Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
merkwürdigen Geschmack, Chris, aber erzähl jetzt weiter.«
»Der Puma hat mich beschützt.« Es war nicht ganz einfach, seinen Traum in Worte zu fassen. »Das Tier begleitete mich in die Stadt, bahnte mir einen Weg.«
»Außer dir immer dazwischen zu pfuschen, habe ich doch gar nichts getan...«
»Aber Clara hat mich verteidigt. In jenem Laden. Noble war dabei.«
Noble ist eine alte Plaudertasche, dachte sie. »Na gut, das stimmt. Und sie hatten es auch verdient.«
»Ich bin sicher, du hast ihnen ganz schön eingeheizt. Okay - schließlich hat sich der Puma in eine Frau verwandelt.«
Er schwieg, sein Gesicht verdüsterte sich, Traurigkeit lag in seinen Augen.
»Was willst du mir nicht verraten?«
»Sie ... sie taumelte in den Nebel zurück und verschwand.«
»Sie war allein?«
Er nickte.
»Sie ist wirklich - «
»Du!«
»Okay, ich bin wirklich allein zurückgekehrt?«
Traurig nickte er.
»Wenn das so ist, dann stimmt dein Traum nicht«, erklärte sie, »denn ich werde nicht ohne Becket zurückkehren!«
Sie war fest entschlossen, ihn zu verlassen, und dass es ihr so leicht zu fallen schien, schmerzte. »Und wohin willst du ihn bringen, Tori?«
Ihre Blicke trafen sich, ließen einander nicht los.
»Durch die Zeit zurück in mein Jahrhundert.«
Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. Er wartete lediglich auf eine Erklärung.
»Du hattest R echt mit dem Nebel, dem Wasser, dem Geräusch.« Nervös begann sie, mit ein paar Steinchen zu spielen. »Ich folgte Beckets Spur durch einen Wasserfall. Dahinter lag ein Durchgang, der sich in...«, sie hob den Blick und sah Chris an, »... der in dieses Jahrhundert führte.«
Sein Gesicht verschloss sich.
»Ja, ich weiß selbst, wie verrückt sich das anhört.«
»Das war an jenem Tag, als wir uns das erste Mal im Wald begegnet sind? Da warst du gerade erst durch den Wasserfall gekommen?«
»Ja.« Ihr Blick glitt über seine nackte Brust, seine Kleidung aus Hirschleder, und auch sie erinnerte sich an ihr erstes Treffen. »Glaub mir, du warst wahrhaftig der Letzte, den ich zu sehen erwartet hatte.«
Er lächelte, als er daran dachte, wie es weitergegangen war - Victoria, wie sie die drei Betrunkenen verprügelte, Vic Mason in der Zelle - arrogant, frech, und dann von plötzlicher Panik ergriffen.
»Wann hast du begriffen, dass du in eine andere Zeit geraten warst?«
»In deinem Gefängnis.«
Gütiger Himmel, dachte er und versuchte sich vorzustellen, was man empfinden mochte, wenn man sich plötzlich in einer ganz anderen Welt, einem anderen Jahrhundert wiederfand. »Du bist also nicht absichtlich hierhergekommen?«
Sie zog eine Braue hoch. »Glaubst du tatsächlich, ich hätte eine solche Zeitreise freiwillig auf mich genommen? Um Himmels willen, nein! Ach komm, Chris, schau nicht so beleidigt drein!« Sie gab ihm einen spielerischen Stoß. »Ich bin einfach einem Mörder gefolgt und habe nicht drauf geachtet, wohin er mich führt. Ich hatte seine Spur aufgenommen und wollte sie nicht verlieren.«
»Aber hier in der Gegend gibt es doch gar keinen Wasserfall«, wandte er plötzlich ein.
»Nicht auf dieser Seite, aber auf meiner. Samt Fluss. Und ein paar hundert Marshals und FBI-Leute, die die Gegend durchkämmen.« Als er sie fragend ansah, fügte sie hinzu: »Federal Bureau of Investigation.«
Er nickte, doch dann stellte er die nächste Frage. »Aber seitdem sind doch schon ein paar Wochen vergangen!«
»Die Zeit hier läuft anders ab als in meinem Jahrhundert. Ich habe es nachgeprüft, als ich noch einmal zurückgegangen bin.«
Angst hielt ihn plötzlich in ihren Klauen. »Du bist zurückgereist?«
»Vorwärts«, korrigierte sie ihn. »Ich komme aus der Zukunft, Chris. Ich bin ein Kopfgeldjäger aus dem 20. Jahrhundert. Aus dem Jahr 1997.« Wenn er sich von ihr abwenden wollte, dann sollte er es endlich tun und nicht noch wer weiß wie lange warten! »Ich war bei der US-Marine, danach habe ich als Bundesmarshal gearbeitet und schließlich, nach dem Tod meiner Tochter, diesen Job übernommen - weil ich mich als Kopfgeldjäger nicht an die gleichen Spielregeln wie ein Polizist zu halten brauche. Ich habe alles getan, was notwendig war, um solche Verbrecher wie den Mörder meiner Tochter zu fangen.«
Das erklärte ihre Verkleidungen, ihre Abgebrühtheit. »Hast du dafür auch in Kauf genommen, alle zu verlieren, die dich liebten?«
»Sie waren doch eh schon alle tot - Moment mal, du glaubst mir ja!« Victoria schüttelte erstaunt den
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