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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Straßenrandes.
    Im Schritttempo fährt sie die Auffahrt hinauf. Als sie die letzte Eiche passiert, sieht sie, dass dreißig Jahre die Dinge verändert haben. Der Platz vor dem Wohnhaus ist eine schwarze Teerfläche mit vier ordentlich markierten Parkbuchten. Die Fenster sind nicht mehr zweiflügelig, sondern jetzt aus Kunststoff und ohne den senkrechten weißen Balken in der Mitte. Im ersten Stock sieht sie halb heruntergelassene Jalousien. Die Fensterläden sind abmontiert, die Scharniere ragen unnütz aus dem Mauerwerk. Sie lenkt ihr Auto in eine der Parkbuchten. An einem hölzernen Blumenkübel, in dem Narzissen langsam braun werden und rote Tulpen nur noch vereinzelt Blütenblätter tragen, ist ein Nummernschild angebraucht:
    KLE-LL-222.
    Sie steigt aus. Der Hund kläfft, als ginge es um sein Leben. Immer wieder springt er die Innenseite des Hoftors an.
    Anna steigt die vier Stufen zur Haustür hinauf und schellt. Der Hund beruhigt sich. Sie schiebt die Hände in die Taschen ihrer Lederjacke, tritt einen Schritt zurück und wippt auf den Zehenspitzen. Niemand da. Vielleicht hätte sie doch besser erst angerufen. Noch einmal geht sie einen Schritt vor, nimmt ihre Hände aus den Taschen und schellt ein zweites Mal.
    Jetzt hört sie im Haus Schritte, und gleich darauf öffnet sich behäbig die schwere Tür.
    Die alte Frau steht gebeugt und muss ihren Kopf in den Nacken legen, um sie anzusehen. Anna hat sie kräftig und groß in Erinnerung. »Anna, nicht wahr?«
- 7 -
    Klara Lüders sieht den dunkelblauen Golf vom Küchenfenster aus. Im Schritttempo kommt er die Auffahrt herauf und parkt neben dem Opel von Jörg. Das ist Ludwigs Parkplatz. Da steht immer Ludwigs BMW. Da ist doch extra das Schild. Sie wirft das Geschirrtuch über die linke Schulter und beugt sich über die Spüle zum Fenster. Köln! Ein Kölner Kennzeichen. Sie staunt über die Größe der Frau, die aus dem Auto steigt und sieht deren dickes, dunkles Haar. Die Haare! Sie kennt diese Frau nicht und doch, sie kennt diese Haare. Sie kennt dieses schmale Gesicht nicht und doch, sie kennt diese hohen Wangenknochen.
    Das sanfte Ding-Dong der Türglocke lässt sie zusammenzucken. Sie zieht sich das Küchenhandtuch von der Schulter und wirft es auf die Spüle. Sie nimmt es wieder auf, legt sorgfältig die Tuchecken übereinander ... Aufmachen! Sie muss doch zur Tür gehen und aufmachen. Wieder ertönt die Glocke.
    Sie hat das Geschirrtuch ordentlich halbiert, geviertelt, geachtelt. Mit dem Stoffpäckchen geht sie in die Deele hinaus und drückt die geschwungene, eiserne Türklinke hinunter. Während sie den linken Flügel der schweren Eichentür aufzieht, weiß sie plötzlich, wer da draußen steht.
    Die Frauen stehen sich schweigend gegenüber. Für mehrere Sekunden scheint die Welt ohne Bewegung und ohne Ton. Der Hofhund, die Vögel, die Motorengeräusche, die von der Landstraße herüberwehen. Alles scheint innezuhalten.
    »Anna, nicht wahr?« Klara Lüders knetet das Tuch in ihren Händen. Anna! Nicht wahr ... nicht wahr ... nicht wahr?!
    Groß bist du geworden, könnte sie noch sagen. Die Haare hast du von deiner Mutter, könnte sie sagen. Dich haben wir ganz vergessen, könnte sie ...
    Anna nickt ihr zu. »Frau Lüders, Herr Kley sagte mir, ich könnte bei Ihnen den Schlüssel für die Kate abholen.«
    »Ja ... ja natürlich!« Natürlich! Das Kind möchte ein paar Andenken von der Familie haben. Wie dumm sie ist. Was hat sie denn nur gedacht? Erleichtert tritt sie einen Schritt zurück und huscht hinter den rechten Türflügel zum Schlüsselkasten.
    »Wir haben noch nichts verändert. Ist alles noch so, wie es war. Du willst sicher ein paar Andenken rausholen.« Mit einem kleinem Schlüsselbund in der Hand kommt sie zurück. Sie hält ihn Anna entgegen. »Nimm dir alles, was du haben möchtest.« Sie lächelt großzügig.
    Anna nimmt den Schlüsselbund entgegen. »Frau Lüders, da gibt es ein Missverständnis«, sie steckt den Bund in die Tasche ihrer Lederjacke, »ich habe die Kate geerbt.«
    Das Geschirrtuchpäckchen fällt zu Boden. Klaras Mund lächelt weiter. »Aber ... aber das kann doch nicht ...« Sie schluckt das steife Lächeln ihrer Mundwinkel herunter.
    »Doch, Frau Lüders. Die Kate, die Wiesen und der Wald gehören mir.« Anna bückt sich und reicht der alten Frau das Leinentuch. Sie dreht sich um, springt die fünf Treppen zum Hof hinunter und läuft mit großen Schritten zu ihrem Auto.
    Klara sieht ihr nach. Die Wiesen! Das kann doch

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