Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
Vom Netzwerk:
durchweichten sie bis auf die Knochen. Ein Streifenpolizist eilte ihnen mit einem Regenschirm entgegen, aber bis er sie erreicht hatte, waren sie schon pitschnass.
    „Was haben wir?“, fragte Jakob mit Blick auf die weiße Plane, unter der sich ein menschlicher Körper abzeichnete.
    „Ein weibliches Opfer. Mitte zwanzig, vermutlich Studentin. Sie hatte nichts bei sich. Keine Tasche, keine Papiere, kein Handy“, antwortete der Polizist, der ihm den Schirm gebracht hatte.
    „Weiß man schon, was passiert ist?“, fragte Michael und versuchte, seine Brille mit seinem feuchten Anorack trocken zu reiben.
    „Der Fahrer steht noch unter Schock. Er weiß nicht genau, was passiert ist, aber er ist sich sicher, dass unser Opfer nicht auf die Straße gelaufen ist. Anscheinend kam sie von oben.“
    „Von oben?“ Jakob legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das etwa hüfthohe Geländer, das vom Albertus-Magnus-Platz in den schwarzen Himmel ragte. „Sie ist also gefallen? Sollte das Geländer nicht genau so etwas verhindern?“
    „Vielleicht ist sie gestolpert“, überlegte Michael. „Die Pathologie wird prüfen, ob sie betrunken war.“
    „Weiß man schon, ob Fremdverschulden vorliegt?“
    Der Polizist schüttelte den Kopf. „Negativ. Die Spurensicherung sieht sich gerade oben um, aber bei dem Wetter…“ Er hob nur die Achseln.
    „Verstanden. Können wir mit dem Fahrer sprechen?“
    „Der Krankenwagen wird ihn gleich mitnehmen, aber ihr könnt es versuchen.“
    Jakob nickte verstehend. „Wie ist sein Name?“
    „Peter Neuss. Er sitzt da vorne auf dem Bordstein. Hat sich noch keinen Zentimeter bewegt.“
    Michael kramte seinen Notizblock hervor, bereit, die Aussagen aufzuschreiben. Jakob beugte sich zu dem Mann, der starr in die Luft blickend auf dem Boden saß. Aus einer Platzwunde an seiner Stirn lief Blut, das sich mit dem Regen zu einem hellroten Rinnsal vermischte und auf die Straße tropfte, wo es fortgespült wurde. Seine Hände zitterten, obwohl er sie im Schoß zu Fäusten geballt hatte. Er war ein kleiner, schmächtiger Mann, vielleicht eins siebzig groß und keine siebzig Kilo schwer. Ein zu großer Anzug klebte nass und schwer an seinem schmalen Körper. Die Brille war ihm von der Nase gerutscht, die blonden Haare hingen ihm wirr und verklebt im Gesicht. Ihn schien es nicht zu stören, dass er mitten im Regen saß.
    „Herr Neuss? Jakob Spatz mein Name, ich bin von der Kriminalpolizei. Mein Kollege Michael Schlemmer. Können Sie uns sagen, was passiert ist?“
    Peter Neuss reagierte nicht, abgesehen von einem hektischen Blinzeln, als ihm Blut in die blonden Wimpern tropfte. Sein Blick blieb in die Ferne gerichtet. Jakob warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu und schüttelte den Kopf. Aus dem ist heute nichts herauszubekommen , sagten seine Augen. Michael seufzte und schlug den Block wieder zu.
    „Wollen wir uns nicht irgendwo unterstellen? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“
    Der Mann schüttelte matt den Kopf und reagierte selbst dann nicht, als Jakob versuchte, den Schirm mit dem Autofahrer zu teilen.
    „Sie war plötzlich da“, krächzte Peter Neuss plötzlich, den Blick glasig und starr auf die Straße gerichtet. „Erst nur Regen und plötzlich … sie. Peng. Ich konnte nicht … sie ist vom Himmel gefallen. Ich habe sie doch nicht …? Lebt sie?“
    Als Jakob ihn mitfühlend ansah, ohne auf seine Frage zu antworten, gab Neuss einen erstickten Laut wie ein Schluchzen von sich, wischte sich durchs Gesicht und starrte wieder ins Nichts. Jakob richtete sich auf und schüttelte noch einmal den Kopf. „Das hat keinen Sinn. Wir versuchen es morgen noch einmal. Lass uns abwarten, was die Spusi und der Doc sagen.“
    Donnerstag

    LEONIE

    Pieppieppiiieeeep, pieppieppiiieeeep, pieppiii-
    Leonies Hand knallte auf den Wecker, der polternd zu Boden fiel und dort verstummte. Sie wälzte sich herum und zog die Decke über den Kopf, als das Sonnenlicht, das zwischen ihren Vorhängen hereinfiel, sie blendete. Es konnte unmöglich schon Zeit sein. Neben ihrem Zimmer schlug eine Tür zu, eine zweite wurde geöffnet und kurz darauf hörte sie die Dusche rauschen. Ihr Bruder Tim war gerade ins Bad gegangen. Es war also wirklich Zeit aufzustehen. Murrend schlug sie die Decke beiseite, strich ihre schwarzen Ponyfransen zurecht und schlüpfte in ihre violetten Pantoffeln. In ihrem Haus aus dunklem Backstein in der Schillingsrotter-Straße, direkt gegenüber von der Polizeidienststelle in

Weitere Kostenlose Bücher