Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
Wand gestemmt und bei jeder Bewegung das Gesicht vor Schmerz verziehend, stand sie vorsichtig auf. Hektisch suchte sie den kleinen kahlen Raum nach etwas ab, womit sie sich bedecken könnte. Sie würde auf jeden Fall fliehen, ob nackt oder nicht, zog es allerdings vor, bekleidet zu sein, wenn sie durch den Wald stapfte.
Auf einer Stuhllehne hing ein Herrenhemd, und sie humpelte hinüber. Ihr Knöchel pochte schmerzhaft; sie musste ihn sich bei ihrem letzten Tritt verstaucht haben. Den ekligen Körpergeruch, der von dem Hemd aufstieg, ignorierte Samara und zog es sich über. Sie war froh, dass es ihr fast bis zu den Knien reichte. Schuhe wären gut. Ihre hatte sie irgendwo zwischen Birmingham und hier verloren. Aber dass sie an diesem Ort ein Paar in ihrer kleinen Größe fand, war wohl illusorisch.
Nun zur Flucht. Inzwischen war es dunkel, also musste sie mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein. Sie hatte keine Ahnung, wo sich ihre Entführer aufhielten, betete aber, dass sie schliefen und nicht vor Tagesanbruch nach ihr sehen würden. Weshalb sie nicht gefesselt war, wollte sie gar nicht erst überlegen. Dies könnte ihre einzige Chance sein, wegzukommen, und sie würde sie nutzen.
Leise öffnete sie die Tür einen Spalt und lugte hinaus. Stille. Draußen war es stockfinster. Darüber sollte sie froh sein, weil sie sich im Dunkeln leichter verstecken konnte; trotzdem wäre es schöner gewesen, hätte sie irgendetwas sehen können. So oder so schien es ihr allemal besser, in den finsteren, unbekannten Wald zu wandern, als bei den Wahnsinnigen zu bleiben. Eilig humpelte Samara von der Veranda und lief los.
Mitch holte sich ein Bier aus seinem privaten Vorrat und nahm einen kräftigen Schluck. Die Schlampe verheimlichte ihm etwas. Das hatte er ihr angesehen und an ihrer Haut gerochen. Sein Daddy hatte ihm viele nützliche Dinge beigebracht, und eines davon war, Lügner zu er kennen. Sie war zäh, das musste er ihr lassen. Selbst nackt und von drei Männern betatscht und begafft, hatte sie ihnen nichts preisgegeben.
Als sie die Kleine durchs Zimmer schleuderten, hatte sein Schwanz plötzlich bemerkt, was seine Augen zuvor schon wahrgenommen hatten: Das Mädchen mochte angezogen hager wirken, aber nackt hatte es eine hübsche Figur. Niedliche, saftig aussehende Titten, einen festen Arsch und weiche, glatte Schenkel, die sich für einen langen Ritt eigneten. Mitch war gerade so weit gewesen, dass er Letzteres überprüfen wollte, da rammte sie Richard ihren Fuß in die Weichteile. Der Idiot reagierte, bevor er sein Hirn einschaltete, was für einen Schwachkopf wie ihn typisch war. Er prügelte das Mädchen bewusstlos, und das war’s.
Mitch überlegte, Richard zu bestrafen, aber den Tränen in dessen Augen nach zu urteilen, war er bereits bestraft worden. Außerdem hatte ein Mann ja wohl das Recht, seine Eier zu verteidigen, oder?
Über kurz oder lang würde sie wieder zu sich kommen, und sollte dann ein guter, harter Fick nicht die Wahrheit aus ihr rausholen, durften die anderen sie ausprobieren. Nach fünf oder zehn Kerlen würde sie sicher ein hübsches Liedchen trällern. Und sobald Mitch hatte, was er wollte, würde die Schlampe sterben. Auf keinen Fall ließ er sie am Leben, damit sie alles ausplapperte. Bennett könnte er sie eh nicht mehr liefern. Nachdem er sie zum Reden gebracht hatte, wäre sie keine brauchbare Ware mehr. Wenn Bennett eines schätzte, dann hübsche, frische Mädchen. Diese Schlampe mochte bei ihrer Ankunft gut ausgesehen haben, doch das würde sich bald ändern.
Samara registrierte die Steine und Stöcke kaum, die in ihre nackten Fußsohlen piekten. Die Arme vor sich ausgestreckt, lief sie langsamer vorwärts, als ihr lieb gewesen wäre. Abgesehen von den Kerlen, die sie erwischen könnten, oder wilden Tieren, die über sie herfielen, fürchtete sie, geradewegs in einen Baum zu rennen. Falls sie es schaffte, bis zum Morgengrauen nur ein paar Meilen weit zu kommen, standen ihre Chancen schon sehr viel besser.
Ein gedämpfter Laut brachte sie zum Stehen, und sogleich duckte sie sich auf die Knie. Ihr lautes Herzklopfen und der hektische Atem machten es schwierig, richtig zu hören. Samara bemühte sich, ruhiger zu atmen, und lauschte angestrengt. War jemand hinter ihr? Vielleicht ein Tier im Gebüsch?
Nein, das war ein weibliches Schluchzen, unverkennbar und herzzerreißend. Samara musste versuchen, dem Mädchen zu helfen. Sie richtete sich wieder auf und blinzelte durch die Dunkelheit.
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