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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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Carly? Könnte er sie eines Tages lieben? Wollte er das?
    „Dein Schweigen spricht Bände, kleiner Bruder.“
    Mitch sah erneut auf die Uhr. „Ich weiß, was ich tue. Was ist nun mit Freitag? Kommst du? Um acht Uhr geht die Feier los.“
    „Ich bin da. Ich hoffe nur, du hast mit Carly mehr Glück als Dad mit der anderen Miss Corbin.“
    Dasselbe hoffte Mitch auch.
    Mitch lag auf seinem Bett und betrachtete den Mond durchs Fenster. Allmählich sank seine Pulsfrequenz wieder auf ein normales Maß. An diesen Zustand konnte man sich gewöhnen.
    Er fuhr spielerisch mit der Hand durch Carlys Haar, und ihr Lächeln, mit dem sie zu ihm aufsah, erfüllte sein Herz mit Zärtlichkeit. Es war ein schönes, warmes Gefühl. Diese Ehe konnte gut werden. Warum sollte er sich allzu sehr damit beeilen, sie zu beenden? Selbst wenn die Adoptionsurkunden für Rhett unterschrieben waren, hinderte sie nichts daran, ihre Ehe noch ein wenig zu genießen.
    „Ich danke dir für alles. Du hast heute so viel für mich getan“, sagte Carly leise.
    „Es hat mir Freude gemacht.“ Er rückte näher an sie heran, damit sie den Kopf auf seine Schulter legen konnte. Die Klimaanlage sprang an, und die frische Luft begann, ihre erhitzten Körper abzukühlen.
    „Als ich mich heute Morgen hier hinausgeschlichen habe, habe ich wirklich an Marlene gedacht, genau wie du vermutet hast. Es hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe bei der Polizei angerufen und mich nach dem Stand der Unfallermittlungen erkundigt. Ich muss unbedingt wissen, wer dieser Bastard ist, der Marlene überfahren hat und sie dann einfach liegen gelassen hat. Ich will, dass er dafür bezahlt.“
    Mitch spürte ein dumpfes Unbehagen. Er konnte Carly nicht erzählen, dass er seinen Vater im Verdacht hatte, darin verwickelt zu sein – ganz gleich auf welche Weise, sei es, dass er selbst am Steuer gesessen oder jemanden dafür bezahlt hatte, diesen Job für ihn zu erledigen. Wie beiläufig fragte Mitch: „Und was sagt die Polizei?“
    „Dass sie die Ermittlungen vorübergehend eingestellt haben, weil sie nicht weitergekommen sind und so viel Dringenderes zu tun haben.“ Sie richtete sich ein wenig auf und stützte sich auf den Ellenbogen. „Sag mal, du bist doch ein einflussreicher Mann. Kannst du denen nicht ein bisschen Dampf machen? Du weißt, dass ich dich selten um etwas bitte, aber das wäre mir sehr wichtig. Ich ertrage es nicht, wenn Marlenes Tod ungesühnt bleibt.“
    Mitch wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Diesen Täter aufzuspüren konnte das Ende bedeuten – für die Familie Kincaid und das Unternehmen, aber auch für sie beide.
    „Ich will sehen, was ich tun kann“, sagte er.
    Wenige Stunden, bevor ihre Eltern eintreffen sollten, fiel Carly ein, dass sie einen BH vermisste. Eigentlich war das kein Problem, aber sie war sich ziemlich sicher, dass der BH noch irgendwo in der Bibliothek war, wo Mitch ihr ihn vom Leib gerissen hatte, bevor sie heißen Sex auf dem Schreibtisch gehabt hatten.
    Draußen war es drückend, und Carly war nervös. Diese letzten Tage vor der Hochzeit hatten ihre Nerven strapaziert. Sie musste wegen der Terminverschiebungen mehr arbeiten als sonst und sich obendrein um ihre Papiere, ihr Hochzeitskleid und hundert andere Dinge kümmern. Dazu fiel der Schlaf in den Nächten mit Mitch meist kurz aus.
    Wie sie ihren Vater kannte, wollte der bestimmt die Bibliothek besichtigen, denn die Büchersammlung der Kincaids war beeindruckend. Und bei Carlys Glück wäre es kein Wunder, wenn er den BH hier irgendwo entdeckte. Es war vermutlich die letzte Gelegenheit, danach zu suchen, bevor ihre Eltern kamen.
    In der Bibliothek roch es schwach nach Politur mit Limonenaroma. Das alte, dunkle Kirschholz der Möbel und Regale glänzte. Carly suchte auf dem blank gebohnerten Parkettfußboden, dann ging sie auf die Knie und spähte unter die Tische und Sessel. Nichts. Ratlos blickte sie sich um. Das Faxgerät meldete sich und sprang an. Endlich sah sie unter den schweren, langen Vorhängen etwas Weißes hervorblitzen. Sie ging hin, hob den schweren Brokatstoff – tatsächlich, da war er. Sie stopfte ihn in die Tasche ihrer Trainingshose, während das Fax Seite um Seite ausspuckte.
    Carly hatte das Faxgerät zunächst ignoriert. Dann wurde sie doch neugierig, denn für die Adoption hatten zwischen den Anwälten noch nicht alle Fragen geklärt werden können. Sie nahm die Seiten aus dem Gerät und stutzte, als sie auf dem Deckblatt „Lewis Investigations,

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