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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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sicher?“
    „Ja“, gab Daniel zurück. „Was glaubst du, warum ich mitten in der Nacht hier neben dir sitze?“
    „Du hättest zu Hause bleiben sollen.“ Sie klickte auf die Maus, woraufhin eine Galerie kleiner Bilder vor ihnen auftauchte. „Im Ernst, Junge.“
    „Du solltest zu Hause sein.“ Daniel beugte sich vor, während das Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte. Die ersten zehn Bilder zeigten lediglich den toten, bunten Fisch. Es waren Rückblicke in eine Zeit, die in unendlicher Ferne zu liegen schien. „Was treibst du um diese Zeit noch hier?“
    „Das Übliche.“ Rebecca rückte so weit nach vorn, dass ihre Nasenspitze fast den Bildschirm berührte. „Tausend Dinge, die gestern hätten fertig werden sollen. Sieh mal da. Hat sie sich die Haare gefärbt, während du weg warst?“
    Daniel übernahm die Maus und klickte auf Bild Nummer vierzehn. Seine Frau tauchte vor ihm auf. Strahlend schön in Großaufnahme – mit roten Haaren. Sie hatte diesen typischen Was-wird-er-bloß-dazu-sagen-Blick aufgesetzt, ihr Lächeln wirkte unsicher. Daniels Herz krampfte sich zusammen. Die Farbe sah wundervoll aus. Er hatte diese roten Haare nie mit eigenen Augen gesehen. Sie nie berührt. Nie ihr feuriges Leuchten im Schein des Kamins bewundert und gesehen, wie sie sich auf ihren milchweißen Körper ergossen.
    Rebeccas Hand legte sich mitfühlend auf seine Schulter, als ihm die Tränen kamen. Er war wie paralysiert. Eingefroren in der kalten Umarmung der Erinnerungen. Trauer überwältigte ihn, gepaart mit kopfüberhängendem Glück und Ungläubigkeit. Sechs Jahre hatte er mit diesem wunderbaren Wesen geteilt. Sechs kostbare, vollkommene Jahre, deren Erinnerungen seine Seele bis an sein Lebensende mit Liebe erfüllen würden.
    Auf den meisten Fotos lächelte Mary. Susies Feier, so erzählten die Bilder, hatte ihr großen Spaß bereitet. Ein tröstender Gedanke, in dem Bitterkeit mitschwang und sich wie eine Faust um seine Kehle schloss. Sie hätte weit mehr solcher Tage verdient. Wer oder was war die höhere Macht, die sich herausnahm, zwei Menschen zu trennen, die sich liebten? So rücksichtslos und gleichgültig ob all der Pläne, die sie gemeinsam geschmiedet hatten? Ihm wurde übel vor Wut.
    „Großer Gott.“
    Rebecca stieß ein Keuchen aus, das ihn in die Wirklichkeit holte. Sie entriss ihm die Maus, klickte auf Bild Nummer neunundzwanzig und öffnete die Großansicht. Ein Handgelenk war darauf zu sehen. Eindeutig Marys Handgelenk. Daniel erkannte die Uhr, die er ihr an ihrem zweiten gemeinsamen Weihnachtsfest geschenkt hatte.
    „Nein!“ Das Wort war kaum mehr als ein hilfloses Keuchen. Ein Laut ungläubigen Entsetzens. Daniel starrte auf das Mal, das die zarte Haut seiner Frau entstellte. Das Brandmal des Phönix.
    „Nein, sie kann es nicht sein. Es war ein Autounfall. Ein Autounfall.“
    „Man hat ihre Leiche nie gefunden. Da war nur das Blut. Kein eindeutiger Beweis.“ Rebecca sank totenblass zurück. „Es tut mir so leid. Kann ich irgendetwas für dich tun? Willst du einen Kaffee? Willst du reden?“
    „Einen Kaffee?“ Daniels Eingeweide verwandelten sich in Eis, nur um eine Sekunde später in Flammen zu stehen. „Ich will keinen Kaffee, verdammt. Becca, wenn das dort das Zeichen der Sekte ist, dann haben sie sie verbrannt. Sie haben sie lebendig verbrannt. Kannst du dir vorstellen, wie sehr Mary gelitten hat? Ich war nicht bei ihr. Ich hätte sie … wenn ich bei ihr gewesen wäre, dann …“
    Er wollte sich Lügen hingeben. Illusionen, die sein Seelenheil ansatzweise gekittet hätten. Doch die Gewissheit war von brutaler Klarheit.
    Razorback …
    Dieser Mann trug die Schuld an allem. Ganz Portland hatte er terrorisiert und Daniel samt seinem Team wochenlang in Schach gehalten. Er trug die Schuld daran, dass er Mary so lange hatte allein lassen müssen. Und doch war diese Schuldzuweisung sinnlos. Eine widerwärtige Kette ineinandergreifender Zufälle reihte sich vor ihm auf.
    „Hör auf damit.“ Rebecca umklammerte sein Gesicht mit beiden Händen. „Gib dir nicht die Schuld. Du sagst selbst, dass jeder mit einem vorbestimmten Schicksal auf die Welt kommt. Erinnerst du dich an Razorback? An den Einsatz, der damals an genau diesem Tag stattfand?“
    Daniel starrte ins Leere. Ihm wurde noch schlechter, sein Magen rebellierte. Alles, was er gelernt und sich angeeignet hatte, wurde bedeutungslos. Wut und Trauer verbrannten seinen Verstand und manövrierten ihn auf eine Grenze zu, hinter der ihm

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