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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Kannst du dir das vorstellen? Dreißig Jahre.«
    »Ich weiß, Frau Holter.«
    Geistesabwesend schüttelt Ruth Holter den Kopf. »Ach Kindchen, das kannst du gar nicht wissen!«
    Dann hören sie die ersten Beerdigungsgäste eintreten. Der Saal füllt sich schnell. Beide haben nun alle Hände voll zu tun.
- 51 -
    Böhm springt die Treppe zum Präsidium zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf. Trotzdem ist er klatschnass, als er den Flur betritt.
    Der Regen war so heftig, dass seine Scheibenwischer selbst auf höchster Stufe nichts hatten ausrichten können. Er war zeitweise gezwungen gewesen, Schritttempo zu fahren. Dabei hatte er es eilig gehabt, war von einer inneren Unruhe getrieben. Er erklärte sich das mit seiner Sorge um Brigitte, aber das war nicht die ganze Wahrheit. Wie ein Schatten, den er nicht greifen konnte, war da noch etwas anderes. Etwas, das er gesehen hatte. Etwas, das wie ein unbelichtetes Dia in seinem Kopf lag und wartete. Er schaut in Steegs Büro hinein.
    Achim hebt kurz die Hand zum Gruß.
    »Mensch, wo steckt ihr denn? Ich habe dein Auto doch schon um zehn Uhr in Merklen gesehen.«
    Er legt den Kopf zur Seite, um an Böhm vorbei in den Flur zu schauen. »Wo ist Joop? Ich wollte ihm von unserer jungen Kollegin erzählen.«
    »Joop ist in Merklen geblieben. Er soll sich auf der Beerdigung umsehen. Habt ihr irgendetwas Neues?«
    »Ja«, er sieht sich nach einem freien Stuhl um.
    »Sollen wir zu dir rübergehen? Du hast den schöneren Ausblick!«
    Böhm nickt kurz und geht in sein Büro hinüber. Er schaltet den PC ein und setzt sich hinter den Schreibtisch.
    Steeg nimmt davor Platz und beginnt augenblicklich mit seinem Bericht. »Erstens: Die Kleine sitzt bis Annahmeschluss in der Zeitungsredaktion und nimmt alle Todesanzeigen in Empfang. Zweitens: Ich war bei Jörg Lüders wegen der Holzpflöcke. Er hat am Feitagabend längeres Klopfen gehört, und sein Hund hat mehrmals angeschlagen. Das war so gegen neunzehn Uhr. Er ist davon ausgegangen, dass irgendein Nachbar Zaunpfähle setzt.«
    Böhm hört ihm aufmerksam zu.
    »Am Freitag schon.« Er schiebt seine Brille auf die Stirn und reibt sich die Augen.
    »Noch was?«
    Steeg kippt seinen Stuhl auf die Hinterbeine und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. »Und ob. Ich habe einen Kollegen von damals ausfindig gemacht. Mester ist zwar schon achtundsiebzig Jahre, aber der Alte hat ein verdammt gutes Gedächtnis.«
    Mester hatte erzählt, dass der Fall niedergelegt worden war, nachdem Behrens sich erhängt hatte. Das mit Lüders sei dubios gewesen. Sie waren sich alle sicher, dass die Geschichte mit dem fremden Wagen gelogen war, konnten ihm aber nichts nachweisen. Als dann der Kauf über die Bühne gegangen war – und das hatte sich im ganzen Gebiet rumgesprochen, diese Riesenschweinerei –, hatten sie ihren Verdacht bestätigt gesehen. Sie waren sich alle sicher gewesen, dass die alte Behrens ihn um diese Aussage gebeten hatte, um ihren Sohn zu entlasten. Die konnte ja nicht ahnen, dass der ein Geständnis abliefert und sich dann umbringt.
    Böhm hat sich ans Fenster gestellt. Der Regen fällt so dicht, dass er die Häuser am anderen Ende des Markplatzes nur schemenhaft erkennen kann. Er dreht sich um und lehnt sich an die Fensterbank. »Was war mit dem Kind? Warum ist dieses Kind nie angehört worden?«
    Steeg stellt den Stuhl zurück auf seine vier Beine. »Das Kind stand unter Schock. Sie hat nicht gesprochen, jedenfalls in den drei Monaten nach der Tat nicht, und danach hatten sie den Fall abgeschlossen.«
    Böhm greift zum Telefon. Er versucht zum sechsten Mal heute, Anna Behrens zu erreichen. Wieder ertönt das Besetztzeichen. Er knallt den Hörer auf die Gabel.
    Steeg schaut ihn erstaunt an.
    »Seit heute Morgen um neun Uhr ist da besetzt. Das gefällt mir nicht.« Er reibt sich den Nacken. »Achim, kannst du mir einen Gefallen tun? Ruf doch bitte die Kollegen in Köln an. Die sollen zu Anna Behrens fahren und überprüfen, was da los ist. Die Adresse findest du im PC.« Er zieht seine durchnässte Jacke wieder an. »Und dann sorg bitte dafür, dass Joop um halb drei abgelöst wird. Der kommt dann zusammen mit Jansen hierher, um eine Aussage aufzunehmen. Ich muss mal für zwei bis drei Stunden weg. Wenn sich was Dringendes ergibt, könnt ihr mich über Handy erreichen.«
    Er greift nach seinen Autoschlüsseln, als Lembach an die geöffnete Tür klopft.
    »Tach auch. Willst du schon wieder weg?«
    »Ich muss mal nach Hause. Meine Frau ist

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