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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
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Mikrochip, konnten diese Biester einem damals das Leben zur Hölle machen, wenn es nicht nach ihrem elektronischen Dickschädel ging. Harald hörte noch die quiekende Stimme: »Füttere mich, sing ein Lied...«

    »In 80 Metern links fahren«, meldete sich das Olgagotchi.
    Harald bog ab, diesmal funktionierte es sogar. Er fuhr wieder durch Reihenhaussiedlungen, passierte eine weitere Kindertagesstätte, bog auf Befehl von Olga wieder links ab und fuhr auf die nächste Kreuzung zu. »In 100 Metern rechts abbiegen«, summte das Gerät. Harald blinkte, lenkte – und stand wieder vor der Baustelle im ersten Ort, an der seine Odysee begonnen hatte. In seinem Kopf entstand das Bild eines gewaltigen Vorschlaghammers, mit dem er lustvoll auf Olga 2000 eindrosch.
    »Jetzt reicht’s. War eine Schnapsidee«, murmelte Harald. Er tippte mit dem Kugelschreiber auf der verschmierten Olga herum und hob die Autobahnsperre auf. Dann aktivierte er erneut die Navigation. Nach kurzer Rechenpause schickte ihn Olga in die der Baustelle entgegengesetzte Richtung und tat so, als wäre nichts geschehen. Harald biss verkrampft die Zähne zusammen. Es war stockdunkel, als er ein Autobahnschild erblickte. »Jetzt rechts auf die A1 fahren«, mahnte seine Begleiterin. Trotz der Finsternis erkannte Harald, dass er an der Ausfahrt war, an der er eine Stunde vorher die Autobahn verlassen hatte. Der Stau war auch noch da, Harald reihte sich ein. Weiter vorne sah er eine Nebelschlussleuchte. Es waren die Damen im grünen VW. Harald winkte, doch sie schauten nicht hin. Es war ja auch zu dunkel.
    Am späten Abend erreichte Harald Bonn. Olga jagte ihn durch finstere Nebenstraßen, immer wieder einmal meinte er, eine bestimmte Straßenkreuzung zu identifizieren, weil er sie schon mehrfach passiert hatte, aber es war einfach zu dunkel. Er hatte nicht den Eindruck, dass Olga dieses Gebiet
überhaupt kannte. Wahllos schien sie ihn nach links und rechts zu schicken. Zwischendurch rechnete das System und korrigierte sich danach meistens. Als er zum dritten Mal an einem Schild mit der Aufschrift »Niederdollendorf« vorbeifuhr, begann Harald ernsthaft zu überlegen, einfach sein Hotel anzurufen und nach dem Weg zu fragen.
    »Jetzt links, in die Zielstraße«, sagte Olga überraschend. Harald riss das Lenkrad herum und fuhr in die Straße, um ein Haar hätte er dabei einen entgegenkommenden Wagen gerammt, den er beim Abbiegen übel schnitt. Die »Zielstraße« war holprig und stark abschüssig. Auch standen hier nirgendwo Laternen, eigentlich war es nur düster. Harald kniff die Augen zusammen, da sah er mit einem Mal eine schimmerndeWasseroberfläche. In Panik trat er die Bremse. Die Reifen quietschten, er merkte, dass er mit der vorderen Stoßstange auf einer harten Kante aufsetzte. Harald sprang aus dem Auto – und wäre fast in einen Abgrund gestürzt. Der Epremo hing mit beiden Vorderrädern über einer gemauerten Kante. Davor floss der Rhein. Harald riss die Augen auf und atmete heftig. Olga hatte ihn auf einen Fähranleger geführt. Wenige Zentimeter weiter, und er hätte die nautischen Fähigkeiten seines Wagens testen können.
     
    Der Abschleppdienst kostete 180 Euro, die Werkstatt nahm 1400, weil er die Ölwanne beschädigt hatte. Hinzu kam noch eine Verwarnung wegen schwerer Verkehrsgefährdung, die ein fassungsloser Polizeibeamter ihm verpasste. »Wie kann man denn da reinfahren?«, empörte sich der Beamte.
    »Das System... äh...« Haralds Ausreden hatten schon einmal besser geklungen.

    »Haben Sie etwas getrunken?«, fragte der Mann argwöhnisch.
    »Nein, habe ich nicht, mein Navigationssystem hat mich hier reingeschickt.« Harald reichte dem skeptisch blickenden Polizisten die beschmierte Olga.
    Angewidert schaute der Polizist das Gerät an. »Da macht man sich ja die Finger total schmutzig«, meckerte er. »Wo geht es denn an?«
    Harald nahm Olga verdutzt zurück. Das Display war tot – und auch hektisches Drücken des »On«-Buttons bewirkte nichts. Offenbar hatten gerade jetzt die Batterien ihren Geist aufgegeben.
    »Wir verdoppeln dann mal das Verwarngeld«, beschloss der Uniformierte.
    Mit rund 3000 Euro Tagesgesamtschaden fuhr Harald im Taxi ins Hotel. »Morgen lasse ich auf eigene Rechnung das alte System wieder einbauen«, schwor er sich und rechnete mit leichter Panik aus, wie viel Schokolade er dafür würde verkaufen müssen.

    Die zehn wichtigsten Vorfahrtsregeln
    Nur so kommen Sie in vertretbarer Zeit zum Ziel

    1. Die

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