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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Schatz dort am Grund des Brunnens liegt.«
    Er wirkte verblüfft. Dann klatschte er hocherfreut in die Hände. »Brillant und wunderschön! Zigler wird Sie lieben, meine Gute.«
    Sein Kompliment ließ Maria erröten. Schön fand sie sich nun wirklich nicht – im Gegensatz zu ihrer Mutter, dem Inbegriff einer spanischen Schönheit. Maria hatte jedoch weder deren zarte Gesichtszüge noch die goldbraune Haut geerbt. Das Einzige, was sie äußerlich mit ihrer Mutter gemein hatte, waren das dunkle Haar und die braunen Augen. Marias Wangenknochen saßen höher, die Stirn war breiter, ihre Haut dunkler. Einmal hatte sie ihre Eltern sogar gefragt, ob sie vielleicht adoptiert sei. Darüber hatten beide nur gelacht und sie wegen ihrer seltsamen Einfälle gescholten.
    Vom Flur her hörte man ein lautes Summen. Helda schob einen jungen Mann herein, der in einem großen, elektrisch angetriebenen Rollstuhl saß. Hinter der Lehne stapelten sich Geräte, deren Drähte und Röhrchen unter das T-Shirt des Jungen führten. Er war ungefähr so alt wie Maria, hatte dunkles Haar und vereinte in seinen Gesichtszügen auf attraktivste Weise die Abstammung von Spaniern und Maya.
    »Ah, genau rechtzeitig.« Der Doktor erhob sich aus seinem Stuhl, trat neben den Jungen und redete in schnellem Spanisch auf ihn ein, sodass Maria nur einzelne Brocken aufschnappen konnte. Dann drehte er sich um und verkündete mit schwungvoller Geste: »Maria Alvarado, darf ich vorstellen? Das ist mein Sohn Michael.«
    Michael kämpfte sich im Rollstuhl hoch, obwohl Helda ihn zurückhalten wollte. Rasch löste sie einen kleinen Beutel von der Lehne, den er sich wie eine Tasche quer über die Brust legte. Zwar verband ihn immer noch ein dickes Kabel mit dem Rollstuhl, doch konnte er jetzt selbstständig gehen, während Helda ihm hinterhereilte.
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Maria«, sagte er lächelnd. Sein Englisch war tadellos, ein ganz leichter spanischer Akzent war herauszuhören. Damit klang er wie ein Filmstar.
    Er kam auf Maria zu und streckte ihr die Hand hin. Helda tanzte in höchster Besorgnis um ihn herum. Michael bekam das ganz genau mit und lächelte verschmitzt.
    Als er ihr einen Handkuss gab, wurde Maria schon wieder ganz rot. Da er nahe bei ihr stand, konnte sie das leise Ticken der Maschine vor seiner Brust hören, wie die Sekundenschläge einer alten Uhr. Außerdem vernahm sie ein hohes Summen, als würde jemand in einem der Nebenräume staubsaugen.
    »Michael, bitte«, protestierte sein Vater. »Setz dich hin. Du sollst dich doch nicht überanstrengen.«
    »Mir geht es gut, Vater. Besser als in den letzten Monaten.«
    »Dann setz dich hin, wenn auch nur, um mich und Helda zu beruhigen. Sonst werden wir noch krank, vor Sorge.«
    Michael gab nach und setzte sich auf den Platz neben Maria. Sofort schob Helda den Rollstuhl hinter ihn, zog ein paar Desinfektionstücher aus der Tasche und wischte ihm die Hände ab. Um jede Verunreinigung, die von Maria auf ihn übergegangen war, zu beseitigen.
    Maria war mit einem Mal besorgt. Zwar hatte Dr. Carrera ihr ein Antibiotikum verabreicht, dennoch hatte er von einer Infektion ihrer Wunden gesprochen. Aber er würde doch sicher nicht die Gesundheit seines Sohnes aufs Spiel setzen, wenn Michaels Immunsystem geschwächt war?
    Dr. Carrera schüttelte den Kopf. »Also wirklich, Michael …«
    »Was nützt mir ein künstliches Herz, wenn ich keine Gelegenheit habe, mich daran zu erfreuen?«
    »Das ist ja auch nur eine vorübergehende Maßnahme. Wir dürfen kein Risiko eingehen.«
    »Du gehst immer gleich vom Schlimmsten aus. Ich habe Ersatzbatterien dabei, der Rollstuhl ist keinen Meter von mir entfernt, und ich bin zum ersten Mal seit Wochen nicht an eine verdammte Sauerstoffflasche angeschlossen. Weshalb sollte ich meine neu gewonnene Freiheit also nicht genießen?« Er wandte sich Maria zu und schenkte ihr ein Lächeln, bei dem ihr Herz einen Moment lang aussetzte. »Besonders, wenn ich sie mit einem hübschen Mädchen teilen kann.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. Nie zuvor hatte sie jemand auf diese Art und Weise angesehen. Als sei nur sie allein der Grund für seine Fröhlichkeit.
    »Wie lange wirst du hierbleiben, Maria?«, fragte er.
    Der Gedanke an ihre Eltern und daran, wie wütend sie sein würden, verscheuchte Marias Lächeln von ihrem Gesicht. Sie blickte auf den Fisch, den der Butler ihr gerade serviert hatte. »Ich bin nicht sicher. Hoffentlich den ganzen Sommer über – ich arbeite für

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