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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
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machte sich der Bremskraftverstärker des Epremo positiv bemerkbar. »Mit meiner alten Karre wäre ich jetzt mindestens 40 Euro los«, ging es Harald durch den Kopf. »Nun gut – Gefahr vorbei!« Zackig passierte er eine Fußgängerinsel.Wenn das die »Route der Sicherheit« war, konnte er beruhigt Gas geben und würde überpünktlich in München ankommen, wo er dann in aller Ruhe ein Hemd würde aussuchen können.
    Bald darauf kam er nach Laatz. Ein quer über die Straße gespanntes Spruchband informierte, dass hier einmal ein bayerischer König genächtigt hatte. Gleich hinter dem mit irgendwelchen Wappen prächtig geschmückten Ortseingangsschild war eine Digitalanzeige installiert. »Sie fahren 59«, las Harald, und ein Smiley schaute ihn böse an. »Die sind
ja lustig«, rief Harald und beschleunigte. Mal sehen, ob er beim nächsten über 70 kommen würde. Er bretterte an einem Herrgottswinkel vorbei über eine Brücke, die über einen kleinen Wildwasserfluss führte. »Sie fahren 71«, zeigte das zweite Gerät, und der Smiley schien noch grimmiger dreinzublicken. »Bingo«, triumphierte Harald und drückte noch ein wenig aufs Gas. »Ob die auch dreistellig können?«, fragte er sich. Als er an einer Schulklasse vorbeidonnerte und zwei der Schüler, die auf der Bordsteinkante balanciert hatten, entsetzt zur Seite sprangen, kam Harald wieder zur Besinnung. Es war nicht in Ordnung, innerorts derart zu rasen, besann er sich. Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da trat am Ende der Straße ein Polizist auf die Straße und winkte mit einer rotleuchtenden Kelle. »Verdammt, ich dachte, die Dinger zeigen nur die Geschwindigkeit an«, schoss Harald durch den Kopf, dann fuhr er auf die Busspur, auf die ihn der Beamte lotste. Harald ließ die Scheibe runter.
    »Schönen guten Tag«, begrüßte ihn der Polizist, nahm seine Mütze ab und schaute freundlich in den Epremo.
    »Ja, natürlich, guten Tag«, murmelte Harald und hätte sich wegen seiner kleinen Eskapade in den Hintern beißen können.
    »Haben Sie vielleicht unsere elektronischen Geschwindigkeitsmesser gesehen?«, fragte der Uniformierte zuckersüß.
    »Ja, habe ich gesehen«, gestand Harald. Er konnte das zum Tod nicht ausstehen, wenn diese Polizisten Katz und Maus spielten. Sollte er doch einfach sagen, was es kostete. »Wie viel war es?«, fragte er den Beamten.
    Der rothaarige Mann schaute etwas konsterniert, dann fing er sich jedoch und strahlte wieder über beide Wangen.
»Ganz wunderbar! Ganz wunderbar. Warten Sie doch bitte einen Moment.« Der Mann wandte sich ab und verschwand hinter einem der beiden Polizeitransporter, die diskret in einer Einfahrt versteckt waren.
    Harald schaute auf die Uhr. Hoffentlich machten die schnell, er musste schließlich rechtzeitig in München sein. Irritiert bemerkte er, dass der Beamte gar nicht seinen Führerschein und die Fahrzeugpapiere mitgenommen hatte. Ehrlich gesagt, hatte er sie nicht einmal verlangt.
    »So, da sind wir wieder«, lachte der rothaarige Polizist. Hinter ihm standen jetzt noch zwei weitere Beamte, die befremdlicherweise auch lächelten. »Nehmen Sie sich doch bitte zehn Minuten Zeit – und füllen Sie diesen Fragebogen aus«, sagte ein älterer Polizist mit schütterem Haar und reichte Harald einen Stoß gelber Zettel.
    »Aktion Route der Sicherheit«, las Harald. »Sichere Ortsdurchfahrt in Laatz dank neuem Geschwindigkeitsinformationssystem.« Harald schüttelte ungläubig den Kopf. Das war gar keine Geschwindigkeitskontrolle, dämmerte es ihm, die wollten wissen, wie er ihre neuen Smileytafeln fand. Harald schaute in die erwartungsvollen Gesichter der Beamten, dann wandte er sich – nun ebenfalls schüchtern lächelnd – wieder dem Bogen zu. Die Fragen waren knifflig. »Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden? Durch Inserate in der Zeitung, durch Bekannte, durch Hörfunkwerbung, durch andere Maßnahmen?« Harald schaute die drei Polizisten an. »Kann ich bitte einen Kugelschreiber haben?«
    Eine Viertelstunde später war Harald fertig. Er hatte seine Meinung zu Form und Farbe der Anlagen geäußert, seine Gefühle in Bezug auf die Emoticons geschildert, hatte
Verbesserungsvorschläge zu den Standorten gemacht und auf einer Skala von eins bis zehn seinen Gesamteindruck bewertet. Harald gab Stift und Bogen zurück. Die Beamten bedankten sich mehrfach herzlich und winkten ihm schließlich hinterher, als er mit knapp 80 Stundenkilometern aus Laatz herausfuhr. Diese »Route der

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