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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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Privatermittlungen und Sicherheitsdienste“ las.
    Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen blätterte Carly zur zweiten Seite.
    Kincaid! In der Sache Carly Corbin bin ich, wie verspro chen, fündig geworden. Ich habe, wie Du mir geraten hast, etwas tiefer gegraben. Frag Deinen Anwalt, ob es möglich ist, in die Jugendgerichtsakten Einblick zu be kommen, und ob diese vor dem Familienrichter heran gezogen werden können. Wenn ja, dürfte Dir das allei nige Sorgerecht so gut wie sicher sein.
    Carly wurde kalkweiß. Kraftlos sank sie in den nächsten Ledersessel. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihr auf. Sie hatte sich von Mitch Kincaid hinters Licht führen lassen. Ihm lag gar nichts an ihr oder daran, Rhett eine intakte Familie zu bieten. Ihm ging es allein darum, ihr das Kind wegzunehmen. Die Heirat war nichts anderes als ein Mittel zum Zweck. All die Geschenke für Rhett, die Ringe, die Rosen, die plötzlich für sie entdeckte Zärtlichkeit waren kalte Berechnung, um sie in Sicherheit zu wiegen.
    Die Kehle wurde ihr trocken, und ihr brannten die Augen. Sie las weiter.
    Das Jahr Verspätung, mit dem Carly ihren Schulabschluss gemacht hat, war der goldene Tipp!
Im Alter von sechzehn Jahren hatte C. Corbin eine Affäre mit ihrem vierundzwanzig Jahre alten Volleyball-Trainer. Sie wurde schwanger und bekam eine Tochter. Besagter Trainer erklärte öffentlich, dass er weder etwas mit der Mutter noch mit dem Kind zu tun haben wolle, da er bezweifle, dass das Kind von ihm sei. Von C. sei bekannt, dass sie häufig wechselnde Geschlechtspartner habe. Weiter beschuldigte er die junge Mutter, ihn verführt zu haben, um mutwillig seine Familie zu zerstören. Er kehrte daraufhin zu Frau und Kindern zurück und kam mit einem äußerst gnädigen Urteil wegen Verführung einer Minderjährigen davon.
C. verbrachte sechs Monate in einem Heim für ledige Mütter und gab das Baby zur Adoption frei.
Einige Unterlagen und Zeitungsartikel zu dieser Sache füge ich bei.
    Carly blätterte weiter. Die Schatten der Vergangenheit hatten sie eingeholt, und die Erinnerungen an diese furchtbare Zeit trafen Carly mit voller Wucht. Sie war damals von den Zeitungen wie Dreck behandelt worden. Als „Lolita der Umkleidekabinen“ hatte man sie bezeichnet. Ihre Freunde hatten sich von ihr abgewandt, und sie wurde aufgefordert, die Schule zu verlassen. Ins Heim war sie gegangen, um der öffentlichen Schande zu entgehen. Später musste ihre Familie in einen anderen Bundesstaat ziehen. Sie hatte alles verloren: ihr dummes, naives Herz, ihre Unschuld und vor allem ihr Kind.
    Eine Zentnerlast schien sich Carly auf die Brust zu senken und ließ sie kaum atmen. Sie hätte es wissen müssen. Mitch hatte sich also zu den Männern gesellt, die sie schmählich im Stich gelassen hatten. Nur brannte – warum auch immer – dieses Mal der Schmerz heftiger als je zuvor.
    Sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen und las zu Ende.
    Auch das wird Dich interessieren, Kincaid:
Carlene Leah Corbin, kurz Carly, hat vor achtzehn Monaten ein Auslandskonto eröffnet. Die einzige Kontobewegung bisher war eine Einzahlung von einhunderttausend Dollar bei Kontoeröffnung. Als Nutznießer des Vermögens wurde Rhett Kincaid Corbin eingetragen.
    Carly war erschüttert. In dem Punkt hatte Mitch demnach nicht gelogen. Marlene hatte wirklich das Geld von Everett Kincaid genommen. Sie hatte es behalten und ihr Baby heimlich zur Welt gebracht. Dann war sie bei Carly untergetaucht und hatte Everett Kincaid erst mit seinem Sohn konfrontiert, als Rhett acht Monate alt war.
    Tausend Fragen schwirrten Carly durch den Kopf. Warum hatte Marlene das getan? Fühlte sie sich schuldig, weil sie das Geld genommen hatte? Hatte sie Angst vor Everett Kincaid gehabt? Marlene hatte das Konto unter Carlys Namen eröffnet. Warum? Obwohl ihre Schwester dieses Verwirrspiel früher häufiger gespielt hatte, gerade wenn es brenzlig wurde, verstand Carly es diesmal nicht. Wenn das Geld für Rhett bestimmt war, warum hatte sie das Konto nicht gleich auf seinen Namen eröffnet? All das ergab keinen Sinn.
    Carlys Magen rebellierte, ihr wurde übel, aber sie riss sich zusammen. Es waren nur noch wenige Zeilen zu lesen.
    In der Frage, ob Dein Vater etwas mit dem „Unfall“ von Marlene Corbin zu tun hatte, habe ich noch nichts herausfinden können. Lass mich wissen, ob ich diese Angelegenheit weiterverfolgen soll. Grüße, Frank.
    Auch das noch! Mitch verdächtigte seinen eigenen Vater, Marlene beiseitegeschafft zu

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