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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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testen, ob Dr. Fordham aufrichtig zu ihr war. Sie wusste nämlich von ihrem Vater, dass der Adoptionsantrag in die Mühlen der Bürokratie geraten war und John und Lorna den Papierkrieg, die Befragungen und Termine mit dem zuständigen Amt bald satt gehabt hatten. Als ein Freund ihnen vorgeschlagen hatte, sie mit jemandem bekannt zu machen, der Adoptionen auf privatem Weg vermittelte, hatten sie sofort zugestimmt.
    »Die offiziellen Stellen sahen es nicht gern, das ist richtig«, erwiderte die alte Dame vorsichtig. »Es gibt genug skrupellose Menschen. Aber Ärzte lernen oft Mädchen kennen, die in Schwierigkeiten sind, und kennen andererseits Paare, die sich sehnlichst ein Baby wünschen. Sie dürfen nicht denken, dass ich hier so etwas wie ein Heim für ledige Schwangere führte, meine Güte, nein!«
    »Das wollte ich auch nicht andeuten«, versicherte Daisy rasch. »Ich möchte nur verstehen, wie ich gerade an John und Lorna vermittelt wurde.«
    »Die Leute, für die Ellen in Bristol gearbeitet hat, brachten sie zu mir, damit ich sie untersuche. Sie sollte später in ein Heim für ledige Schwangere ziehen. Wie es der Zufall wollte, hatte ich Freunde in London, die John und Lorna gut kannten. Ich wusste, dass sich die beiden von der staatlichen Stelle im Stich gelassen fühlten, weil sie nur hingehalten wurden. Mir war auch bekannt, dass sie anständige Leute waren, die einem Kind alles bieten konnten. Ob Junge oder Mädchen, das war ihnen gleichgültig, sie wollten nur ein Baby. Als ich Ellen sah, die so ein liebes Ding war, musste ich sofort an John und Lorna denken. Ich hatte so ein Gefühl, dass das die perfekte Kombination wäre.«
    Da Daisy fast genau das Gleiche von ihrem Vater gehört hatte, fasste sie Vertrauen zu Dr. Fordham.
    »Andere Umstände spielten allerdings auch noch eine Rolle«, fuhr die Ärztin fort. Ihre Miene verdüsterte sich, als bereitete ihr dieser Teil der Geschichte Unbehagen. »Die Familie, für die Ellen gearbeitet hat, wollte sie auf keinen Fall verlieren, weil die Kinder bei ihr in den besten Händen waren. Wäre Ellen nun den normalen Weg über ein Heim für ledige Schwangere gegangen, wo sich die Mutter sechs Wochen lang um das Neugeborene kümmert, wäre sie vielleicht versucht gewesen, ihr Baby zu behalten. Diese Familie handelte also auch in ihrem eigenen Interesse, als sie Ellen zu einer privat vermittelten Adoption riet, bei der das Baby der Mutter unmittelbar nach der Entbindung weggenommen wird.«
    »Das heißt, Ellen wurde dazu gedrängt«, murmelte Daisy.
    Dr. Fordham seufzte. »Ja, so könnte man sagen. Natürlich nicht von mir, ich habe nur vermittelt, und damals waren wir alle davon überzeugt, dass es so das Beste für Mutter und Kind sei. Aber jetzt, da ich älter und klüger geworden bin, denke ich rückblickend, es wäre besser gewesen, Ellen mehr Zeit zu geben und sie ausführlicher zu beraten.«
    »Glauben Sie, sie hätte mich dann vielleicht behalten?«
    Dr. Fordham sah sie prüfend an. »Wer kann das schon sagen? Das waren andere Zeiten damals, schwere Zeiten für eine ledige Mutter. Sie wollte das Beste für ihr Baby, und John und Lorna waren das perfekte Paar. Ich hatte nie die geringsten Bedenken, was die beiden betraf, und ich war glücklich, dass ich ihnen ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen konnte. Aus heutiger Sicht jedoch scheint mir, dass wir nicht fair zu Ellen waren.«
    »Wissen Sie, wo sie heute lebt?«, fragte Daisy.
    Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Ich hatte das letzte Mal Kontakt zu ihr, als ich ungefähr sechs Jahre nach der Adoption einen Brief und Fotos von Ihrer Mutter an sie weiterleitete. Natürlich nicht den Originalbrief, sondern eine Kopie ohne Absenderadresse. Ellen arbeitete damals noch in der Schule für behinderte Kinder in South Bristol, wo sie eine Stelle angenommen hatte, nachdem sie bei der Familie mit den zwei Kindern gekündigt hatte. Als ich Ihren Brief bekam, habe ich beim Schulamt nachgefragt, ob sie immer noch im Schuldienst ist, aber anscheinend hat sie neunzehnhundertachtundsiebzig den Dienst quittiert. Damals war sie noch unverheiratet.«
    Daisy rechnete schnell nach. Ellen müsste zu jener Zeit einunddreißig gewesen sein. »Vielleicht hat sie aufgehört, weil sie heiraten wollte.« Das würde die Suche nach ihr freilich wesentlich erschweren.
    Die Ärztin nickte. »Möglich. Sie hat mir jahrelang regelmäßig geschrieben, aber dann hörte ich plötzlich nichts mehr von ihr. Ich nahm an, der Brief von Ihrer Mutter

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