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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Darstellungen zeigen, dass sich Menschen das Universum wie ein Gebäude mit zahllosen Zimmern vorstellen. Alles ist Energie in irgendeiner Form. Und Energie schwingt. Glaubst du wirklich, dass diese Wirklichkeit die einzige ist, Elena? Tatsächlich gibt es so viele Wirklichkeiten, wie es Lebewesen gibt, denn jedes nimmt seine Umgebung anders wahr.“
    „Könnten wir mit dem Wesentlichen fortfahren, Agent Mulder?“ Sie fegte seine Hand von ihrem Knie. „Also, Christine, wie in aller Welt kamen Sie auf die Idee, diese Seelen könnten erlöst werden, indem man ihre Körper lebendig verbrennt?“
    „Drogen.“
    „Ach ja? Bitte um nähere Erklärungen. Was habt ihr euch eingeschmissen?“
    „Wir haben uns nichts eingeschmissen. Man verabreichte den Opfern Drogen, sodass sie auf uns Außenstehende den Eindruck vermittelten, sie befänden sich in seliger Verzückung. Alle lächelten, als sie starben, doch ich sah hinter diese Maske. Ich spürte ihre Schmerzen und der Mann mit den toten Augen spürte sie ebenso. Er ergötzte sich daran. Es machte ihm Freude, diese Männer und Frauen leiden zu sehen. So, wie ich hinter die Maske der Opfer sehen konnte, sah ich auch irgendwann hinter seine. Deshalb sitze ich hier. Weil ich mehr fühle als andere, durchschaute ich seine Lügen. Ich begriff, dass der Mann, den ich über alles liebte, seine Lust am Schmerz hinter strahlenden Bildern versteckte, die er so begnadet malte wie kein Zweiter. Er nutzt die Hoffnungen der Menschen, um sie zu lenken und zu manipulieren. Er spielt mit ihnen wie mit Marionetten. Einfach aus Spaß an der Freude. Wir sind für ihn nicht mehr als ein Zeitvertreib. Und als er versprach, dass der Wechsel in die vierte Dimension nahte, glaubten ihm alle. Nur ich nicht.“
    „Lassen Sie mich raten.“ Elena verschränkte die Arme vor der Brust. „In dieser Dimension sind materielle Dinge unwichtig und damit überflüssig. Eure Konten konntet ihr getrost auflösen, und er ist so nett, das Geld für euch zu verwahren.“
    „Ja.“ Christine nickte. „Er behauptete, nach Reinheit und Erlösung zu streben. Doch in Wirklichkeit stand seine Gier der eines gewöhnlichen Menschen in nichts nach. Er war ein Teufel in Gestalt eines Engels. Als ich mich von ihm abwendete, versuchte er zunächst mit der sanften Methode, mich zurückzuholen. Diese Sanftheit verwandelte sich schnell in sein wahres Gesicht. Bald machte er keinen Hehl mehr daraus, dass er bereit war, mich zu töten. Er verletzte, verfolgte und bedrohte mich, aber ich war mindestens so widerspenstig wie er. Ich verschwand aus meiner Wohnung, schlief jede Nacht in einer anderen Absteige unter fremdem Namen und las vor zwei Tagen den Artikel über Ihre Ermittlungen.“
    „Benutzte man Dornen, um die Opfer zu betäuben?“, fragte Daniel sanft. „So einen fanden wir nämlich letzte Nacht.“
    „Ja. Dornen von einem afrikanischen Strauch. Keine Ahnung, wie der Name lautet. Kurz vor der Zeremonie gab man den Opfern einen Trank, der die Wirkung der Betäubung aufhob und zugleich für einen tranceartigen Zustand sorgte, in dem sie den Eindruck seliger Verzückung erweckten.“
    „Wo fanden diese Opferungen statt?“, fragte Elena.
    „Ich war nur bei dreien dabei. Jedes Mal war es ein anderer Ort, immer am Meer. Wir fuhren in fensterlosen Transportern, nur das Oberhaupt und sein engster Vertrauter kannten den Weg.“
    „Kennen Sie den Namen des Vertrauten?“, fragte Daniel. „Können Sie ihn beschreiben?“
    „Nein. Ich habe ihn nur ein Mal gesehen, und dann auch nur von Weitem. Er schien relativ jung zu sein. Und blond. Jedenfalls waren es immer lange Fahrten. Bei der zweiten Zeremonie schienen es Stunden gewesen zu sein.“

Elena nickte, während Daniel eifrig auf die Tastatur einzuhacken begann, um die Informationen in einem Protokoll festzuhalten. Anscheinend funktionierte seine Erinnerung tadellos. Es währte gute zehn Minuten, bis er das Wort wieder an Christine richtete.
    „Wenn Sie mir nun noch Personenbeschreibungen geben könnten? Und zwar so genau wie möglich.“
    Die Frau nickte. Tonlos spulte sie alles herunter, bis sie auf ihrem Stuhl zu schwanken begann. Daniel, dem die Anzeichen schwerer Müdigkeit nicht entgingen, speicherte das Protokoll ab, half der Zeugin auf und brachte sie aus dem Zimmer.
    Während der nächsten halben Stunde, die Elena allein in dem Büro verbrachte, arbeiteten ihre Gedanken fieberhaft. Sie zeigten die Hektik und Verwirrung erschrockener Vögel, sodass es ihr

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