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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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er verheiratet war, und befürchtet, die Erkenntnis werde ihrer Tochter eines Tages das Herz brechen. Daisy konnte sich nur an einen Satz erinnern, den sie gesagt hatte, als es vorbei war: Eine Frau dürfe ihr Glück niemals auf dem Unglück einer anderen aufbauen.
    Der willkürlichen Reihenfolge nach zu urteilen, hatte Lorna immer wieder in diesen Erinnerungen gestöbert, die eine oder andere Notiz gelesen und wieder zurückgelegt. Eine Betrachtung über ein Ereignis, das zwanzig Jahre zurücklag, fand sich neben einer aus jüngster Zeit. Viele Aufzeichnungen stammten aus Daisys frühester Kindheit und beschrieben Probleme beim Füttern, Besuche im Krankenhaus, wo sie gewogen und geimpft worden war, und ein lustiger Bericht schilderte die Bemühungen, sie ans Töpfchen zu gewöhnen. Ganz zuunterst fand Daisy zwei versiegelte Umschläge.
    Sie öffnete den dickeren zuerst. Er enthielt die Adoptionsunterlagen, ihre Geburtsurkunde, zwei vergilbte Schwarz-Weiß-Fotos und eine Notiz von Lorna. Daisy erinnerte sich, dass ihre Mum ihr diese Unterlagen hatte zeigen wollen, als sie ungefähr dreizehn Jahre alt gewesen war. Sie hatte sich strikt geweigert, auch nur einen Blick darauf zu werfen. Danach war es zu einer Art Spaß zwischen ihnen geworden: Lorna fragte immer wieder einmal, ob sie sie jetzt vielleicht sehen wolle, und Daisy verneinte jedes Mal, obwohl sie, besonders mit sechzehn, ganz gern gewusst hätte, was sich in dem Umschlag befand, aber sie fürchtete, sie könnte ihre Mutter verletzen, wenn sie ihre Meinung plötzlich änderte.
    Sie studierte ihre Geburtsurkunde. Ihr richtiger Name war Catherine Pengelly, ihre Mutter hieß Ellen Dorothy, und als Geburtsort war Bristol eingetragen. Aber dort, wo der Name ihres Vaters stehen sollte, stand in krakeliger Schrift nur:
    Unbekannt.
    Daisy starrte eine ganz Weile auf dieses Wort, das einen so kalten, deprimierenden Klang hatte. Hieß das, ihre Mutter wusste nicht, wer der Vater ihres Kindes war? Oder hatte sie aus irgendeinem Grund seinen Namen nicht angeben wollen?
    Heutzutage konnte das Kind eines unverheirateten Paares unter dem Namen der Mutter oder des Vaters beim Standesamt angemeldet werden; der Vater musste aber in jedem Fall bei der Anmeldung dabei sein. In den Sechzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts waren die Bestimmungen vielleicht noch anders gewesen.
    Daisy hatte immer gewusst, dass sie ein uneheliches Kind gewesen war, das hatte sie nie gestört. Viele Mädchen, mit denen sie aufgewachsen war, hatten ledige Mütter. Und ihre Mutter hätte sie wohl kaum zur Adoption freigegeben, wenn sie in einer festen Beziehung gelebt hätte. Trotzdem haftete diesem »Vater unbekannt« fast etwas von der Trostlosigkeit eines jener Armenhäuser an, wie Dickens sie so oft geschildert hatte.
    Daisy betrachtete die Fotografien. Die eine zeigte zwei junge Mädchen, die sich sehr ähnlich sahen und höchstens zwei Jahre auseinander lagen; beide hatten lockiges Haar wie sie selbst. Auf der Rückseite stand:
Ellen und Josie, 1955. Auf der Farm in Mawnan Smith.
    Das andere Foto war ein Babyfoto von ihr selbst, als sie nur wenige Tage alt gewesen war. Wahrscheinlich war es im Krankenhaus aufgenommen worden. Sie hatte noch keine Haare gehabt, wie ihre Mum gesagt hatte, und ihre Händchen wedelten hin und her wie die Arme eines Seesterns.
    Sie wandte sich Lornas Aufzeichnungen zu, einer Reihe von Fakten, die sie offensichtlich bei der Adoption in aller Eile aufgeschrieben hatte, um nichts zu vergessen. Sehr viel später hatte sie ein Postskriptum hinzugefügt.
Ellen Dorothy Pengelly, geboren 1947. Zog von der elterlichen Farm in Cornwall fort, als sie schwanger war. Konnte sich ihren Eltern nicht anvertrauen. Weigerte sich, die Identität des Kindsvaters preiszugeben, beschrieb ihn lediglich als von weißer Hautfarbe, blond, blauäugig, schlank, athletisch und überdurchschnittlich intelligent.
In der Adoptionsstelle war man der Meinung, es handele sich um einen verheirateten Mann.
Arbeitete während der Schwangerschaft in Bristol als Haushaltshilfe. Anmeldung in einem Heim für ledige Mütter, nahm den Platz dann aber nicht in Anspruch. Adoption wurde privat durch die behandelnde Ärztin arrangiert. Daisy für die Dauer der Routineuntersuchungen bei Pflegemutter vom Krankenhaus untergebracht. Ellen nahm ihre Tätigkeit in Bristol wieder auf.
    Familiengeschichte:
Ellen Pengelly war eine ausgezeichnete Schülerin. Sie war in der sechsten Klasse und bereitete sich aufs Abitur

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