
Böhm nickt ihm zu. »Achim, du musst hier niemanden verteidigen, weil hier niemand angegriffen wird. Für mich tun sich hier Parallelen auf, die für unsere Ermittlungen interessant sein könnten.«
Joop sitzt am PC. »Lass uns mal die Verbindungen sammeln.« Er schiebt sich auf dem Schreibtischstuhl zurecht. »Peter, wie kannst du nur auf so einem Stuhl sitzen?« Entschlossen hebt er sein Hinterteil, nimmt den Sitzkeil herunter und wirft ihn auf den Boden.
Böhm hebt die Augenbrauen und schiebt drei tiefe Falten auf seine Stirn. »Wenn man auf diesem Keil nicht sitzen kann, hat man einen kaputten Rücken. Das sagt jedenfalls mein Orthopäde. Außerdem schlage ich vor, dass wir eine Tabelle benutzen. Dann können wir die Fälle nebeneinander stellen.«
Steeg beugt sich vor, um eine bessere Sicht auf den Bildschirm zu haben. »Magdalena Behrens ist verblutet! Gietmann ist verblutet!« Steeg reibt die Hände zwischen den Beinen.
»Ja, aber Gietmann sind die Pulsadern aufgeschnitten worden, und die Behrens ist auf Grund einer Rückenverletzung verblutet.« Böhm geht zum Fenster und atmet die schwere Gewitterluft ein. »Der Täter hätte hier nicht Gleiches mit Gleichem vergelten können. Darum wollte er vielleicht nur möglichst nah dran sein.«
»Die Anzeige weist auf eine alte Geschichte hin, der Fall ist über dreißig Jahre alt.«
»Schreib das mal in einer anderen Farbe, Joop. Wir interpretieren die Anzeige so. Das muss nicht richtig sein.«
»Behrens und Gietmann haben sich gekannt. Sie haben kurz vor der Tat gekegelt und getrunken.«
Steeg zieht sich die Akte herüber. »Vermerk mal in der Adressenliste die anderen Kegelbrüder. Warte ... Egon Jansen, Günther Mahler, Ludwig Lüders, Karl Meermann und Karl Holter.« Er schiebt die Akte zurück auf den Tisch. »Die kann ich mir morgen früh vornehmen. Wenn die überhaupt noch leben.«
Joop fährt sich mit beiden Händen durch die Haare. »Überall taucht dieser Lüders auf. Er ist am nächsten Tag verhört worden und weiß von nichts. Wieso fällt ihm drei Tage später ein, dass er in der Nacht ein fremdes Auto gehört hat?«
Böhm dreht sich um. Er sehnt sich das Gewitter endlich herbei. Irgendetwas, das seinen Kopf klar macht. »Außerdem kauft er vierzehn Tage später einen Teil des Hofes für eine lächerliche Summe.«
»Du meinst eine Falschaussage zu einem guten Preis!« Steeg richtet sich auf.
»Aber das weisen wir dem doch im Leben nicht nach.« Böhm gähnt ausgiebig. »Nein, in dieser alten Geschichte werden wir wohl nichts bewegen. Aber vielleicht finden wir hier ein Motiv.«
Steeg steht auf und reckt stöhnend die Glieder. »Lasst uns Schluss machen für heute. Vielleicht kannst du ja morgen was von dieser Tochter der Behrens erfahren, auch wenn die komisch am Telefon war!«
Sie gehen gemeinsam zum Parkplatz.
Joop zeigt zum Himmel. »Ich glaube, das wird nichts mit Gewitter. Das ist woanders runtergegangen.«
Böhm ist schon auf dem Weg nach Hause, als es ihm einfällt. Die Schuhe! Auch Magdalena Behrens hatte keine Schuhe an.
- 34 -
Er stellt seinen Wagen direkt vor dem kleinen italienischen Restaurant an der Landstraße ab. Pasta wäre jetzt genau das Richtige, und das
Casa Roma
ist bekannt für seine hausgemachten Tortellini mit den unterschiedlichsten Füllungen.
Das Restaurant ist spärlich besetzt. Zwei Tische mit je zwei Personen.
Der Kellner hasst seine Gäste. Er knurrt Böhm von der Theke aus ein »Guten Abend« entgegen und vertieft sich demonstrativ in seine Zeitschrift.
Böhm setzt sich in die hinterste Ecke des Lokals. Soll er ein bisschen laufen. Vielleicht hebt das seine Laune.
Der Kellner lässt ihn mehrere Minuten warten, ehe er die Speisekarte bringt. Wie auf Knopfdruck schaltet er ein herablassendes Lächeln ein und verbeugt sich gleichzeitig unterwürfig. Böhm bewundert dieses Kunststück für einen Augenblick.
»Haben Sie schon einen Getränkewunsch?« Seine Stimme schafft die gleiche Glanznummer. Jovial und aggressiv zugleich.
»Von dem Bardolino hätte ich gerne ein Glas.«
Wieder eine kleine, mechanische Verbeugung, und er eilt zur Theke. Seine Ledersohlen quietschen auf dem Fliesenboden und unterstreichen seine Eilfertigkeit.
Böhm sieht ihm nach. Vielleicht sind Kellner Clowns. Jedenfalls sind sie auf die gleiche Weise verkleidet. Leuchtend grüne Weste über schwarzem Hemd. Die
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