Wenn das Herz im Kopf schlägt
entlang, wenn ich bitten darf.«
Wieder sieht Böhm das Wiesel vor sich. Aufgerichtet auf seinen beiden Hinterpfoten steht es da und zittert. Es hat Angst.
Als sie auf den Kiesweg hinaustreten, empfängt sie ein feiner Nieselregen.
»Auch das noch.« Jansen hebt beide Arme seitlich an, so als wolle er fortfliegen. Dann lässt er sie resigniert fallen. Er dreht sich nach links. »Kommen Sie. Wir können uns unter das Dach am Fahrradständer stellen.
Joop verdreht die Augen. »Na, glänzend!«
Böhm spürt Jansens Angst jetzt ganz deutlich. Wie schwere, verbrauchte Luft breitet sie sich aus.
»Vielleicht ist das doch nicht so gut?« Jansen knetet seine Hände. »Vielleicht ...«
»Herr Jansen, hier ist es gut!« Böhm spricht mit lauter, freundlicher, bestimmter Stimme.
Der kleine Mann sackt in sich zusammen. »Wo soll ich anfangen? Bitte, können Sie mir Fragen stellen? Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll.« Er greift mit beiden Händen an seinen Kopf und schiebt die Finger durch das schüttere, ordentlich gescheitelte Haar.
»Was ist damals wirklich auf dem Behrenshof passiert?«
Jansen betrachtet die Fahrradständer, als sähe er sie zum ersten Mal. »Also gut. Es war ein Unfall, dass müssen Sie mir glauben. Verstehen Sie, das hat keiner gewollt.«
Böhm atmet tief ein. »Herr Jansen, bitte. Was ist damals passiert?«
Joop zieht seinen Block und einen Stift aus seiner Latzhose.
»Wir hatten alle getrunken. Das müssen Sie mir glauben, wir waren alle nicht nüchtern, sonst wäre das nicht passiert.«
Böhm und van Oss sehen sich an. Stillschweigend kommen sie überein.
Böhm legt Jansen die Hand auf die Schulter. »Herr Jansen, so hat das keinen Sinn. Kommen Sie mit uns ins Präsidium.«
Jansen schnappt nach Luft. »Bitte, das können Sie nicht tun. Die Beerdigung, bitte. Ich bin heute alleine. Lena arbeitet heute im
Dorfkrug
, und gleich kommen die Träger. Ich habe doch nichts getan. Bitte, ich komme sofort nach der Beerdigung zu Ihnen ins Präsidium und mache eine Aussage.« Der kleine Mann hat Tränen in den Augen.
Joop packt seinen Block zurück in die Tasche.
Böhm schaut auf seine Uhr. »Wie lange dauert so eine Beerdigung?«
»Der Gottesdienst beginnt um dreizehn Uhr. Ich kann um fünfzehn Uhr bei Ihnen sein.«
Böhm nickt ihm zu und nennt ihm seine Zimmernummer. »Herr Jansen, ich verlasse mich darauf.«
Sie sind auf dem Weg zum Auto. Der feine, schwebende Nieselregen verdichtet sich, und erste dicke Regentropfen schlagen auf den Boden. Joop zieht die Jacke über den Kopf und rennt. Beide sind völlig durchnässt, als sie endlich im Wagen sitzen.
Böhm nimmt die Brille ab, putzt sie mit dem Taschentuch trocken und starrt in den Regen. »Joop, ich möchte, dass du hier bleibst. Halt die Augen auf. Ich schicke gegen halb drei einen Kollegen zur Observierung des Friedhofes. Wenn er eintrifft, kommst du mit Jansen ins Präsidium.«
Joop lässt den Kopf nach hinten sinken und lehnt ihn an die Kopfstütze. »Du denkst, er oder sie könnte zur Beerdigung kommen?«
»Ja! Ich bin mir jetzt absolut sicher, dass in der Behrensgeschichte das Motiv zu finden ist. Unser Täter kannte die Gewohnheiten der Opfer, er gehört hierher. Ich bin mir sicher, dass er genau weiß, mit wem wir gesprochen haben und dass wir dicht dran sind. Er hat keine Zeit mehr, verstehst du?«
»Okay. Hast du vielleicht ein Schirmchen für mich?«
»Im Kofferraum. Hast du deine Waffe?«
Joop hat eine Hand am Türgriff. Er dreht sich noch einmal Böhm zu. »Peter, bitte. Nu mach my niet bang, he!«
Böhm zieht die Augenbrauen zusammen und sieht ihn an. »Ich meine es ernst, Joop. Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der vor nichts zurückschreckt.«
Als er losfährt, sieht er Joop im Rückspiegel unter seinem großen gelben Schirm auf die Kirche zulaufen.
- 50 -
Den Kaffee hat sie fertig. Sorgsam füllt sie ihn in Thermoskannen um und bestückt die große Maschine noch einmal mit Kaffeepulver und Wasser. Wäre doch gelacht, wenn sie bei dem Wetter nicht zwei Kessel Kaffee verkaufen könnte.
Vor gut einer halben Stunde hat es geläutet, und bei dem Regen würden die sich nicht allzu lange auf dem Friedhof aufhalten.
Lena belegt die Brötchen fertig und arrangiert sie auf Platten. Ruth Holter geht zu ihr an den Tisch. Lenas Hände zittern.
»Das machst du sehr schön, Lena. Ich habe denen immer einfach die Brötchen hingestellt, aber mit der Dekoration aus Salat, Tomaten und Petersilie sieht es sofort viel
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