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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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angeborener Sinn für Sparsamkeit meldete sich. » Das wird nicht nötig sein. Meine Mutter ist gelernte Schneiderin, und sie hat mir genug beigebracht, dass ich einfache Näharbeiten sehr gut selber machen kann«, wehrte sie ab. » Ich weiß nur nicht, wann ich solche Roben tragen soll? Sie sind viel zu vornehm.« Vorsichtig strich sie mit den Fingerspitzen über den schimmernden Atlas, den geschmeidigen Samt. Die Stoffe waren von erstklassiger Qualität.
    » Ich überlasse es ganz dir, was du damit machst«, meinte Robert. » Das ist übrigens die Tür zu meinem Zimmer. Ich bitte dich, jederzeit davon Gebrauch zu machen, wenn dir danach ist.«
    Dorothea entging nicht, dass im Schloss ein Schlüssel steckte. Hatte Claire ihren Mann ausgesperrt?
    » Das gilt natürlich für dich genauso«, sagte sie kurz entschlossen, zog den Schlüssel ab und ließ ihn in die offen stehende Schublade der Frisierkommode fallen. » Ich finde, zwischen uns sollte es keine verschlossenen Türen geben.«
    Sie hatte das Richtige gesagt. Ihr Mann betrachtete sie mit einem so liebevollen Ausdruck, dass sie ganz verlegen wurde.
    » Ich bin der guten Mary von Tag zu Tag dankbarer«, murmelte er mehr zu sich selbst, als er sie in die Arme schloss und mit zwei Fingern ihr Kinn anhob, um ihr in die Augen sehen zu können. » Du glaubst nicht, wie froh ich darüber bin, dass du in mein Leben getreten bist.«
    Er senkte den Kopf und küsste sie. In den vergangenen Tagen hatte er das öfter getan, aber mit Rücksicht auf die äußeren Umstände waren es eher keusche Küsse gewesen. Dass ihr Mann nicht nur rücksichtsvoll und zart, sondern auch von mitreißender Leidenschaftlichkeit sein konnte, überraschte und erregte Dorothea gleichermaßen. Erstaunlich schnell hatte sie sich an das Zusammensein mit ihm gewöhnt. Seit der Hochzeit war sie praktisch rund um die Uhr mit ihm zusammen gewesen, und in den langen Gesprächen, mit denen sie sich die Reisezeit verkürzt hatten, war eine Vertrautheit zwischen ihnen gewachsen, wie sie sonst erst nach längerer Zeit zu entstehen pflegt. Deswegen empfand sie jetzt auch keinerlei Scheu, sondern erwiderte den Kuss mit Hingabe. Ihre Hochzeitsnacht war eine durchaus lustvolle Erfahrung gewesen, und Dorothea war gerne zu einer Wiederholung bereit. Instinktiv drängte sie sich an ihn und zerrte mit fiebrigen Händen an seinem Leinenhemd.
    » Bist du nicht zu erschöpft?« Roberts Stimme klang belegt, als er seinen Mund von ihrem nahm.
    » Kein bisschen«, flüstere Dorothea atemlos, während sie ihn schon auf die Tür zuschob.
    Erst danach, zufrieden den Kopf auf die Schulter ihres Mannes gebettet, ließ sie ihren Blick interessiert schweifen. Roberts Zimmer hatte nicht das Geringste gemein mit dem mondänen Stil, in dem Claires Räume eingerichtet worden waren. Die fast schon klösterliche Schlichtheit der spärlichen Möbelstücke, die Reitgerte und das Gewehr neben dem schmalen Kleiderschrank– alles war maskulin, eher zweckmäßig. Dennoch fühlte sie sich hier wohler. Vielleicht sollte sie doch das eine oder andere zerbrechliche Sesselchen entfernen. Und sei es nur, um sich nicht ständig als bäurischer Trampel zu fühlen. Vor ihrem inneren Auge entstand Claires Bild als das einer ätherischen Schönheit, und unwillkürlich seufzte sie leise.
    » Geht es dir gut?« Besorgt richtete Robert sich auf einem Ellenbogen auf.
    » Es geht mir wunderbar«, beeilte sie sich, ihn zu beruhigen, und streckte sich träge wie eine Katze in der Sonne. » Ich habe nur gerade gedacht, dass ich wohl nie an die Kultiviertheit deiner ersten Frau heranreichen werde.«
    In Roberts Gesicht zuckte es wie Wetterleuchten. » Hast du noch nie erlebt, dass sich unter einer schönen Schale ein verfaulter Kern verbirgt?«, brach es schließlich aus ihm heraus. » Ich habe noch mit keinem Menschen darüber gesprochen, aber meine Ehe mit Claire war die Hölle. Es mag sein, dass ich ihr nicht geben konnte, was sie brauchte. Ich hätte über ihre Untreue hinweggesehen, doch es hat ihr geradezu Vergnügen bereitet, sich mir mit ihren diversen Liebhabern zu präsentieren und mich zum Gespött zu machen. Gott vergebe mir: Ich bin eher erleichtert, von ihr befreit zu sein, als dass ich um sie trauerte.«
    Erschreckt von seinem Ausbruch und erschüttert von dem Geheimnis, das er ihr anvertraut hatte, suchte Dorothea nach Worten. Was sollte sie dazu sagen? Wo sie doch nicht viel besser war, indem sie ihrem Mann das Kind eines anderen unterschob.

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