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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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haben. Carly erinnerte sich daran, wie zurückhaltend Mitch reagiert hatte, als sie ihn um Hilfe bat, den Unfallfahrer zu finden. Sollte an dem Verdacht etwas dran sein, standen für Carly die Chancen schlecht, jemals die Wahrheit zu erfahren, denn die Kincaids hatten genug Geld, diese Schandtat zu vertuschen.
    Carly hörte Mitchs Stimme auf dem Flur. Er musste auf dem Weg in die Bibliothek sein. Am liebsten wäre sie davongelaufen. Sie war noch viel zu verwirrt und verletzt, um sich jetzt dieser Konfrontation zu stellen. Aber es war zu spät, um zu entwischen.
    Mitch betrat den Raum mit seinem Handy am Ohr. „Ich lese es gleich. Ich bin gerade auf dem Weg, es mir zu holen“, sagte er ins Telefon. Dann entdeckte er Carly und in ihren Händen die Faxnachricht, von der er anscheinend gerade geredet hatte. Seine Miene verfinsterte sich. „Ich ruf dich zurück“, beendete er abrupt das Gespräch und klappte das Handy zu. „Carly …“
    Es lag etwas Drohendes in seinem Ton. Allein ihn ansehen zu müssen schmerzte Carly ungeheuer. Was war sie für ein Schaf gewesen! Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie nichts dazugelernt.
    Sie stand auf. „Du hältst deinen Vater für schuldig am Tod meiner Schwester und sagst mir nichts davon? Obwohl wir gestern noch darüber gesprochen haben?“
    „Noch gibt es keine Beweise dafür, dass er schuld daran ist.“
    „Und wenn doch?“
    „Wenn davon etwas durchsickert, wäre das unser aller Ende – auch das der Reederei. Die Presse würde uns zerreißen. Und Unschuldige hätten darunter zu leiden: Tausende von Angestellten, die ihren Job verlieren, Rand, Nadia, Rhett …“
    Carly fröstelte. Sie schlang sich die Arme um den Leib.
    „… und ich“, ergänzte sie bitter.
    „Ja, und du. Ich muss mir Gewissheit verschaffen. Ich bin nun einmal für die Familie und die Reederei verantwortlich. Das ist mein Job.“
    „Ich glaube, dich interessiert nur, dass du gut dabei wegkommst. Genau wie mit der Erbschaft und dem Sorgerecht für Rhett. Denn das“, fügte sie hinzu, „ist ja noch mieser. Wenn du etwas über meine Vergangenheit wissen wolltest, warum fragst du mich nicht danach, anstatt hinter mir herzuschnüffeln?“
    „Das tut mir ehrlich leid. Ich hatte die Nachforschungen in Auftrag gegeben, als wir uns noch nicht so richtig kannten“, verteidigte sich Mitch.
    „Ich will deine Ausreden nicht hören.“
    „Das sind keine Ausreden. Das ist eine Tatsache.“
    „Du hast einen Privatdetektiv angeheuert, um meinen Ruf in den Dreck zu ziehen. Das ist eine Tatsache. Dir sind alle Mittel recht. Du willst Rhett. Ob ich dabei auf der Strecke bleibe, interessiert dich überhaupt nicht. Aber das mache ich nicht mit. Ich werde nicht zulassen, dass Rhett mit Leuten aufwächst, die über Leichen gehen.“
    Es fiel ihr unglaublich schwer, das zu tun, was nun getan werden musste. Sie streifte die Ringe ab, die sie von Mitch auf der Jacht bekommen hatte, warf sie auf den Schreibtisch und erklärte mit fester Stimme: „Ich werde dich nicht heiraten, Mitch Kincaid. Und sollte es dir einfallen, mir das Kind mit irgendwelchen faulen Tricks wegnehmen zu wollen, gehe ich mit allem, was ich weiß, an die Presse – mit allem. Ich weiß genau, wie das funktioniert, denn mit mir selbst hat man das schon durchexerziert. Marlene hatte vollkommen recht: Du bist ein herzloses, kaltes, berechnendes Scheusal.“
    Sie wollte die Bibliothek verlassen, aber Mitch trat zwischen sie und die Tür. „Carly, überlege, was du tust“, warnte er sie. „Du kannst nicht einfach Rhett nehmen und von hier verschwinden. Wir … er würde alles verlieren.“
    „Daran hättest du früher denken sollen. Ein anständiger, integrer Charakter ist hundert Mal mehr wert als euer ganzer Reichtum. Du bist das lebende Beispiel dafür, dass sich beides nicht gut miteinander verträgt. Hier hast du dein Fax.“
    Carly drückte ihm die Blätter in die Hand und ging an ihm vorbei zur Tür. Auf der Schwelle blieb sie stehen. Einen Moment zögerte sie. Sie wusste selbst nicht, warum, aber es war ihr wichtig, bevor sie ging, Mitch noch zu sagen, wie es wirklich gewesen war. Sie war ihm keine Erklärung schuldig. Vermutlich würde er ihr nicht einmal glauben. Damals hatte ihr auch niemand geglaubt – mit Ausnahme von Marlene.
    Sie drehte sich zu Mitch um. „Was in den Zeitungen stand, war von vorn bis hinten gelogen. Wesley, mein Trainer, hat mich verführt, nicht ich ihn. Er hat mir weisgemacht, dass ich bei meinem Talent

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