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Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Titel: Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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dass Joanas Häuschen jetzt leersteht und dass wir dort wohnen können, wenn wir uns damit begnügen. »Bleibt doch eine Weile bei uns«, fügt er hinzu, »es ist schön hier.«
    Andrea geht auf Odisseu zu, beugt sich vor, als wollte er ihn umarmen, tritt plötzlich einen Schritt zur Seite und läuft in Richtung Ortszentrum. Hinter der ersten Kurve verschwindet er. Da er auf meine Rufe nicht reagiert, springe ich ins Auto und halte neben Odisseu, der seine Leibesfülle schnaufend auf den Beifahrersitz zwängt – gelenkig ist er nicht. Bei den ersten Häusern hole ich Andrea ein, er rückt eine Glocke zurecht, die an einer Türe hängt, und lässt sie klingeln.
    »Steig ein«, sage ich, und weiter geht’s. Odisseu hält die Hand aus dem Fenster und dirigiert mich durch bunte, stille Gässchen. Irgendwann breitet er die Arme aus: Ab hier müssen wir zu Fuß weitergehen. Über einen schmalen Pfad gelangen wir auf eine Klippe, an deren Rand ein paar kleine Behausungen stehen, mit Blick auf den Ozean. Die Haustür ist nicht abgeschlossen. Die Küche ist winzig, es gibt zwei gemütliche, schlichte Schlafzimmer, man hört das Geräusch der Wellen. Ich fühle mich wie im Paradies. Andrea inspiziert jeden Winkel, öffnet alle Schränke, findet unter anderem ein paar Töpfe, reiht auf dem Fensterbrett einige Gläser auf, die alle verschieden sind.
    Odisseu kramt in einer Schublade und zeigt uns einen Rahmen mit drei Fotografien. Ich erkenne Joana, obwohl sie hier noch jünger aussieht. »Das ist Imacolada«, sagt er, »und das Roxana.« Sie ähnelt mehr der Großmutter als der Mutter, die gleichen Lippen, die stechenden schwarzen Augen. Imacolada ist die Einzige, die einen fragenden Blick hat. Offenbar konnte ihr niemand eine Antwort geben.
    Ich zeige Andrea das Foto von Roxana. Schön, natürlich.
    Odisseu ist wie ausgewechselt. »Bis später«, sagt er, »wenn ihr was braucht, findet ihr mich im Restaurant.« Schon ist er fort. Keinerlei Formalitäten. Wir können ein und aus gehen, als ob alles auf der Welt ganz einfach wäre.
    Wir haben ein Häuschen ganz für uns, und gleichzeitig befinden wir uns im luftleeren Raum: Wir sind mit einem in winzige Stücke zerrissenen Brief nach Arraial gekommen, und es ist niemand da, um ihn entgegenzunehmen. Mein Bauch ist ein wenig durcheinander. »Andre, was machen wir hier?«
    »Baden«, sagt er, entschlossen wie immer.
    Nun ja, wir sind kreuz und quer durch Amerika geflattert wie Wildenten, die die Orientierung verloren haben, jetzt brauchen wir mal etwas Normalität, einkaufen, Wasser, Brot, ein paar Kekse fürs Frühstück.
    Ich weiß nicht, wie lange, ich weiß nicht einmal genau, warum, aber jetzt will ich erst einmal hierbleiben. Das könnte die letzte Station unserer Reise sein.
    Kaum haben wir die ersten Schritte in Arraial d’Ajuda getan, begegnen wir wieder Odisseu, an der Tür seines Lokals. Soeben hat er ein Schild angebracht: »Der Brief für Roxana ist angekommen.« Er fragt uns, ob es Probleme gibt, »nein«, antworte ich, und es ist die Wahrheit.
    »Ausgezeichnet, dann kann Andrea übermorgen bei einem Fest mit dabeisein. Da sind die jungen Leute unter sich, am Meer. Eine gute Gelegenheit, um Freundschaften zu schließen…«
    »Ich weiß nicht recht«, sage ich.
    »Wieso? Fehlt dem Jungen irgendwas?«
    Ich reiße die Augen auf, als würde er mich auf den Arm nehmen. »Machst du Witze? Der Junge ist autistisch!«
    »Ach so, du hast mir schon einen Schrecken eingejagt. Ich dachte kurz, er hätte womöglich eine Krankheit…«
    Odisseu meint es ernst.
    »Und, was ist mit dem Fest?«
    Wir werden es uns überlegen, ich kann mir nicht vorstellen, dass er allein zurechtkommt, unter lauter Leuten, die er nicht kennt.
    Mit Taschen voller Lebensmittel gehen wir wieder zu unserer Klippe hinauf, zum ersten Mal seit unserer Abreise koche ich, in Joanas Töpfen und mit ihren Kochlöffeln. Wahrscheinlich riecht sie es bis nach Panama. Nach dem Essen legen wir uns in die Hängematten auf der Veranda und schauen hinunter aufs Meer. In meinen Händen drehe ich eine Rolle Tesafilm hin und her. Endlich. Ich werde ihn wieder zusammensetzen, diesen Brief. Stille umgibt uns, und wir versinken in der Nacht von Arraial.

Postboten
     
    In der Nacht hat der Wind die Hängematten, die Kissen, die Handtücher und alles, was sonst noch da war, von der Veranda gefegt. Von dem Krach bin ich aufgewacht und in den Regen hinausgelaufen, den davonkullernden Kissen hinterher, und habe die Handtücher

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