Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
Vom Netzwerk:
den Knien glatt.
    »Ich werde meine Aufgaben zur vollständigen Zufriedenheit erfüllen, Herr Heidemechels!«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Ihre Augen grün funkeln, wenn Sie wütend sind, GENOSSIN Hädicke?«
    Mit einer versöhnlichen Geste zog mich mein Vorgesetzter auf meinen Stuhl zurück:
    »Ich hoffe doch sehr, Sie rauchen nicht mehr? Behinderte Kinder kommen ja gern bei Raucherinnen zur Welt!«
    »Ich habe nie geraucht!«, schnaubte ich empört.
    »Vielleicht haben Sie dem Rotkäppchen-Sekt zu sehr zugesprochen?«
    Der fiese Heinz versuchte mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht zu schieben, aber ich schlug seine Hand weg: »Ich habe auch nie getrunken!«
    »Nun, dann wollen wir in Zukunft mal ein ganz besonderes Auge auf Sie haben, Genossin Hädicke.«
    Endlich hob der Widerling seinen Hintern von meiner Schreibtischkante und quälte sich die enge Wendeltreppe wieder hinunter. »Auf Wiedersehen, Genosse Arschloch«, murmelte ich ihm hinterher.
    Was für ein taktloser Schweinekerl.
    An diesem Abend kam ich wutschnaubend nach Hause, riss mir die Polyesterbluse vom Leib und warf das Kostüm in die Ecke.
    Heulend berichtete ich meinem Bernd, der bereits gut gelaunt in der Küche werkelte, von diesem Mistkerl. »Der wollte doch glatt MIR die Schuld für Anjas Behinderung geben«, schluchzte ich. »Ich habe unserem sozialistischen Vorzeigestaat kein gesundes Kind geschenkt! Was für ein widerlicher, selbstherrlicher … Oberarsch!«
    »Lauter, Schätzchen, und deutlicher!«, sagte mein Bernd grinsend. »Sonst kann die Krallerin nicht alles verstehen! Und du weißt ja, sie kann so schnell nicht mitschreiben!«
    »Oh, Bernd, ich fühle mich so … Im Grunde wollte er mich nur weichkochen für seine Anmache. Dieses miese Dreckschwein!«
    »Hier. Koste mal. Leipziger Allerlei!« Mit stoischer Ruhe schob mein Liebster mir einen Löffel in den Mund. »Damit du endlich die Klappe hältst.«
    »Hm!« Ich wischte mir die Tränen an seinem Hemdsärmel ab. »Das schmeckt … interessant!«
    »Ich dachte an ein Picknick!« Bernd nahm mich bei den Schultern. »Wie gut, dass Wochenende ist! Wir packen morgen früh unser Kind und alles, was wir für einen Spaziergang in die Saaleaue brauchen. Ich darf die gnädige Frau zu einem hübschen Landausflug einladen.«
    »Dass du an so was denken kannst! Wie soll das denn gehen mit dem ganzen Kram hier? Wir können Anja doch nicht … Und außerdem hab ich so eine Mordswut im Bauch!«
    »Dann gehen wir eben auf den Galgenberg«, frotzelte Bernd. »Du hast die Wahl zwischen großem und kleinem Galgenberg! Je nachdem, wie groß deine Wut ist!«
    »Großer Galgenberg«, stieß ich entschlossen aus.
    I ch kam mir vor wie auf der Flucht, als wir am nächsten Morgen mit Essgeschirr, Proviant, Kinderwagen, Windeln, Decken und Kissen die Landstraße entlangliefen. Die wenigen Insassen vorbeifahrender Trabis und Wartburgs starrten uns dann auch mit einer Mischung aus Mitleid und Fassungslosigkeit an, während sie mit stinkendem Auspuff an uns vorbeiknatterten. (Auch wenn dieser Landstrich heute »Sachsen-Anhalt« heißt: Es kam niemand auf die Idee, für uns Sachsen anzuhalten.) Aber Bernd hatte das einzig Richtige getan: Er hatte sein wutschnaubendes Weib aus der dünnwandigen Platte bugsiert. Bewegung tut gut bei Wut.
    Es war ein herrliches Frühlingswochenende, und plötzlich wurde mir die Schönheit und Weite der un verwechselbaren Landschaft bewusst. Meine Wut ver rauchte, ich dachte daran, welch wunderbaren Mann ich hatte, welch wunderbares Kind unser Leben bereicherte, und wie schön es war, mit diesen beiden Menschen durch die Dölauer Heide zu wandern.
    Nach Stunden erreichten wir den Gipfel des Galgenbergs (auf dem ich vor meinem inneren Auge Genosse Arschgesicht baumeln sah) und ließen uns erschöpft auf unsere Picknickdecke fallen. Vom Dorf unten im Tal schlug es zwölf Uhr mittags.
    »Na, Prinzessin, wie wär’s mit einem leckeren Pudding?«
    Bernd hob unser Kind aus seinem rollenden Untersatz und legte das aufgeregt um sich schlagende und mit den Augen rollende Mädchen vorsichtig auf unsere Decke.
    »Na, wie gefällt dir unser Ausflug?«
    Anja spürte genau, dass dies etwas ganz Besonderes war, und versuchte, den Kopf zu drehen und die ungewohnte Umgebung wahrzunehmen.
    »Nicht so stürmisch, junge Dame. Du kannst nicht den ganzen Wald umarmen!«
    Ich kniete vor den beiden im Gras, bemüht, schnell das richtige Gläschen zu finden, damit unsere hungrige Anja sofort

Weitere Kostenlose Bücher