Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
blickte zum Himmel, den die untergehende Sonne mit rosa, roten und purpurfarbenen Schattierungen überzog. Shane fragte sich, ob er an die Party dachte – er wusste, dass O’Casey ebenfalls eingeladen war.
»Sie möchte, dass Sie kommen.«
»Wer – wohin?«
»Mrs. Halloran. Sie möchte, dass Sie zu diesem Eröffnungsdings kommen. Sie ist nett; ich mag sie.«
»Ich auch.«
»Ist dieser Typ, um den es geht, mit Ihnen verwandt?«
»Berkeley? Ja. Er ist mein Onkel. Damien O’Casey.« Er sah Shane an. »Ich nehme an, auch das hast du in den Zeitungen gelesen.«
»Ja. Ist ja überall Thema Nummer eins. Finde ich cool, weil überall U-823 erwähnt wird. Das kommt mir beinahe so vor, als wären Ihr Onkel und Frank mit uns im Bunde, um das U-Boot zu retten.«
»Was redest du da?«
Shane blickte den Strand entlang, schob den Sand mit dem Fuß zusammen, so dass er einen Kreis ergab. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, was nicht leicht war. Es gab keine Männer in seinem Leben – sein Vater war ertrunken, er hatte keine Onkel und seine Großväter waren beide tot. Aber die Meldungen in den Nachrichten hatten den Wunsch in ihm geweckt, eine Familie wie die O’Caseys zu haben, Männer, die aufeinander hörten, sich gegenseitig respektierten und Teil der gleichen Mannschaft waren.
»Ich meine, beide waren an der Front, wenn auch in unterschiedlichen Kriegen. Und Ihr Vater war der Kommandant, der U-823 versenkte. Ich glaube, Frank und Damien würden niemals zulassen, dass Cole Landry das U-Boot Ihres Vaters wegbringt.«
»Was können die beiden schon groß ausrichten!«
»Sie können uns helfen.«
»Sie sind tot.« Die Stimme des Rangers war kaum mehr als ein Flüstern.
Shane sah ihn an, als wäre er ein hoffnungsloser Fall. Hatte er nicht zugehört als Mickey erzählte, sie habe das U-Boot und die bleichen Gesichter der deutschen Besatzungsmitglieder gesehen? Shane war überzeugt, dass auch der Geist seines Vaters in jener Nacht anwesend war und ihm geholfen hatte, Mickey zu retten. Genauso wie sein Vater bei ihm war, wenn er surfen ging, wenn er eine perfekte, smaragdgrüne Welle erwischte und sie bis ans Ufer ritt.
»Ich glaube, Sie haben nicht richtig aufgepasst. Sie sind hier.«
»Frank ist hier?«
Shane nickte. Er konnte ihn beinahe vor sich sehen, Seite an Seite mit Tim.
Mr. O’Casey wandte sich ab. Er ging ein paar Schritte auf das Wasser zu, als suche er die Oberfläche nach einem schwimmenden jungen Mann ab. Shane hätte ihm am liebsten gesagt, dass er in der falschen Richtung Ausschau hielt, dass sein Sohn unmittelbar neben ihm war, hier am Strand. Doch Mr. O’Casey war ein Neuling auf diesem Gebiet. Er war alt, und alte Leute brauchten länger, bis sie bestimmte Dinge kapierten. Als der Ranger sich wieder umdrehte, war seine Miene erleichtert.
»Danke«, sagte er.
»Keine Ursache.«
»Die Eröffnung heute Abend – bist du eingeladen?«
»Ja. Aber die Sache mit Mickeys Vater …«
»Wie ich bereits sagte, sie wird es verstehen.«
»Richtig – irgendwann. «
»Heute ist irgendwann.« Mr. O’Casey hob den Tauchgurt vom Boden auf und schnallte die Sauerstoffflaschen ab. »Komm. Ich bringe dich nach Hause, damit du dich umziehen kannst. Danach fahren wir zusammen in die Galerie.«
Shane nickte. Er nahm Mr. O’Casey den Tauchgurt, die Flossen und die Maske ab, half ihm, sie vom Strand nach Hause zu tragen – für einen alleine war die Last zu schwer.
Abgesehen davon wusste er, dass Mr. O’Caseys Tauchpartner dies von ihm erwartete.
24
D ie Dominic-di-Tibor-Galerie war angefüllt mit Gästen, die Champagner tranken, Häppchen mit Räucherlachs aßen und mit Ehrfurcht die umfangreichste Berkeley-Sammlung betrachteten, die jemals an einem Ort zusammengetragen worden war. Neve machte die Runde, beantwortete Fragen von Sammlern und potenziellen Käufern, doch behielt sie vor allem Mickey im Auge.
Sie saß an Neves Schreibtisch, den Blick auf den Computerbildschirm gerichtet, als hätte man ihr bei der Vernissage eine offizielle Funktion zugewiesen. Neve wusste, dass sie an ihrem Projekt arbeitete – sie hätte auch zu Hause arbeiten können, aber Neve wollte sie heute Abend auf keinen Fall alleine lassen. Mickey war am Boden zerstört – wegen ihres Vaters und beinahe im gleichen Maß wegen Shane, der ihn angezeigt hatte.
»Eine phantastische Ausstellung.« Chris legte den Arm um Neve. »Dominic sonnt sich in seinem Ruhm!«
Neve nickte und sah zu der Wand mit den
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