Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
war noch in der Schule und käme erst in ein paar Stunden heim. Sie musste warten, ehe sie anrufen konnte.
Ethan trank das Bier aus und bestellte ein neues, während Anya auf Weißwein umstieg. Sie nutzte die Gelegenheit, um die Kellnerin zu fragen, ob heute Nacht eine Party steige.
Die Kellnerin warf einen kurzen Blick auf die Frauenhäuflein am Tresen. »Die haben spitzgekriegt, dass etliche Spieler hier einquartiert sind, und wissen, dass die Jungs nach dem Abendessen gern noch in der Bar vorbeischauen.«
»Das sind alles Groupies?«
»Ja.« Die Kellnerin wischte den Tisch ab. »Die tauchen immer auf, wenn eine Mannschaft hier absteigt.«
Anya fragte sich, ob auch nur eine von ihnen je auf den Gedanken gekommen war, sie könne vergewaltigt werden oder sich eine Geschlechtskrankheit zuziehen, wenn sie mit einem Spieler anbandelte.
Ethan plagten andere Sorgen. »Es gibt Menschen, die würden alles geben, nur um weiterzuleben, von Gesundheit und Schmerzfreiheit will ich gar nicht reden. Und Keller schmeißt sein Leben weg, einfach so.« Er schnippte mit dem Finger.
»Schmerz ist nicht notwendig körperlich«, warf Anya vorsichtig ein, da sie nicht verstand, wieso Ethan Kellers Tod so nahe ging. »Niemand kann wirklich wissen, was ein anderer durchmacht.«
Ethans Verletzlichkeit weckte in ihr den Wunsch, ihn zu trösten, aber sie wusste nicht recht wie. Schweigend tranken sie, und Anya beobachtete die aufgetakelten Frauen, bis eine Prozession hünenhafter Männer wie Rockstars in der Bar Einzug hielt. Die Tresengäste drehten sich um, Kiefer klappten herab, und etliche Frauen kreischten und riefen die Spieler beim Namen.
»Wissen Sie, welche Bombers-Spieler der Vergewaltigung gestern bezichtigt werden?«, fragte Anya.
»Ein paar von ihnen haben Sie schon kennengelernt. Da wäre zum Beispiel Pistol Pete Janson, der Sie auf Anhieb schwer beeindruckt hat.«
Der vorlaute Macho aus den Seminaren am Vormittag.
»Steht sein Kumpel McKenzie auch auf der Liste?«
»Gewiss, und dazu noch einer, der einen vernünftigeren Eindruck hinterlassen hat. Ein Afroamerikaner aus der ersten Reihe. Ein gewisser Alldridge. Mindestens zwei Nachwuchsspieler sollen mit im Zimmer gewesen sein, aber das überprüfen wir noch.«
»He, Catcher.« Ein Spieler, den Anya nicht kannte, klopfte Ethan auf den Rücken.
»Dr. Crichton kennst du wohl schon«, entgegnete er.
Dem Spieler dämmerte, wer da saß, und er machte sich rasch aus dem Staub. Ein zweiter näherte sich und drehte ab, sobald er Anya erblickte.
Die Kellnerin brachte die nächste Runde und flüsterte Ethan ins Ohr, während sie etwas in seiner Hemdtasche verschwinden ließ.
»Herzlichen Dank, Jungs«, rief er, als er das Päckchen Kondome herauszog und in die Höhe hielt. »Sehr witzig.«
Lautes Gejohle brandete auf, und Anya wurde rot. Sie meinte, auch in Ethans Gesicht eine vorübergehende Rötung zu bemerken.
Die Musik wurde lauter und der Beat kräftiger. Sie konnte durchaus nachvollziehen, was die Mädchen so reizte. Viele der Männer sahen gut aus, hatten muskulöse Körper und das Selbstbewusstsein von Hollywoodstars. Der Alkohol floss, und man kam sich näher. Ein paar Mädchen fingen an, alleine zu tanzen, und schnell hefteten sich alle Blicke auf sie. Die Luft knisterte vor Pheromonen.
Ein kleinerer, untersetzter Mann mit einem Bier in der Hand fragte, ob er sich zu ihnen setzen dürfe. Anya war froh um die Ablenkung.
»Ihr Vortrag heute hat mir sehr gefallen«, brüllte er durch den Lärm. »Ich dachte, ich kenn mich da ganz gut aus, aber manches von dem, was Sie gesagt haben, war echt der Hammer.«
Sie freute sich über die Rückmeldung und wusste nun, dass wenigstens ein paar der Jungs zugehört hatten.
Der Mann spielte mit dem goldenen Reif an seinem linken Ringfinger. »Da bin ich froh, dass ich verheiratet bin und mir über diesen Kram keine Sorgen zu machen brauche.«
»Wie lange schon?«, fragte sie.
»Sieben glorreiche Jahre. Collegeliebe. Wir haben zwei Mädels, sechs und vier. Schauen Sie mal!«
Er zückte die Brieftasche und präsentierte stolz ein Bild der drei Frauen in seinem Leben, die er namentlich vorstellte. Sie gingen ihm über alles.
Es war rührend, wie dieser sogenannte Gladiator von seiner Familie schwärmte. »Sie sind entzückend«, bestätigte sie aus ganzem Herzen.
»Diese Filme, die Sie vorgespielt haben, die haben mich zum Nachdenken gebracht. Wissen Sie, wenn einer so was mit meinen Töchtern machen würde, ich würde
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