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Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
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Berührung jagte wie ein Stromschlag durch sie hindurch und zuerst wollte sie ihre Hand wieder wegziehen, doch als er seinen Kopf sanft gegen ihre Fingerspitzen drückte, ließ sie sie dort. Seine Lippen zuckten und sie glaubte, dass sein Atem ein wenig schneller ging, doch sonst reagierte er nicht. Vorsichtig fuhr sie durch seine Haare, befreite sein Gesicht von den salzig-klebrigen Strähnen und erschauerte jedes Mal, wenn ihre Haut auf seine traf. Überrascht stellte sie fest, dass es ein angenehmes Gefühl war und als der Lärm über ihnen lauter und erschreckender wurde, dachte sie nicht länger nach. Ihr Körper lehnte sich an ihn und ihr Kopf bettete sich ganz automatisch auf seine kühle, harte Brust. Der langsame, aber kräftige Herzschlag darunter beruhigte sie und obwohl sie das niemals für möglich gehalten hätte, schlief sie ein.

Tortuga

    Es war still, als Kimberly aufwachte, und vermutlich war es dieses Fehlen von Lärm, das sie geweckt hatte. Ihre Ohren klingelten, jetzt, da der Kanonendonner und die Pistolensalven verklungen waren. Wie ein Leichentuch hatte sich die Stille über das Schiff gesenkt und ließ Kimberlys Herz rasen.
    Etwas bewegte sich unter ihr, als sie aufsprang, und für einen Moment hatte sie vergessen, wo sie eingeschlafen war. Tylers Augenlider zuckten und seine Finger krallten sich zusammen, aber er wachte nicht auf. Dann hörte sie seine Stimme, schwach, leise und wie im Traum.
    „Ich werde euch rächen, Mom, versprochen. Wo seid ihr? Der Sturm… so laut. Sie finden mich nicht, nein, nein. Wo bin ich, wo bin ich? Allein, ich bin allein, so allein. Wo seid ihr? Dad? Mom? Sie kommen! Nein!“ Er wurde lauter, hektischer. Schweiß glänzte auf seiner Stirn und er warf sich kraftlos auf der Pritsche umher. „Muss mich verstecken.“
    Kimberly packte seine Hände und drückte sie fest auf die Liege, versuchte, ihn zu beruhigen. „Du bist in Sicherheit“, flüsterte sie.
    „Mom“, wisperte er. „Geh nicht. Verlass mich nicht. Nie wieder. Ich kann nicht…“
    „Es ist alles gut. Ich bin ja hier“, flüsterte sie zurück und spürte, wie sie errötete. Ihr Blick wanderte zur Tür, hinter der es noch immer ruhig war. War es das? Oder waren sie beide nun wirklich allein? Waren die anderen … fort? Für immer?
    „Verlass mich nicht, verlass mich nicht. Ich hab dich so vermisst“, murmelte er und klammerte sich an ihre Hände, rollte sich zusammen und beruhigte sich ein wenig. Ihre Finger pochten unter seinem Druck, aber sie befreite sich nicht aus seinem Griff.
    „Ich geh nicht weg“, flüsterte sie und bettete den Kopf einen Moment lang auf seiner Schulter. Tylers Atem wurde regelmäßiger, sie konnte hören, wie sich sein Herzschlag verlangsamte.
    Kimberly betrachtete ihn und spürte tiefe Sorge in sich aufkeimen. Er war blass, unter seinen Augen zeichneten sich tiefe, dunkle Ringe ab, aber seine Wangen waren gerötet und glänzten. Die leichten Wellen, die durch seinen Körper liefen und ihn zittern ließen, wurden nicht durch Angst, sondern durch Fieber verursacht.
    Wie konnte sie ihn je gefürchtet haben? Er wirkte so schutzbedürftig, so einsam – und gleichzeitig so … sinnlich. Kimberly runzelte die Stirn, verwirrt von diesen plötzlichen Gedanken.
    Irgendwann lockerte er den Griff um ihre Hände, sodass sie sich vorsichtig losmachen konnte. Kimberly griff nach dem Verband um seiner linken Schulter und löste den Knoten, um die Wunde zu untersuchen. Sie wusste nicht viel über Medizin, aber die geröteten Ränder und die nässende Kruste machten ihr Sorgen. Ohne zu wissen, was sie sonst tun sollte, goss sie noch einmal etwas Alkohol darüber und verknotete den Stoff wieder. Samuel musste ihn richtig versorgen, mehr konnte sie einfach nicht tun.
    „Halt durch“, murmelte sie. Ein Teil von ihr wollte hier bleiben, ihn nicht aus den Augen lassen, bis er wach wurde, aber der Rest sehnte sich nach ihrer Crew, musste wissen, ob es ihnen gut ging. Sie wollte nicht daran denken, was geschehen würde, wenn dort oben niemand mehr lebte.
    Sie erinnerte sich, dass ein Mast gebrochen war. Dass Frankie nach oben gestürmt war, um den anderen zu helfen. Und dann?
    Leise schloss sie die Tür der Kajüte hinter sich. Die Luft stank nach kaltem Qualm, nach Blut und Schweiß und nach Tod. Die Treppe knarrte unter ihren Füßen, ihre Beine zitterten, waren plötzlich viel zu weich für ihr Gewicht. Sie klammerte sich am Geländer fest und es war, als kämpfte sie gegen eine zähe

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