Wenn das Herz im Kopf schlägt
het niet.«
Mahler redet bereitwillig weiter. »Gietmann und Lüders wollten zusammen ins Baugeschäft. So war es geplant.« Er greift nach seinem Korn und schüttet ihn hinunter. »Was hier passiert ist, brauche ich nicht wiederholen.« Er lehnt sich zurück, schaut an Steeg vorbei aus dem Fenster hinaus.
Eine Pause entsteht. Die Stille wird von einem gleichmäßigen Tuk-Tuk im Dreivierteltakt unterbrochen. Böhm sieht sich um. Der Bierhahn tropft gemächlich auf das Thekenblech.
Ruth Holter schwenkt das Cognacglas mit kleinen, runden Bewegungen, den Blick tief in die bernsteinfarbene Flüssigkeit getaucht.
Böhm atmet hörbar aus. »Was hier passiert ist, brauchen Sie nicht zu wiederholen, das stimmt! Aber was auf dem Behrenshof passiert ist, müssten Sie uns noch erklären.«
Was Mahler jetzt in selbstgefälligem, leicht lallendem Singsang erzählt, verschlägt allen vier Anwesenden die Sprache. Zu den Vergewaltigungen erklärt er: »Die Behrens war ein arrogantes Weib. Dass das passiert ist, hat die sich selber zuzuschreiben.« Dabei klopft er mit den Knöcheln der rechten Hand auf den Tisch. »Als wir das ganze Blut gesehen haben, sind wir abgehauen. Wir dachten wirklich, sie ist tot. Lüders hatte dann im Auto die Idee: ›Uns können die doch nichts nachweisen‹, hat er gesagt. ›Johann ist doch der Verdächtige. Wenn wir uns einig sind, geht der erst mal in den Knast. Wenn der rauskommt, ist die Sache mit dem Bauland längst geritzt!‹ « Mahler fixiert das Diktiergerät.
Joop greift danach und zieht es zu sich heran.
»Lüders war fein raus, dachte er jedenfalls. Er machte mit der alten Behrens ein Geschäft. Er war bereit auszusagen, er habe in den frühen Morgenstunden ein fremdes Auto auf den Hof fahren hören. Dafür würde er den Hof für fünfzigtausend D-Mark plus einer Erbpacht bekommen.« Mahler lacht ein kehliges Lachen. »Die Alte hätte alles unterschrieben, um ihrem letzten Sohn den Arsch zu retten. Als der dann Selbstmord beging, hat sie wohl noch mal nachgedacht, und zum Schluss hat sie Lüders doch noch über den Tisch gezogen. Die ganzen Jahre hat der den großen Baulandbesitzer in spe gespielt, hat Land beliehen, das ihm gar nicht gehörte. Tja, und dann hat der in die Röhre geguckt!« Er wirft seine linke Hand großspurig auf den Tisch und sieht Böhm herausfordernd an. »Wie auch immer! Ich hab die Behrens nicht angerührt. Mir könnt ihr gar nichts. Außerdem war es ein Unfall und die Geschichte ist dreißig Jahre her!«
Ruth Holter springt auf, schlägt auf ihn ein und schreit immer wieder: »Ihr Schweine, ihr gottverdammten Schweine!«
Steeg kann sie kaum bändigen, er gibt sich allerdings auch keine rechte Mühe.
Mahler steht auf, nimmt seine Jacke und wankt wortlos hinaus.
Joop und Steeg sehen Böhm fragend an.
Er schüttelt den Kopf. »Die Staatsanwaltschaft muss das prüfen. So wie er es erzählt, hat er die Straftat nicht gefördert. Er wäre verpflichtet gewesen, sie anzuzeigen, aber dieser Straftatbestand ist längst verjährt.« Böhm ist übel. Er braucht frische Luft.
Sie verlassen gemeinsam das Lokal, Ruth Holter schließt hinter ihnen ab. Sie haben ihr nichts von Lena gesagt. Sie wird es morgen gerüchteweise erfahren und spätestens übermorgen aus der Zeitung.
Sie stehen auf dem kleinen Vorplatz des Lokals. Böhm atmet gierig ein.
Joop starrt in die Dunkelheit hinüber zum Friedhof. »Lena Koberg kennt genau diese Geschichte. Wieso weiß sie davon?«
Böhm legt ihm eine Hand auf die Schulter. »Lass uns morgen früh mit Lena sprechen.«
Steeg sucht in der Jackentasche nach den Autoschlüsseln. »Ich habe die Schnauze voll für heute. Ich habe Hunger und will nach Hause. Du wolltest die wahre Geschichte, Joop. Jetzt hast du sie. Alles andere kann auch bis morgen warten.«
»Ja, jetzt habe ich sie wohl.« Joop blickt auf seine Schuhspitzen. »Maar nou heb ik ze liever niet.«
Achim hebt die Hand und geht zielstrebig zu seinem Wagen.
Van Oss und Böhm steigen in den Mitsubishi.
»Soll ich dich nach Hause fahren, oder willst du dein Auto am Präsidium abholen?«
Joop zögert keine Sekunde. »Nach Hause!«
- 63 -
Es ist kurz nach zweiundzwanzig Uhr, als er in die Garage fährt. Die Außenbeleuchtung springt an. Das Hausinnere liegt im Dunkeln. Brigittes Auto steht nicht am Gehweg.
Er schaltet den Motor aus und bleibt sitzen.
Diese Übelkeit, die ihn angefallen hat, als Mahler seinen Hass auf den Tisch geschleudert hatte wie einen uralten
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