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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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vornehmer aus. Da kann ich für so eine Platte auch ein paar Mark nehmen.« Sie nickt Lena aufmunternd zu. Müde sieht das Kind aus. Ist wohl doch alles ein bisschen viel. »Und wenn die da sind, immer schön mit dem Kaffee rumgehen. Wäre gut, wenn wir beide Kessel verkaufen könnten.«
    Lena nickt mechanisch.
    »Kindchen, was ist los?« Sie tätschelt Lenas Arm. »Komm, nun iss erst mal selber eines von den Brötchen und nimm dir eine Tasse Kaffee dazu.«
    Lena lächelt Frau Holter dankbar an. »Geht schon. Aber eine Tasse Kaffee nehme ich gerne.«
    Ruth Holter nimmt die bereits fertigen Platten und verteilt sie auf den Tischen im Saal.
    Lena fährt erschrocken zusammen, als die Hintertür zur Küche aufgerissen wird und Günter Mahler plötzlich in der Küche steht. Er trägt einen grünen, langen Regenmantel und einen Hut mit breiter Krempe.
    »Ein Sauwetter ist das.« Er nimm den Hut ab und reißt die Druckknöpfe seines Regenmantel mit einem Ruck auseinander. Das Geräusch erinnert Lena an eine kurze Salve aus einem Maschinengewehr.
    »Wo ist Ruth?«
    »Vorne. Sie deckt die Platten ...«
    »Günter?« Ruth Holter steht im Türrahmen zum Lokal. »Kommen die schon? Ist schon alles vorbei?«
    »Nein. Ich hab mich dünn gemacht. Den Sarg runterlassen können die auch ohne mich.« Er zieht den Regenmantel aus und legt ihn über einen Stuhl. »Ich muss mit dir sprechen.«
    Ruth Holter verschränkt die Arme vor der Brust. »Das trifft sich gut, ich nämlich auch mit dir.«
    Mahler zieht die Augen schmal und beäugt sie misstrauisch. Sie nickt in Richtung Schankraum und geht vor.
    Mahler geht um den Tresen herum und setzt sich an die Theke. »Gib mir erst mal einen Schnaps.«
    »Einen Teufel werde ich tun, hörst du. Erst will ich wissen, wie das damals mit der Behrens wirklich war.«
    Mahler schlägt mit der flachen Hand auf die Theke. »Aber du weißt, wie es war. Was soll das jetzt? Hat Jansen dumm rumgequatscht? Gib mir jetzt endlich den Schnaps.«
    Ruth Holter schenkt ihm einen Korn ein und sich selbst einen Cognac. Beide trinken mit einer kurzen, kippenden Handbewegung.
    »Die Polizei hat gesagt, Magdalena Behrens ist vergewaltigt worden. Was weißt du davon? Sie droht ihm mit großen Augen.
    »Mensch, Ruth.« Mahler schiebt das kleine Glas mit schneller Handbewegung zu ihr rüber. »Der Behrens war doch völlig durchgeknallt. Der hat sie eben vergewaltigt.«
    »Ach, und warum erfahre ich erst jetzt davon?«
    »Das ist ja schließlich kein so schönes Thema für eine Frau. Außerdem habe ich geglaubt, dass dein Mann es dir damals alles erzählt hat.«
    Sie schenkt Mahler nach. »Nein, hat er nicht. Und der Beamte hat gesagt, Behrens hat das bis zuletzt bestritten.«
    Mahler zieht einen Mundwinkel herunter und schüttelt langsam den Kopf. »Natürlich hat er das bestritten. Ist ja auch nicht besonders fein so was, oder?«
    Ruth Holter lehnt sich an das Rückbüffet. Dann brüllt sie los. »Kannst du mir mal verraten, wieso der einen Mord gesteht, aber die Vergewaltigung nicht? Was hatte der denn noch zu verlieren?«
    Mahler rutscht vom Barhocker. Er hebt drohend den rechten Zeigefinger. »So nicht, Ruth, so nicht!« Jetzt wird auch er laut. »Aber es ist sowieso alles scheißegal. Ich habe mit dieser Anna Behrens telefoniert, und die ist völlig gaga. Hat mich am Telefon angeschrien, dass ich dabei gewesen wäre.« Er atmet tief durch und lehnt sich über die Theke. Leise spricht er weiter. »Wir müssen der Polizei einen Hinweis geben, hörst du? Ich glaube, dass die dahintersteckt. Vielleicht hat die einen Killer beauftragt, oder so.«
    Ruth Holter hat die Hände hinter ihrem Rücken fest in die Ablage des Rückbüffets gekrallt. Sie starrt an Mahler vorbei in den Schankraum, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Sie spricht leise. »Mein Gott, Günter. Das arme Kind. Ihr habt sie zurückgelassen mit ihrer sterbenden Mutter.«
    Mahler will sprechen. Sie schneidet ihm das Wort ab. »Hör auf mit all diesen Lügen, hörst du. Das hat mir der Polizist nämlich auch gesagt. Magdalena Behrens ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Sie war nicht tot, als ihr dort wart.« Sie stößt sich vom Rückbüffet ab und geht Richtung Küche. Noch einmal dreht sie sich um. Tränen schimmern in ihren Augen. »Was habt ihr bloß getan, Günter? Was habt ihr bloß getan?« Mühsam setzt sie sich an den Küchentisch.
    Lena steht an der Durchreiche.
    Ruth Holter dreht sich ihr zu. »Dreißig Jahre lang bin ich belogen worden, Lena.

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