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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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dahinrollte, desto bedrohlicher kam ihr die Dunkelheit ringsumher vor. Nirgendwo war ein Licht zu sehen, nur tiefschwarze Nacht, die sich über sie legte und sie schier erdrückte.
    Vor ihr tauchte eine Tankstelle auf. Ihr goldenes Licht flutete über die Straße, und Josie fing wieder an zu weinen. Sie wusste selbst nicht, ob aus Erleichterung oder aus Angst, aussteigen und tanken zu müssen.
    Das nackte Grauen erfasste sie, als sie die Tür öffnete und ausstieg. Hinter der Glasscheibe des Tankstellenshops stand ein Mann und beobachtete sie. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie kaum den Tankdeckel abschrauben konnte. Das Surren der Zapfsäule erschreckte sie noch mehr. Sie warf ängstliche Blicke nach allen Seiten und glaubte Augen in der pechschwarzen Nacht, die die Lichtoase einschloss, funkeln zu sehen. Hastig hängte sie die Zapfpistole wieder ein, sprang ins Auto und raste, das Gaspedal bis zum Boden durchgetreten, los, ohne zu bezahlen.
    Die Angst schnürte ihr den Atem ab. Sie entdeckte ein Hinweisschild nach Bodmin, und der Name schien etwas zu bedeuten, aber sie wusste nicht, was. Und dann kam dieser komische Wagen auf sie zu, und sie riss das Lenkrad herum, weil sie meinte, einen Zusammenstoß vermeiden zu müssen.
    Die Landstraße führte in eine Stadt. Die Straßenbeleuchtung war eingeschaltet, und sie erschrak heftig, als sie an der Kathedrale auf der rechten Seite und den Häusern gegenüber Truro wiedererkannte. So vertraut war der Anblick, so tröstlich.
    »Ich fahr heim«, murmelte sie vor sich hin. »Ich fahr heim. Wenn ich dort bin, wird alles gut. Nur noch ein paar Meilen.«
    Doch als sie nach Falmouth abbog und aus der Stadt hinaus und von neuem in die Finsternis fuhr, kehrte die Angst stärker als zuvor zurück. Die Baumkronen über der kurvenreichen Straße berührten einander. Die Autoscheinwerfer strichen über grässliche Fratzen an den Baumstämmen hinweg, und es regnete so heftig, dass die Scheibenwischer keine Chance hatten.
    Nichts war ihr hier vertraut. Sie gelangte an einen riesigen Kreisel, den sie noch nie gesehen hatte, danach an einen zweiten. In der Annahme, die falsche Abzweigung genommen zu haben, fuhr sie noch einmal durch den Kreisel und bog in eine andere Straße ein, die, wie sie glaubte, nach Maenporth führte.
    Die Häuser waren denen ähnlich, die sie kannte, doch plötzlich waren da keine Häuser mehr, und die Straße schlängelte sich zwischen hohen Hecken bergab. Müsste sie nicht längst am Ufer sein? Dreizehn Jahre waren zwar eine lange Zeit, aber so sehr konnte sich die Gegend doch nicht verändert haben, oder?
    Die Straße machte eine scharfe Rechtskurve, was sie darin bestätigte, falsch abgebogen zu sein, aber sie fuhr dennoch weiter. Irgendwann würde sie sicher Lichter oder einen Wegweiser sehen.
    Vor ihr tauchte ein von kleinen weißen Häusern umgebener Dorfanger auf. Eine Telefonzelle, deren gelbe Beleuchtung in der Dunkelheit blendete, stand auf dem Gras. Über ein niedriges Haus hinweg konnte sie direkt vor sich das Meer sehen – nichts kam dem Funkeln von Wasser gleich.
    Alles hier war ihr fremd. Sie fuhr langsamer, blickte sehnsüchtig zu der Telefonzelle hinüber. Aber wen hätte sie anrufen können?
    Schlagartig lichtete sich das Dunkel über ihrem Verstand, und die Erinnerung kehrte zurück. Die Banknotenbündel und der Schmuck in dem Kosmetikkoffer auf dem Beifahrersitz. Die Koffer voller Kleider und Schuhe im Fond und im Kofferraum. Sie hatte Daisy höchstwahrscheinlich getötet; ihre Leiche würde bald entdeckt werden, weil ihr Auto auf dem Parkplatz hinter dem Haus in Askwith Court stand, und dann würden sie die Verfolgung aufnehmen.
    Josie schlotterte vor Kälte am ganzen Körper, obwohl sie die Heizung voll aufgedreht hatte. Sie hielt an, ließ sich aufs Lenkrad fallen und versuchte nachzudenken.
    Wieder einmal hatte es sie gegen ihren Willen nach Cornwall verschlagen. Es würde vermutlich zu spät sein, um ins Ausland zu fliehen, zumal sie nicht in der Verfassung war, einen Flughafen zu betreten oder auf eine Autofähre zu fahren. Vielleicht wurde in diesem Moment schon nach ihr gesucht, und wenn nicht, dann würde spätestens morgen früh die Fahndung eingeleitet werden. Ein Hotel? Ausgeschlossen, mit ihren roten Haaren fiel sie überall auf.
    Sie fuhr im Schritttempo um den Dorfanger herum in Richtung Meer. Die solide gebauten, robusten alten Häuser mit den rosenumrankten Eingangstüren weckten den Wunsch, einen Urlaub oder den

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