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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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dich.“
    „Mitch, das ist dein Vermögen, deine Zukunft, das Letzte, was dein Vater dir hinterlassen hat.“
    „Verstehst du denn nicht, Carly. Meine Zukunft – das bist ganz allein du. Alles andere ist mir gleichgültig.“ Mitch legte die Unterlagen auf den Stapel zurück und ging ein paar Schritte durchs Zimmer. Dann kam er zurück und zog unter den Papieren einen braunen Umschlag hervor, den er ihr hinhielt.
    Carly blieb unbeweglich stehen. „Wenn das noch mehr von der Sorte ist, will ich es nicht“, sagte sie bestimmt.
    „Ist es nicht. Carly, …“ Er zögerte. „Ich kann dir zwar deine Tochter nicht zurückgeben, auch nicht die zwölf Jahre, die du sie vermisst und dich mit Zweifeln gequält hast. Aber ich kann dir sagen, wie sie heißt. Ich habe auch ein Bild von ihr, das zeigt, wie sie heute aussieht. Sie lächelt darauf. Und ich kann dir sagen, wie es ihr bis heute ergangen ist.“
    Carly war noch nie in ihrem Leben ohnmächtig geworden. Jetzt war sie kurz davor. Ihre Knie begannen zu zittern, und sie hatte das Gefühl, plötzlich keine Luft mehr zu bekommen. Sie sah auf den Umschlag, den Mitch ihr noch immer hinhielt. Sie war wie gelähmt, hin und her gerissen zwischen der Aussicht, endlich zu erfahren, wie es ihrem Kind ging, und der Angst davor, was sich ihr offenbaren würde.
    Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schüttelte stumm den Kopf.
    Mitch sah sie verwundert an. „Ich dachte, du wolltest es wissen.“
    Carly brauchte drei Anläufe, bis sie wieder sprechen konnte. „Ja, will ich auch … oder lieber doch nicht. Ich habe Angst. Was ist, wenn sie allein und unglücklich ist? Ich könnte das nicht ertragen. Was ist, wenn ich ihr Leben zerstört habe?“
    „Das hast du bestimmt nicht.“
    Sie sah ihn an, als suchte sie die Antwort auf ihre Fragen in seinen Augen. „Woher willst du das wissen?“
    „Frank Lewis hat sie gefunden.“ Er hielt den Umschlag in seiner Hand hoch.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das legal zugegangen ist.“
    „Vermutlich nicht ganz. Aber ich wollte, dass du dich nicht länger mit Zweifeln und Gewissensbissen quälst.“
    Carly griff Hilfe suchend nach dem Anhänger, den Mitch ihr geschenkt hatte. Sollte dieser ominöse Umschlag enthalten, was sie erhoffte, war es das wertvollste Geschenk, das sie je bekommen hatte, mehr wert als alle Ketten und Ringe dieser Welt zusammen.
    „Beruhige dich, Carly“, sagte Mitch. „Du hast das Richtige getan.“
    „Sicher?“
    „Ganz sicher.“ Sanft schob er sie zu einem der Sessel neben dem Kamin. „Setz dich erst einmal hin.“
    Sie setzte sich. Sie konnte sich ohnehin kaum noch auf den Beinen halten. Mitch öffnete den Umschlag, aber sie schlug die Hände vor die Augen. „Nein, warte. Ich kann doch nicht einfach aus dem Nichts auftauchen und wieder Kontakt zu ihr aufnehmen. Ich würde sie aus ihrem Leben herausreißen und sie an allem zweifeln lassen.“
    Mitch schüttelte den Kopf. „Mach dir darum keine Sorgen. Ich habe Frank gebeten, sämtliche Angaben zu ihrer Adresse und ihrem Aufenthaltsort zu löschen. Also selbst wenn du in Versuchung kämst, dich zu weit vorzuwagen, könntest du es gar nicht.“
    Carly ließ ihre Hände sinken und sah Mitch wieder an. „Sag mir nur eines: Ist sie glücklich?“
    Mitch griff in den Umschlag. „Möchtest du das Foto von ihr sehen?“
    „Ja – nein! Besser nicht. Sonst fange ich noch an, überall auf der Straße nach ihr Ausschau zu halten. Das mache ich manchmal jetzt schon. Aber wenn ich auch noch weiß, wie sie aussieht, wird das noch schlimmer.“
    „Möchtest du wissen, wie sie heißt?“
    Carly zögerte. „Nur den Vornamen.“
    „Sie heißt Katherine. Sie wird Katie genannt.“
    „Katie.“ Carly ließ sich den Namen langsam auf der Zunge zergehen. Sie unterdrückte ein Schluchzen.
    „Es ist alles gut“, sprach Mitch beruhigend auf sie ein. „Sie ist nicht allein. Sie hat Eltern, die sie lieben und eine kleine Schwester, die ebenfalls ein Adoptivkind ist.“
    Eine Schwester – das klang gut. Carly brauchte eine Zeit lang, bis sie wieder sprechen konnte. Dann sagte sie nur: „Danke, Mitch.“
    „Willst du noch mehr wissen?“, fragte Mitch vorsichtig.
    Carly überlegte, dann schüttelte sie den Kopf. „Wenn du sagst, dass sie glücklich ist, ist es gut. Ich vertraue dir. Mehr brauche ich nicht zu wissen.“
    Er zog eine Liste aus dem Umschlag hervor. „Das hier sind Adressen von öffentlichen Stellen, die helfen, Kinder mit ihren

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