Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
einer Gegend nicht weit von Santo Tomás eingegeben hat.«
»Gute Arbeit.«
»Das ist noch viel abgelegener, als ich gedacht hätte. Im Umkreis von mehreren Kilometern gibt es weder eine Stadt noch sonst irgendwas. Nur so eine Art Klinik. Sie könnte tagelang im Dschungel umherirren, ohne dass es jemand bemerken würde.« Sie klang verängstigt. Vicky war einer von diesen übernervösen Menschen, die sich immer das Schrecklichste ausmalten, nur war ihre Sorge diesmal möglicherweise begründet.
»Sie hatte sich auch nicht aus ihrem Mailprogramm ausgeloggt. Hier sind ein paar Nachrichten von Prescott – ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mir die angesehen habe?«
Verdammt, warum war dem Mädchen das mit dem Computer nicht schon gestern eingefallen? »Die könnten vielleicht von Nutzen sein. Weißt du, wie man versteckte Absenderinformationen einer E-Mail anzeigen kann?«
»Moment. Okay, ja, ich hab’s.«
»Dann kopiere mir diese Informationen bitte in eine Textdatei und schicke sie mir zusammen mit den Originalnachrichten, damit ich mir alles genau anschauen kann.«
»Ich hoffe, das hilft!«
Das hoffte Caitlyn auch. »Danke, Vicky. Ich werde es dich wissen lassen, sobald wir Maria finden.« Sie beendete das Gespräch und schaute auf die Uhr. Ein paar Minuten noch, bevor der Pilot sie einsammeln würde. Die Alvarados hatten sich noch nicht blicken lassen. Sie rechnete im Kopf nach – in Cambridge war es jetzt früher Nachmittag. Also wählte Caitlyn die Nummer des archäologischen Instituts, die sie im Internet gefunden hatte. »Professor Zigler, bitte.«
»Tut mir leid, der Professor ist nicht zu sprechen«, erwiderte die Sekretärin mit britischem Akzent.
»Soweit ich weiß, ist er momentan nicht im Land. Ich bin FBI -Agentin und rufe aus Amerika an«, erklärte Caitlyn. »Ich muss den Professor dringend erreichen, es geht um sein Forschungsprojekt in Guatemala. Könnten Sie mir bitte seine Kontaktdaten geben?«
»Das tut mir leid, Ma’am. Ich fürchte, da sind Sie falsch informiert. Der Professor hält sich nicht in Guatemala auf. Er ist bereits vor einigen Jahren in den Ruhestand gegangen.«
»Mir wurde gesagt, dass er für ein letztes Forschungsprojekt zurückgekehrt sei. Möglicherweise ohne finanzielle Unterstützung der Universität?«
»Sie verstehen nicht.« Die Frau zögerte. »Professor Zigler hatte vor drei Jahren einen schweren Schlaganfall. Er liegt seitdem im Koma und befindet sich in einer Pflegeeinrichtung.«
Caitlyn erstarrte. Verdammt, ihr Instinkt hatte mal wieder recht behalten. »Verstehe. Könnten Sie mir sagen, ob bei Ihnen ein gewisser Prescott Wilson studiert? Amerikaner, glaube ich.«
»Oh ja, Prescott. Ein entzückender Junge. Wollen Sie ihn sprechen? Sein Büro ist gleich ein paar Türen weiter.«
»Er ist bei Ihnen? Nicht verreist?« Also war er definitiv nicht derjenige, der Maria vor zwei Tagen abgeholt hatte.
»Selbstverständlich ist er hier. Er muss doch seinen Verpflichtungen nachkommen. Wenn er einen Kurs oder ein Praktikum versäumt hätte, wüsste ich das. Aber er wird in etwa fünf Minuten wegmüssen, um Unterricht zu geben, wenn Sie also noch mit ihm sprechen möchten …«
»Nein. Vielen Dank. Das war alles, was ich wissen muss.« Caitlyn legte auf. Maria hatte bestimmt nicht bei dem Institut angerufen – wahrscheinlich hatte sie sogar jeglichen Kontakt mit der Universitätsverwaltung vermieden, da sie nicht als offizielle, sondern nur als freiwillige Studentin im zweiten Lehrjahr am Forschungsprojekt beteiligt war und befürchten musste, aus dem Team ausgeschlossen zu werden.
Die erste E-Mail von Prescott erschien in ihrem Posteingang. Der Absender sah aus wie eine Universitätsadresse, aber eine IP -Adresse konnte ohne größere Probleme vorgetäuscht werden. Sie würde den Technikern in Quantico den Quelltext vorlegen, vielleicht fanden die Spezialisten dort heraus, woher die Nachricht tatsächlich stammte.
Wer auch immer sich das alles ausgedacht hatte, wusste ganz genau, worauf ein Mädchen wie Maria ansprang. Caitlyn machte sich auf den Weg zu dem kleinen Business Center in der Empfangshalle. Dort druckte sie die Karten aus, die Vicky ihr inzwischen weitergeleitet hatte. Sie zeigten eine Route, die vom Hafen in Santo Tomás nördlich in eine abgelegene Berggegend führte. Ein Fluss wand sich von Ost nach West. Seine Quelle war nicht weit von den Koordinaten entfernt, die das Gebiet des Tempels eingrenzten. Direkt am Invierno-See, inmitten der
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