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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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waren.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand sie, warum ein Mann und eine Frau einen solchen Ort aufsuchen sollten. Verstand das Verlangen, den forschenden Augen der Gesellschaft zu entkommen, sich in den Schatten zu verstecken und die unwiderstehliche Verlockung des Verbotenen zu erforschen. Sie hatte ihren Willen für einen Kuss aufgegeben. Was wäre sie bereit, für andere, noch aufreizendere Erfahrungen zu opfern? Ihre Selbstachtung? Das Glück ihrer Schwester? Wenn sie noch länger in den Armen dieses Mannes blieb, dann, so fürchtete sie, würde sie das herausfinden.
    Mit gesenktem Blick stieß sie ihn gegen die Brust. »Ich glaube, sie sind jetzt weg. Wir können mit dem Täuschungsmanöver aufhören.«
    Zuerst rührte er sich nicht, ließ sie wissen, wie nutzlos ihre Gegenwehr angesichts seiner Kraft sein könnte. Aber dann ließ er langsam die Arme sinken, befreite sie aus seiner Umarmung.
    Als er sich einen Schritt von ihr entfernte, fuhr ihm ein nach Regen riechender Windstoß ins Haar und hob die Schulterkragen seines Mantels an. Sein Blick war noch unergründlicher als zuvor. »Das war eine sehr überzeugende Vorstellung, Miss Cabot. Haben Sie je eine Karriere auf der Bühne in Erwägung gezogen?«
    »Da Sie mir versichert haben, dass ich nicht zur Spionin tauge, sollte ich das vielleicht.« Sie zog ihre Maske gerade und hoffte, die Schatten würden das unruhige Zittern ihrer Finger verbergen. »Wenn ich nicht in meinem Bett liege, bis Tante Marietta nach Hause kommt, dann bin ich am Ende wirklich gezwungen, Banbury-Kuchen an irgendeiner Straßenecke zu verkaufen.«
    »Ich hoffe, so weit wird es gar nicht erst ...«
    Das Knacken eines Zweiges in der Nähe schnitt Kanes Antwort ab. Caroline zuckte zusammen, fürchtete, ihre Tante und ihre Schwestern seien umgekehrt und zurückgekommen. Blitzschnell, mit lautloser Anmut nahm Kane seinen Spazierstock und schob sie hinter sich, eine Geste, die deutlich machte, dass er keinen Widerstand dulden würde. Während er sie mit seinem Körper schützte, schaute er sich suchend um; seine Wachsamkeit schien angesichts eines derart harmlosen Geräusches übertrieben.
    Caroline hielt sich mit einer Hand an seinem Mantel fest und spähte um seine Schulter herum. Wieder musste sie an das überwältigende Gefühl einer Bedrohung denken, das sie vorhin gehabt hatte. Sie hatte angenommen, dass es Kane war, der ihr folgte, aber was, wenn sie sich geirrt hatte? Was, wenn da draußen in der Dunkelheit noch etwas anderes lauerte, wartete und sie beobachtete? Etwas Gefährliches ? Etwas Hungriges ?
    Sie erschauerte und wunderte sich, wo ein solch unmöglicher Gedanke herkam. »Was ist?«, flüsterte sie. »Glauben Sie, die Kerle von eben sind wieder da?«
    Statt ihr zu antworten, erschreckte Kane sie, indem er sie mit sich weiter in die Schatten unter den Bäumen zog und ihr eine Hand fest über den Mund legte. Ihre Augen weiteten sich, als ein Mann um die nächste Wegbiegung geschlendert kam. Sie hörte auf, sich in Kanes Griff zu winden, als sie Konstabler Larkins schlecht sitzenden Mantel und seinen schlaksigen Gang erkannte. Begleitet wurde er von einem Quartett Männer in unauffälligen Hüten und Mänteln. Auf ein leises Zeichen von Larkin hin zerstreuten sie sich in verschiedene Richtungen und verschmolzen mit den Bäumen. Einer von ihnen kam Kane und ihr bis auf wenige Meter nahe, bemerkte sie aber nicht.
    Als sie alle außer Hörweite waren, ließ Kane sie los. Es mochte an ihrer überreizten Phantasie liegen, aber sie hatte den Eindruck, als ob seine Hand einen Augenblick länger auf ihren Lippen liegen blieb als nötig.
    »Was tun Larkin und seine Männer hier?«, flüsterte sie.
    »Offenbar dasselbe wie alle anderen in Vauxhall heute Abend«, erwiderte Kane leise und warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Sie sind auf der Suche nach mir.«
    Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich zum Weg und in die entgegengesetzte Richtung, wobei er immer wieder über die Schulter schaute. Caroline musste sich beeilen, um mit ihm und seinen langen Beinen Schritt zu halten.
    Immer noch im Ungewissen, ob sie vom Regen in die Traufe geraten war, platzte sie heraus: »Wohin bringen Sie mich?«
    »Wohin wohl, Miss Cabot?« Er schaute sie von der Seite an, gestattete sich nur ein angedeutetes Grinsen. »Ins Bett.«
    »Bist du wach? Caroline, wach auf. Psst!«
    Das aufgeregte Zischeln ignorierend, so wie sie auch das leise Quietschen der Tür und das verräterische Knarren der

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