Wenn das Herz im Kopf schlägt
Schirm und wartet.
Es dauert keine zwei Minuten, da ist Steeg zurück. Er greift nach van Oss‘ Brust und zerrt an seiner Jacke. »Wo ist der? Wo ist Jansen?«
Joop schlägt Steegs Hand herunter. »Im Saal!« Er schnauft wütend. »Er ist nicht rausgegangen!«
Van Oss geht zur Theke. Die Wirtin hat alle Hände voll zu tun. »Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo Mynheer Jansen ist?«
Ruth Holter sieht kurz auf. »Sind Sie der Polizist?«
Er sieht den Unglauben in ihren Augen. »Ja! Der bin ich!«
»Wo ist der andere? Dieser Böhm!«
Joop platzt der Kragen. »Asteblief Mefrouw! Wo ist Jansen?«
Die Augen der Thekengäste sind augenblicklich auf ihn gerichtet. Ruth Holter starrt ihn erschrocken an.
Dann blafft sie zurück. »Der fährt Lena nach Hause und kommt dann mit seinem eigenen Wagen direkt zur Polizeiwache. Das soll ich Ihnen ausrichten. Ich habe die ganze Zeit nach diesem Polizisten Ausschau gehalten, diesem Böhm. Kann ja kein Mensch ahnen, dass
Sie
auch einer sind.«
Steeg steht hinter van Oss. Beide atmen erleichtert auf.
Als sie zum Auto hinübergehen, hat der Regen deutlich nachgelassen. Sie winken dem Kollegen zu, der die Nacht auf dem Friedhof übernommen hat, und fahren ins Präsidium.
Joop telefoniert mit dem Wachmann an der Pforte. Nein, ein Herr Jansen habe sich nicht gemeldet.
- 55 -
Sie warten bereits über eine Stunde. Steeg hat mit Frau Holter telefoniert und um Jansens Handynummer gebeten.
»Handy«, hatte sie verächtlich geschnaubt. »Jansen hat bestimmt kein Handy, und wenn, dann weiß ich seine Nummer nicht.« Dann war sie versöhnlicher geworden. »Lena! Lena hat ein Handy, und die Nummer kann ich Ihnen geben.«
Steeg hatte es mehrmals probiert. Das Telefon war ausgeschaltet.
Joop läuft unruhig im Zimmer auf und ab. »Der müsste schon lange hier sein. Sollen wir eine Fahndung raus...?«
Als das Telefon schellt, greifen sie gleichzeitig danach. Achim ist schneller. Joop stellt den Lautsprecher an.
Der Kollege aus Köln ist am Apparat. Er erzählt kurz, wie sie Anna Behrens vorgefunden haben.
Joop starrt zum Fenster hinaus. Der Regen hat aufgehört, aber noch ziehen dichte, vom Wind getriebene Wolken über den Himmel, als wären sie auf der Flucht. Wo waren sie da hineingeraten? Alles scheint miteinander verstrickt, und doch haben sie nur lose Enden, die nicht zueinander passen. Warum hatte sie das getan? War sie die Täterin und hatte nach Böhms Anruf aufgegeben? Dann war Jansen in Sicherheit. Er kann die Enden nicht in eine logische Reihenfolge bringen. Er hofft, dass Böhm bald auftaucht.
»Sie wird es überleben, aber sie ist ohne Bewusstsein.« Steeg hört, wie am anderen Ende der Leitung in Papieren gekramt wird. »Hören Sie, wir haben hier eine Tante ausfindig machen können, es gibt aber auch noch eine Tochter. Frau Margarete Behrens hat uns eine Adresse gegeben, aber die passt nicht mehr. Wahrscheinlich ist sie umgezogen. Ihr habt doch da unten gute Kontakte zu den holländischen Kollegen. Es ist eine Anschrift in Nimwegen.«
Steeg zieht ein Blatt Papier aus dem Drucker und legt einen Stift dazu. Beides schiebt er zu Joop über den Tisch. Er hält die Sprechmuschel zu. »Das machst du. Als Wiedergutmachung, weil du Jansen verloren hast.« Er zeigt auf seine Uhr und grinst. »Ich muss nämlich gleich zum Training.« Dann spricht er wieder in den Hörer. »Okay. Dann schießen Sie mal los. Der holländische Kollege ist gerade hier und schreibt mit.« Wieder grinst er Joop breit an.
»Die Frau heißt Magdalena Koberg. Ihre Adresse ist ein Studentenwohnheim.«
Joop wirft den Stift auf das Papier, dreht den Bildschirm des PCs zu sich herum und öffnet die Datei mit ihren Gesprächsnotizen. Böhm hatte doch einen Eintrag gemacht. Diese Kellnerin, diese Lena.
Steeg beendet das Gespräch und legt den Hörer auf. »Was suchst du?«
»Diese Lena. Böhm hatte doch ...« Und da steht es:
Lena Koberg
. Joop dreht den Bildschirm zu Achim Steeg. »Lena Koberg! Verdammte Scheiße! Die Tochter!« Er schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Gib eine Fahndung raus. Sie hat Jansen!« Er rennt in sein Zimmer. Schon auf dem Flur ruft er zurück: »Ich versuche, Peter zu erreichen!«
- 56 -
Es riecht nach Staub. Nach Polstern, die Feuchtigkeit gezogen haben und im Dunkeln vor sich hinmodern. Nach Abflüssen, durch die schon lange kein Wasser mehr geflossen ist. Sie hatte handeln müssen. Morgen wäre Mahler dran gewesen. Alles war vorbereitet, aber jetzt
Weitere Kostenlose Bücher