Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
Vom Netzwerk:
Vandalismus oder sexueller Nötigung oder Schlägereien verhaftet wurden und deren Fälle sich leise in Luft auflösten, sobald die mit neuen Autos ausgestatteten Opfer beschlossen, ihre Anzeige zurückzuziehen.
    Mandy hatte lobende Worte für ihn gefunden: Carl sei ein guter Cop. Er hatte sich mittels seines Computers Leroy Collins’ Strafakte angesehen und mich dann nachdenklich gemustert. Er sagte, dass er nicht genügend Leute habe, um einen Beamten bei mir zu Hause zu postieren - aber das wusste ich schon vorher. Er könnte jedoch seine Männer in regelmäßigen Abständen vorbeifahren lassen und würde ein Foto von Leroy ausdrucken und es den Fährenarbeitern zeigen.
    Das konnte hilfreich sein oder auch nicht, dessen war ich mir bewusst. Je näher der Sommer rückte, desto mehr Touristen kamen auf die Insel, und wenn jemand während der Fährenüberfahrt in seinem Auto blieb,
würde niemand ihn zu Gesicht bekommen. Das galt besonders für die Anlegestelle in Hatteras, wo die Fähre kostenlos war und niemand aus seinem Wagen steigen musste, um einen Fahrschein zu kaufen. Carl machte keinen Hehl daraus, dass ihm das Risiko, das ich einging, nicht behagte. Leroy war ein Profi. Carl war ebenfalls der Meinung, dass ein Kurzurlaub keine schlechte Idee wäre, doch er diskutierte nicht, als ich sagte, dass ich nicht wegfahren würde.
    Der beste Plan, der mir für die nächsten paar Tage einfiel, lautete, Lily zur Schule zu fahren und wieder abzuholen und ansonsten mit dem Telefon in griffbereiter Nähe zu Hause zu bleiben. Lily wäre in der Schule in Sicherheit, und ich sollte es ebenfalls sein, wenn ich für ein paar Tage auf den Strand verzichtete. Mandy hielt die Übergänge - der Weg vom Auto zum Haus, allein an den Strand zu gehen - für die größten Risiken. Es war unwahrscheinlich, dass Leroy im Lebensmittelladen oder an einem anderen öffentlichen Ort irgendetwas versuchen würde. Vermutlich machte ich mir sowieso völlig unnötig Sorgen. Wir müssten schon riesiges Pech haben, wenn Leroy ausgerechnet während der paar Tage, die Mandy fort war, auftauchen würde. Für mich klang es nicht danach, als stünden meine Chancen allzu schlecht.
    Ich ging nach unten, um Lily für die Schule zu wecken, aber sie war nicht in ihrem Zimmer. Verwirrt überprüfte ich das Badezimmer, dann den Rest des Hauses, wobei ich unablässig ihren Namen rief. Anschließend ging ich nach draußen, möglicherweise hatte sie am Ende doch noch Zuneigung zu Großmutter gefasst. Ich rief
vom Garten aus nach ihr, bekam jedoch keine Antwort, und allmählich krampfte sich mir der Magen zusammen, während die Angst wie Stromstöße durch meine Arme jagte. Kein Grund zur Panik, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Lily war sauer auf Mandy. Vielleicht machte sie einen Spaziergang. Ich ging zurück, um noch mal im Haus nachzusehen, dann rannte ich zu meinem Jeep.
    Was dachte sie sich nur dabei, ausgerechnet jetzt spazieren zu gehen? Ich würde ihr den Hals umdrehen, sobald ich sie fand. Ich fuhr den Jeep rückwärts aus der Einfahrt, dann folgte ich der Straße hinunter in Richtung Strand. Ein weiterer Pluspunkt von Blackbeard’s Isle - es gibt nicht allzu viele Straßen. Ich klapperte alle Stellen ab, die mir einfielen, sogar den Strand, aber keine Spur von Lily. Wo zum Teufel steckte sie? In der Hoffnung, dass sie während meiner Abwesenheit zurückgekommen war, fuhr ich wieder zurück, aber das Haus war still.
    Wo konnte sie sonst noch sein? Hatte ich unter dem Bett nachgesehen? Auf dem Dach? Jena und ich waren als Kinder abends manchmal aufs Dach geklettert. Warum hatte ich nicht schon früher daran gedacht? Von dort oben konnte man das Meer sehen. Ich lief einmal um das Haus herum und rief dabei ihren Namen, dann ging ich wieder nach drinnen. Ich überprüfte noch einmal jeden Winkel, sah diesmal in jedem Schrank und unter jedem Bett nach - sogar an lächerlichen Stellen wie unter dem Sofa, wo sie gar nicht genug Platz gefunden hätte.
    Ich blieb mitten im Wohnzimmer stehen und versuchte nachzudenken. Es gab keinen Ort mehr, wo ich
nach ihr suchen könnte. Mein Herzschlag klang wie das Summen einer Biene, und ich konnte mich selbst atmen hören. Ich machte mich wieder auf den Weg zum Auto, dann drehte ich mich um, ging zum Telefon und wollte gerade danach greifen, um Carl anzurufen, als es klingelte. Ich hob ab und sagte: »Lily?« ohne auch nur nachzudenken. Es entstand eine Pause, dann hörte ich Leroy Collins Stimme.
    »Nein«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher