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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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hatte. »Sind Sie beim Zirkus?«, erkundigte sie sich.
    Er grinste. »Du hast es erfasst. Pass auf!«
    Er trat ein paar Schritte zurück, sprang scheinbar völlig mühelos aus dem Stand einen Salto rückwärts und landete wieder auf den Füßen. Ellen blieb der Mund offen stehen. Ein paar Leute, die zufällig in der Nähe waren, blickten ebenfalls ganz erstaunt.
    Der Fremde war nicht einmal außer Atem, als er wieder zum Kiosk kam und die Hand ausstreckte. »Ich bin Pierre, einer der Flying Adolphus Brothers«, stellte er sich vor.
    »Sie sind Franzose?«, fragte Ellen ungläubig und gab ihm die Hand. Seinem Dialekt nach zu urteilen, hätte sie geschworen, dass er aus Nordengland kam.
    »Genauso wenig, wie meine Partner meine Brüder sind«, meinte er augenzwinkernd. »Die kleine Show ziehen wir nur fürs Publikum ab.« Er hob ihre Hand an seine Lippen. »Tu es très jolie, mademoiselle. Verrätst du mir deinen Namen?«
    »Ellen«, sagte sie. Ein Prickeln überlief sie, als er ihre Fingerspitzen küsste. »Aber ich kann nicht weglaufen und zum Zirkus gehen, ich habe immer nur alte Klepper geritten, und ich kann auch keine Kunststücke so wie Sie.«
    »Das könnte ich dir beibringen.« Ihre Hand immer noch in seiner, schaute er ihr in die Augen. »Ich kann dich direkt vor mir sehen, wie du im Scheinwerferlicht stehst und das Seil drehst, an dem ich zum Trapez hinaufklettere. Du trägst ein smaragdgrünes Flitterkostüm und kleine Silbersterne im Haar, und du bist einfach fantastisch.«
    Ellen wusste, er scherzte nur, aber ein Teil von ihr hätte es zu gern geglaubt. Sie war nur ein einziges Mal im Zirkus gewesen, als Zehnjährige mit ihrer Sonntagsschulklasse, und er hatte eine ungeheure Faszination auf sie ausgeübt. Danach hatten Josie und sie wochenlang Zirkus gespielt. In ihren Badeanzügen, eine alte Gardine als Stola um die Schultern drapiert, waren sie in der Scheune herumstolziert und hatten so getan, als wären sie Trapezkünstler.
    »Hier, Ihr Tee«, meinte sie, um ihre Verlegenheit zu verbergen, und schob ihm die Tasse hin. »Zirkus ist nichts für mich. Ich muss noch zwei Jahre zur Schule, und dann gehe ich aufs College oder auf die Universität. Ich jobbe hier nur in den Ferien.«
    »Dann bist du also nicht nur schön, sondern auch noch gescheit«, erwiderte er mit einem herzlichen Lächeln. »Komm doch heute Abend in die Vorstellung. Du kriegst eine Freikarte von mir. Und anschließend stell ich dich den Artisten vor und zeig dir unsere Tiere.«
    Ellen war sprachlos. Wollte er sich mit ihr verabreden oder ihr tatsächlich nur eine Freikarte schenken? Wie auch immer, sein Angebot war zu verlockend.
    »Na, was ist?« Fragend zog er eine blonde Augenbraue hoch. »Hast du Lust?«
    Sie warf einen Blick auf das hübsche Gesicht mit den hohen Wangenknochen und dem lächelnden Mund. Ob sie Lust hatte? Sie würde alles tun, um ihn wiederzusehen. Aber ihr Vater würde bestimmt nicht damit einverstanden sein.
    »Ich weiß nicht so recht«, murmelte sie. Sie überlegte blitzschnell. Ihr Vater brauchte es ja nicht zu erfahren, außerdem hatte er selbst gesagt, sie solle ausgehen und sich amüsieren. »Der letzte Bus nach Hause fährt um halb elf in Falmouth ab, und den muss ich unbedingt erwischen. Wann ist denn die Vorstellung zu Ende?«
    »Rechtzeitig genug«, erklärte er und tätschelte ihre Wange. »Ich muss jetzt gehen, ich will noch eine Runde schwimmen, das gehört zu meinem Training. Ich werde an der Kasse eine Eintrittskarte für dich hinterlegen. Du brauchst nur meinen Namen zu nennen.«
    Bevor sie ihn daran erinnern konnte, dass er seinen Tee nicht bezahlt hatte, hatte er sich schon umgedreht und ging mit großen Schritten über den Strand.
    Ganz außer Atem vor Nervosität, stürzte Ellen kurz vor Ladenschluss in das kleine Modegeschäft in Falmouth, wo sie Anfang der Woche ein cremefarbenes Kleid anprobiert hatte. Zum Glück war es noch da. Sie nahm es, zahlte und lief dann weiter, sich einen Weg durch das Gedränge bahnend, zum Schuhladen Dolcis, der bis halb sechs geöffnet hatte.
    Überall hingen Plakate vom Zirkus, und der Anblick der Adolphus Brothers hoch oben am Trapez, während unten in der Manege Löwen und Tiger den Dompteur anfauchten, jagte ihr einen erregenden Schauer über den Rücken. Die Abendvorstellung begann erst um halb acht. Sobald sie ein Paar Schuhe gefunden hätte, würde sie sich also Zeit lassen können.
    Die Damentoilette im »Harbourside Café« war zwar schummrig, aber es

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