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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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sagte ich.
    Er wartete, bis ich meine Wohnungstür aufgeschlossen hatte, und verschwand dann mit dem X5 in der Morgendämmerung.

18
    Ich hatte ganz vergessen, dass Carling versprochen hatte, mich anzurufen. Das fiel mir erst wieder ein, als das Telefon auf dem Tisch in der Kabine klingelte.
    Ich hatte erneut versucht, Dylan zu erreichen, doch sein Handy war nach wie vor ausgeschaltet. Ich konnte auch keine Nachricht hinterlassen. Ihn alle paar Minuten anzurufen, in der Hoffnung, er würde das Handy rein zufällig anmachen und den Anruf sehen, war zur Besessenheit geworden.
    Um kurz nach neun klingelte mein Handy. Ich spülte gerade ab und fragte mich, ob es noch zu früh war, um ins Bett zu gehen und ob ich überhaupt würde schlafen können.
    »Hallo?«
    »Genevieve? Hier ist Jim Carling.«
    Ich hätte seine Nummer in mein Handy einspeichern sollen, dann hätte ich gewusst, dass er es war und wäre nicht so ängstlich ans Telefon gegangen.
    »Hi, Jim«, sagte ich ein wenig besorgt, obwohl niemand da war, der mich hören konnte. Er hatte mich letzte Nacht geküsst und sich an mich geschmiegt. Er hatte sich neben mich aufs Bett gelegt und meine Hand gehalten, bis ich eingeschlafen war, und trotzdem hatte ich heute Morgen nur an Dylan denken können.
    »Tut mir leid, dass ich so spät anrufe«, sagte er. »Ich wollte mich schon früher melden, hatte aber zu viel zu tun. Das ist jetzt meine erste freie Minute.«
    »Macht nichts«, sagte ich. »Danke, dass du gestern Abend vorbeigekommen bist.« Das klang so, als sei er vorbeigekommen, um einen tropfenden Wasserhahn zu reparieren oder ein Bild aufzuhängen. »Das war wirklich nett von dir.«
    »Was hast du Malcolm und Josie gesagt?«, fragte er.
    »Sie waren ziemlich außer sich«, sagte ich. »Malcolm hat Oswald irgendwo begraben.«
    »Hast du ihnen erzählt, was passiert ist?«
    »Zu Josie habe ich nicht viel gesagt, sie war am Boden zerstört. Doch Malcolm ist nicht auf den Kopf gefallen.«
    »Nein, das Gefühl hatte ich auch schon, als ich neulich mit ihm sprach«, sagte er.
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Arbeitest du noch?«, fragte ich.
    »Heute Abend wird es vermutlich spät.«
    »Du bist bestimmt völlig fertig, du Ärmster.«
    Er lachte. »Schon ein wenig, ist irgendwie komisch. Wie dem auch sei, ich habe nur angerufen, um zu hören, ob alles in Ordnung ist. Du kannst mich jederzeit unter dieser Nummer erreichen, dann schickt man dir schnell jemanden rüber.«
    »Danke«, sagte ich. War das alles?
    »Bis bald«, sagte er. »Schlaf gut.«
    Verärgert legte ich das Telefon wieder auf den Tisch. Er hätte mir wenigstens vorschlagen können, auf dem Heimweg noch einmal nach mir zu sehen.
    Ich spülte die Töpfe, machte mich bettfertig und putzte mir im Bad die Zähne. Ich ließ sämtliche Lichter in der Kabine an, auch das Radio lief seit dem Nachmittag und übertönte die Stille. Das war das Schlimmste, fand ich: Wenn es still im Hafen und dunkel über dem Medway wurde und nur noch der Wind und die Wellen zu hören waren, wenn die Flut kam und die Revenge of the Tide vom schlammigen Flussbett löste. Ich wollte dieses Stoßgeräusch nie wieder hören. Selbst wenn ich dafür jede Nacht das Radio anlassen musste.
    Ich machte das Licht aus und krabbelte ins Bett. Ich stellte den Timer meines Radios so ein, dass es um ein Uhr nachts ausgehen würde. Bis dahin würde ich bestimmt nicht mehr wach sein. Ich würde zu den friedlichen Klängen von Classic FM einschlafen und erst bei Tagesanbruch wach werden. Ich brauchte mir um nichts Sorgen zu machen. Keine dummen Möwen würden über meinem Kopf auf dem Kabinendach auf und ab spazieren, und ich würde keine Schritte draußen auf dem Ponton hören. Nichts würde seitlich gegen den Schiffsrumpf hämmern.
    Ich schlief und träumte, vermutlich etwas von Dylan. Jedenfalls war er auf meinem Boot, was er im richtigen Leben nie gewesen war. Im Traum sagte er: »Du hast das Geld gut angelegt, Genevieve.« Da kam mir, dass er bei Fitz wahrscheinlich nicht so viel verdiente wie ich. Wahrscheinlich war er deshalb so sauer gewesen, als er mich von der Party nach Hause gefahren hatte. Weil ich in seinen Augen für das viele Geld kaum etwas getan hatte. Er dagegen hatte an dem Abend geschuftet, sich um mich gekümmert, mich herumkutschiert und davon abgehalten, in das obere Stockwerk zu gehen, damit ich nicht sehen konnte, was sonst noch alles auf der Party lief, und vermutlich ein Zehntel dafür bekommen, was ich bar nach Hause

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