Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
genetischen Fingerabdrucks dabeihatte, die Gail Lee ihr am späten Nachmittag gemailt hatte.
Buffet knallte den Hörer auf die Gabel und humpelte zu einem freien Stuhl, hinter dem er Aufstellung nahm. Die anderen beiden Clubbesitzer blieben auf der Couch sitzen, von wo aus sie das Geschehen gut im Blick hatten.
»Hat jeder diese Farce von einem Promi-Interview mit Jansons Witwe gesehen?«
Kopfnicken reihum.
»Nun«, setzte einer der Anwälte an, »bis jetzt wurde noch niemandem eine Vorladung zugestellt, wir haben also genügend Zeit, ihre Behauptungen öffentlich zu diskreditieren.«
Masterton stand auf und goss sich an der Bar einen Scotch ein. »Mit ihrer widerwärtigen Zurschaustellung von Sexspielzeug und diesen scheußlichen intimen Details hat sie unser aller guten Namen in den Schmutz gezogen. Es ist schlimm genug, dass Pete Janson Selbstmord begangen hat, aber diese andere Geschichte, das ist wirklich das Allerallerletzte.«
Anya fand es pervers, dass diesem Anführer einer Glaubensgemeinschaft Masturbation verdammenswerter erschien als eine Gruppenvergewaltigung. Masterton unterhielt Frauenhäuser für die Opfer häuslicher Gewalt, doch für die Gewaltakte seiner Spieler gegen Frauen war er offenkundig blind.
Kitty Rowe hielt ein Glas Weißwein in beiden Händen. »Die ganze Chose war durchchoreografiert. Die Frau hatte ihren Part viel zu gut einstudiert, vom Neigen des Köpfchens bis zum Flattern der falschen Wimpern. Das stank förmlich nach einem gewieften Manager und einem perfekt eingespielten Produktionsteam.«
»Dann können wir Jim Horan schon mal ausschließen«, sagte Buffet. »Der ist nämlich ein absoluter Volltrottel.«
»Ich stimme zu, dass das eine Nummer zu groß für ihn war«, bestätigte Kitty Rowe. »Der Produzent war so kollegial, mich vor der Ausstrahlung der Sendung anzurufen und mir mitzuteilen, dass Terri Janson ab sofort von Max O’Connor vertreten wird.«
Rosseter neigte sich Anya zu. »O’Connor ist ein echter Rettungswagenjäger. Er schnappt sich die, die ›wie durch ein Wunder überlebt haben‹, die ›Opfer, für die praktisch keine Chance besteht‹, und macht sie zu großen Stars. Er taucht immer so schnell am Ort eines Unglücks auf, dass man meinen möchte, er hätte es selbst inszeniert.«
Anya erinnerte sich an Terri Jansons Anruf in Horans Büro, da hatte es geklungen, als habe er einen Auftrag für sie akquiriert. Offenbar hatte dieser Manager ihr deutlich mehr geboten, und das schnell. Sie dachte daran, wie Horan Terri beim Anblick ihres toten Mannes getröstet hatte.
»Horan versucht, ein Buchprojekt über Janson und sein skandalöses Sex- und Drogenleben zu verschachern«, fügte Kitty Rowe sarkastisch hinzu.
Anstatt die Drogen die Hoteltoilette hinunterzuspülen, hatte Horan sie wahrscheinlich für seine eigenen, kommerziellen Zwecke eingesteckt.
Mit dem Drink in der Hand ging Masterton auf und ab. »Wir haben hier Familienwerte zu repräsentieren. Diese Janson und Horan werden das zunichtemachen. Wie können wir verhindern, dass sie alles zerstören, wofür wir stehen? Wir dürfen nicht vergessen, dass sehr viele Menschen ihr täglich Brot mit dieser Mannschaft verdienen. Unsere Verwaltungsangestellten, die PR -Leute, gefährdete Jugendliche, die die Programme verteilen. Ohne diesen Club stehen all diese Menschen ohne Arbeit da. Gottesfürchtige Christenmenschen, die alles für uns aufopfern.«
Buffet knallte die Faust auf den Tisch. »Beruhige dich, Bentley. Jeder hier weiß, dass du für einen Großteil unserer Angestellten und Ehrenamtlichen verantwortlich bist, aber jetzt müssen wir uns aufs Wesentliche konzentrieren.«
Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Als Erstes müssen wir abklären, ob Jansons Frau tatsächlich Chancen hätte, uns auf Tod durch Fremdverschulden zu verklagen. Pope? Wie stehen wir medizinrechtlich da?«
Der ältere Arzt strich sich das lichter werdende Haar hinters Ohr. »Dr. Rosseter vergewisserte sich mit einem neurologischen Test, dass er orientiert und aufnahmefähig war und ihm seine Körperfunktionen uneingeschränkt zur Verfügung standen. Janson erklärte, keine Kopfschmerzen zu haben, und bat darum, weiterspielen zu dürfen. Rosseter hat den Vorfall und die Ergebnisse der neurologischen Befragung gemäß den Empfehlungen der Liga dokumentiert.«
Rosseter nickte.
»Wenn die Frage gestattet ist«, bemühte Anya sich um größtmögliche Diplomatie, »hat Janson nach dem Zusammenprall das
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