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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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einer Rückenverletzung verblutet. Sie war auf ein Brett mit vorstehendem Nagel gefallen. Dieser Nagel hatte sich sieben Zentimeter in ihren Rücken gebohrt und die Lunge verletzt. Darüber hinaus wies die Leiche eine Platzwunde am Hinterkopf auf. Außerdem war sie brutal vergewaltigt worden. Blutergüsse und Kratzspuren an den Innenseiten der Oberschenkel, Verletzungen in der Vagina, Prellungen an den Hüftknochen.
    Am 21. April 1967 erscheint Ludwig Lüders auf dem Polizeirevier und macht eine ergänzende Aussage. Ihm sei eingefallen, dass er in jener Nacht ein fremdes Auto gehört habe. Es sei eindeutig zum Behrenshof gefahren.
    Einen Tag später, am 22. April 1967, stranguliert sich Johann Behrens morgens um zwei Uhr mit seinem Hemd in seiner Zelle.
    Die Kollegen schließen die Akte einen Monat später. Sie werten den Selbstmord von Johann Behrens als Schuldeingeständnis.
    Böhm versucht ein letztes Mal vergeblich Anna Behrens zu erreichen.
- 40 -
    Sie treffen sich unten im Konferenzzimmer. Hier hat Liefers vor einer Stunde seine Presseerklärung abgegeben. Im Raum steht hundertfach ein- und wieder ausgeatmete Luft. Böhm reißt alle Fenster auf.
    Steeg und Lembach sitzen über Eck an der linken Seite der U-förmig angeordneten Tische. Van Oss hat sich bereit erklärt, Protokoll zu führen. Er hat ein Laptop mitgebracht und trägt Tag, Uhrzeit und Anwesende ein. Böhm hat Kaffee geordert. Ein Tablett mit Isolierkannen und Tassen steht auf dem Tisch.
    »Peter, mach die Fenster wieder zu, sonst sind wir morgen alle krank.« Steeg hält demonstrativ die Revers seines Sakkos zusammen.
    »Wir sind morgen alle tot, wenn wir in den nächsten Stunden ohne Sauerstoff auskommen müssen. Ein paar Minuten noch.«
    Böhm schaut in die müden Gesichter. Steeg, Lembach und van Oss sind wie er seit drei Uhr auf den Beinen. Unrasierte Wangen unter müden Augen. Trotzdem ist von der Erschöpfung nichts zu spüren.
    Van Oss beginnt mit den Ergebnissen der aushelfenden Kollegen. Demnach ist das Dorf erst bei Ankunft der Polizeiwagen am Tatort erwacht. Man hat hie und da ein Auto gehört, aber nichts Ungewöhnliches. Die Wirtin des
Dorfkrug
ist um Mitternacht auf der Suche nach Ludwig Lüders unterwegs gewesen, aber auch ihr ist nichts aufgefallen. Kein fremdes Auto, keine fremden Personen. Der Wagen von Gerhard Lüders ist gegen halb elf im Neubaugebiet gesehen worden. Er fuhr in Richtung Altrhein.
    Böhm notiert die wichtigsten Informationen auf einem Flipchart.
Gerhard Lüders 22.30 Uhr
.
    Als Gerhard Lüders gesehen wurde, war Ludwig Lüders bereits tot.
    Van Oss räuspert sich. »Die Wirtin hatte geschlossen, im Lokal waren aber trotzdem zwei Gäste. Sie wollte den Kollegen erst nicht reinlassen. Er hat dann aber trotzdem mit den dreien gemeinsam gesprochen. Im Nachhinein glaubt er, dass das nicht klug war.«
    »Wer waren die anderen beiden?« Böhm spürt eine Unruhe. Diese Unruhe, die ihn befällt, wenn er Zusammenhänge erkennen kann. Wenn Hinweise seiner These entgegenkommen.
    Van Oss blättert. »Egon Jansen und Günter Mahler.« Er sieht Böhm direkt an. »Alle drei haben sich viel Zeit mit ihren Antworten gelassen. Außerdem hatten sie ständig Blickkontakt. Der Kollege glaubt, es wäre gut, jeden noch einmal alleine zu sprechen.«
    Böhm geht in Gedanken die Namen der Stammtischteilnehmer durch. »Das machst du gleich morgen früh. Und dann finde heraus, was mit Karl Holter, Klaus Söller und Horst Winkler ist.« Er nimmt die Behrensakte und reicht sie van Oss. »Alle diese Herren und Ruth Holter. Frage alle nach dieser Geschichte.«
    Er schreibt die Namen untereinander auf.
    »Wenn die sich stur stellen oder Zicken machen, lädst du sie vor. Dann sollen sie ein paar Stunden hier schmoren.«
    Für einen Augenblick ist nur Joops sachtes Tippen zu hören.
    Böhm ist bekannt für seine Geduld. Er fährt immer wieder zu denselben Zeugen und stellt mit stoischem Gleichmut immer wieder dieselben Fragen. Joop hat ihn einmal gefragt: »Hast du keine Sorge, dass mal jemand ein Geständnis ablegt, nur damit du nicht noch mal wiederkommst?«
    Böhm schaut in die Runde. »Der Täter ist schnell, verdammt schnell, und ich glaube, er ist noch nicht fertig! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Zustimmendes Gemurmel macht sich breit. Böhm gibt das Wort an Steeg.
    »Der Kollege von der Streife hat, bis auf eine Firma, die Tonanlagen verleiht, alle Gaffa-Händler abgeklappert. Es gibt im Kreis Kleve nur fünf Läden, in denen man das

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