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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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einer Wellenlänge mit seinem Vater zu sein, ohne Stress und Streit.
    »Das ist schwieriger. Ich habe den Bruch fixiert; der Schnabel hat ziemlich stark geblutet und war bis obenhin gespalten. Wollte kein Silbernitrat oder Quick Stop verwenden – hatte Angst, dass etwas davon in die Augen gerät. Aber diese nette junge Frau, die sie hergebracht hat …«
    »Neve Halloran?«
    »Genau. Sie hatte die Idee, Acryl als Klebstoff zu verwenden. Sie arbeitet in einer Galerie, und dort gibt es jede Menge davon. Ganz schön findig – keine Ahnung, warum mir das nicht eingefallen ist.«
    »Du hast mit ihr gesprochen?«
    »Nicht nur ein Mal. Sie hat mir das Acryl gebracht. Sie wollte sich erkundigen, wie es dem Vogel geht – ihrer Tochter scheint das Wohlergehen der Eule sehr am Herzen zu liegen. Und dem jungen Mann nicht minder.«
    »Shane.«
    »Richtig, Shane. Nette Leute. Mrs. Halloran hat mir mit dem Acryl einen großen Dienst erwiesen. Kluges Kind, das ist sicher.«
    Tim starrte stumm die Papiere an. Der Anruf war ein Fehler gewesen. Der Alptraum kehrte zurück: Franks Name im Sand, die Panik, als er merkte, dass der Wind ihn zu verwehen,
ihn auszulöschen, seine Erinnerung an Frank auszulöschen drohte.
    »Tim, bist du noch da?«
    »Dad. Ich muss dich etwas fragen. Es geht nicht um die Eule.«
    »Worum dann?«
    »Um U-823.«
    »Diese Mistkerle wollen das U-Boot heben und nach Cape Cod bringen, es in ein gottverdammtes Museum umwandeln.« Der umgängliche Ton war verschwunden und hatte der Verbitterung Platz gemacht, die Tim kannte. Sie ließ das alte Gefühl wiederaufleben, dass er mit seinem distanzierten, verbitterten Vater sprach, der alles liebte, was mit dem Militär in Zusammenhang stand.
    »Das möchten sie gerne.«
    »Wollen sogar noch mit den Toten Geld verdienen, dieser Idiot Cole Landry und seine Konsorten, und das U-Boot bergen; sie missachten die Erinnerung an die Schlacht im Atlantik und ihre Bedeutung. Was für ein hinterhältiger Zug, es ausgerechnet am Jahrestag zu tun, es versetzt mir direkt einen Stich ins Herz.«
    »Sie behaupten, die Erinnerung an die Schlacht würde lebendiger bleiben, wenn sie das U-Boot in ein Museum verwandeln.«
    »So ein Blödsinn. Man sollte ein Denkmal am Strand errichten, das wäre sinnvoll. Genau am Ende des Piers. Sollen die Leute ihrer Phantasie freien Lauf lassen – auf das stille Meer hinausblicken und sich den Tag von 1944 vorstellen, als Schüsse fielen, Torpedos explodierten und Blut vergossen wurde.«
    »Apropos Blutvergießen. Dazu wollte ich dich etwas fragen.«
    »Fünfundfünfzig Deutsche starben. Die ganze Besatzung ging mit Mann und Maus unter. Das ist ihre Gruft. Das U-Boot ist ihr Grab.«
    Tim betrachtete den Ordner, den Mickey und Shane vorbereitet hatten. Sie hatten diese Tatsache zur Kenntnis genommen – das Papier listete die fünfundfünfzig gefallenen deutschen Seeleute auf, vom Kapitän bis zum Besatzungsmitglied niedrigsten Ranges. Doch die beiden hatten auch die patriotische Gesinnung bedacht, die das Bergen des U-Boots beflügelte, das Kriegsgegner-Fieber, das sich so vieler bemächtigte – Tim selbst zeitweilig eingeschlossen. Und sie hatten eine Frage gestellt, die sich als Zünglein an der Waage erweisen könnte.
    »Was ist mit den amerikanischen Opfern?«
    »Wovon redest du?«
    »Von den beiden, die umgekommen sind. Vor Refuge Beach, als das U-Boot das Feuer auf euch eröffnete.«
    »Du meinst meine Männer«, entgegnete sein Vater scharf, als wäre er einen Moment lang sprachlos gewesen. »Johnny Kinsella und Howard Cabral?«
    »Ja.«
    »Refuge Beach ist auch ihr Grab. Ich bin jedes Jahr am siebzehnten April dort und lege einen Kranz ins Wasser.«
    »Ich weiß, dass du das früher gemacht hast.«
    »Mache ich heute noch.«
    Tim fror bei dem Gedanken, dass sein Vater dieser Gewohnheit treu geblieben war, ohne sein Wissen, ohne sich bei ihm blicken zu lassen. Seine Gefühle waren zu übermächtig, um sie in den Griff zu bekommen, zu zahlreich, um Bilanz zu ziehen, ganz zu schweigen davon, darüber zu sprechen.
    »Bist du noch da?«, fragte sein Vater.
    »Du kommst an meinen Strand und sagst mir kein Wort?«
    »Ich dachte, das interessiert dich nicht. Du wolltest ja nichts mehr mit mir zu tun haben, seit …«
    »Ich bin hier der Ranger.« Tim unterbrach ihn, bevor sein Vater sagen konnte, seit Frank tot ist. »Du hättest mir Bescheid sagen können.«
    »Aha. Nun, dann informiere ich dich hiermit. Am siebzehnten April werde ich bei

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